Samstag, 19. Mai 2012

Von Schweißfüßen und anderen Gerüchen

Von rechts weht ein leichter Schweißgeruch. Axelschweiß. Tippe ich. Ich möchte mich wegdrehen, aber auf den anderen Seite wartet: Mr.Käsefuß. So habe ich ihn getauft, der mir seine Mauken keine 50 Zentimeter entfernt ungewaschen entgegenstreckt.

Nun bin ich selbst kein Wohlfußgerüchler. Aber ich habe vorgesorgt, wie ich es immer mache: Meine Schuhe in Plastiktüten. Neue Socken., Großer Fehler. Ich besitze keine Waffen mehr zur Gegenwehr.

Es stinkt also und ich atme in mein frisches T-Shirt, das ich bei der ersten Fahrpause nach zwei Stunden aus dem Rucksack gepult habe. Dafür musste ich an das Gepäckfach und stellte fest, dass neben meinem großen Rucksack eine lebende Hühnchenfamilie mitfuhr. Genau genommen fuhr sie nur bis zur Hälfte mit, denn dann war Mittagspause.

Und dort gab es nach einiger Zubereitungzeit leckeres frisches Hühnchen.

Es ist schon eine sehr spezielle Erfahrung im Liegebus durch China zu fahren. Als ich die Tagestickets buchte, war ich noch fest der Meinung einen Normal-Bus gebucht zu haben. Es war schließlich mitten am Tage. Falsch. Nun lümmeln wir uns auf diesen elendig schmalen und kurzen Liegen. Die Gänge nicht passierbar. Wohin wollte man auch gehen? Und es schnarcht und stinkt und pupst vor sich hin.

Schlauerweise habe ich meinen MP3 Spieler nicht aufgeladen und ein Buch will ich, ob meiner üblichen Reiseübelkeit in Bussen gar nicht erst probieren. Obgleich ein kotzender Deutscher sicherlich die letzte noch fehlende Geruchsnote in unserem Gefährt sein würde.

Leider kann ich nicht aus dem Fenster sehen, denn ich liege im Mittelgang. Habe also zwei Nachbarn direkt neben mir und auch über mir und neben-über mir. Fenster ahnt man nur.
Ich höre nicht, ich lese nichts, ich schlafe nicht , ich sehe nichts – ich liege. Einfach so. Und versuche zu atmen. So fühlt sich die Ewigkeit an.

Dafür habe ich noch nie eine so eine lange Entfernung so preiswert mit öffentlichen Verlehrsmittel zurückgelegt. Zehn Euro, kein schlechter Deal für 700 Kilometer - vorausgesetzt ich überlebe.

Beim frischen Huhn spricht mich Zhiyuan an. Er sagt nur ein Satz. Der mich ihm für alle Zeiten verbunden macht: "Im Bus stinkts."

Es freut mich, dass ich einen Verbündeten habe. Und meine Geruchsnerven offensichtlich nicht übersensibel und fehlgeleitet sind.

Und weil wir uns so wunderbar verstehen und Zhiyuan nicht nur wahnsinnig nett ist, sondern zu der allgemeinen Gestanksbelästigung ganz offensichtlich kein bisschen beiträgt, beschließen wir Xishuabanna gemeinsam zu entdecken. Er wird vier Tage dort bleiben. Ich fünf.

Wir suchen gemeinsam ein Hotel und  Zhiyuan macht einen preiswerten Deal mit einem Taxifahrer, der uns die nächsten Tage als Privat-Chauffeur zur Verfügung steht.

Als wir abends frischen Fisch vom Grill essen und mit Bier und Cola auf den überstandenen Tag anstoßen, können wir auch schon wieder lachen. Und sogar schon wieder etwas riechen.



Im Schlafbus

Kaum ein Blick nach Draußen möglich

Durch diese Gänge kam ich nur seitwärts

Nicht nur Hühner fuhren mit

Also bis zur Mittagspause jedenfalls

Fliegenfalle

Die Spieße am Abend in Jinghong entlohnten

Anstoßen auf einen überlebten Tag

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