Freitag, 11. Mai 2012

Angst vor einer Armee aus Ton.

Wegen ihnen kam ich nach Xian. Nun bin ich hier und sie machen mir Angst.

Die Terrakotta-Armee.

Wie sie da stehen in Reih und Glied. Seit über 2000 Jahren. Kampfesbereit. Tönern ihr Blick. Und doch keiner wie der andere. Jeder ein eigenes Kunstwerk. Kunstwerk? Natürlich kunstvoll. Aber eigentlich auch nicht. 8000 Soldaten. Keine wahre Armee. Eine Grabbeigabe. Und verschüttet einst, nun doch wieder im Einsatz. Ansichtssache. Das größte Mausoleum weltweit. Perlen und Edelsteine sollen an der Decke den Sternenhimmel gebildet haben. Aus Quecksilber wurden Flüsse und Seen Chinas auf dem Boden nachgezeichnet. Hundertausende Menschen bauten an diesem Monument. Gaben ihr Leben. Ein kriegerisches Denkmal. Posthum. Der Tod für viele. Eine Drohung an die anderen gleichermaßen. Beeindruckend? Vielleicht. Sicher.

Aber: Hier hüpft mein Herz nicht. Nicht vor Freude. Sondern vor Bedrohung. Bedroht von 8000 tönernen Soldaten? Wohl kaum. Von Gleichschritt. Kriegslust. Macht. Ihre eiskalten Blicke machen mir Angst. Reih und Glied ist meine Sache nicht. Sie hätten ihren Kaiser verteidigt. Bis zum Tod. Und sogar darüber hinaus. Das war ihre Aufgabe. Über den Tod hinaus. Es sind nur Tonsoldaten.  Mit unterschiedlichen Gesichtern und Uniformen. 8000. Tote Tonsoldaten. Aber hinter jedem stehen unendlich viele Menschen mehr. Tote Menschen. Überall auf der Welt.

Viele große Bauten sind Kriegsbauten. Die Mauer, zum Beispiel, die mich vor ein paar Tagen so berührt hat. Aber diese Armee ist anders. Zu echt, zu deutlich. Hier geht’s mir nicht gut. Hier möchte ich weinen, rufen, schreien. Und nun tue ich es:


Nie wieder Krieg!




Irischer Text

Weit in der Champagne im Mittsommergrün,
Dort wo zwischen Grabkreuzen Mohnblumen blüh'n,
Da flüstern die Gräser und wiegen sich leicht,
Im Wind, der sanft über das Gräberfeld streicht.
Auf Deinem Kreuz finde ich toter Soldat,
Deinen Namen nicht, nur Ziffern und jemand hat
Die Zahl Neunzehnhundertundsechzehn gemalt
Und Du warst nicht einmal neunzehn Jahre alt.
Refrain:
Ja auch Dich haben sie schon genauso belogen
So wie sie es mit uns heute immer noch tun,
Und Du hast ihnen alles gegeben:
Dein Kraft, Deine Jugend, Dein Leben.

2. Hast du, toter Soldat, mal ein Mädchen geliebt?
Sicher nicht, denn nur dort, wo es Frieden gibt,
Können Zärtlichkeit und Vertrauen gedeihn,
Warst Soldat, um zu sterben, nicht um jung zu sein.
Vielleicht dachtest du dir, ich falle schon bald,
Nehme mir mein Vergnügen, wie es kommt, mit Gewalt.
Dazu warst du entschlossen, hast dich aber dann
Vor dir selber geschämt und es doch nie getan.
Refrain:

3. Soldat, gingst du gläubig und gern in den Tod?
Oder hast du verzweifelt, verbittert, verroht,
Deinen wirklichen Feind nicht erkannt bis zum Schluss?
Ich hoffe, es traf dich ein sauberer Schuss.
Oder hat ein Geschoss dir die Glieder zerfetzt,
Hast du nach deiner Mutter geschrien bis zuletzt,
Bist auf deinen Beinstümpfen weitergerannt,
Und Dein Grab, birgt es mehr als ein Bein, eine Hand.
Refrain:

4. Es blieb nur das Kreuz als die einzige Spur
Von deinem Leben, doch hör meinen Schwur,
Für den Frieden zu kämpfen und wachsam zu sein:
Fällt die Menscheit noch einmal auf Lügen herein,
Dann kann es geschehen, dass bald niemand mehr lebt,
Niemand, der die Milliarden von Toten begräbt.
Doch längst finden sich mehr und mehr Menschen bereit,
Diesen Krieg zu verhindern, es ist an der Zeit.
Refrain:










Am selben Tag in einem Park in Xian gefunden und festgehalten.
Eine Blume beeindruckender als eine ganze Armee.


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