Mittwoch, 31. August 2011

Okawango von oben

Blick auf die Farm-Zäune zur Sicherung gegen Krokodile
Leider ist auch ein Jahr endlich und so muss man sich ständig entscheiden. Schon bei der Länderauswahl war es im Vorfelde kaum zu bewältigen. Und manch einer verstand getroffene Entscheidungen nicht :“Du fährst nicht nach Australien? Eine Weltreise ohne Australien geht doch gar nicht!“ oder „Wieso denn Kapstadt im September, da ist doch Winter – da musst du doch im Dezember hin!“ Ja und Ja!
Sieben lange Jahre lag der Fischer Weltalmanach neben meinem Bett zusammen mit dem Dierke Weltaltlas und ich habe Routen hin und hergedacht.
Afrika war z.B. lange Zeit gar nicht in der Route enthalten und nimmt jetzt mit 2 Monaten einen großen Teil ein.
Ich persönliche wäre auch lieber in alle rund 200 Länder dieser Erde gefahren und hätte mir dort entsprechend viel Zeit gelassen. Aber selbst dann, hätte ich vermutlich das ein oder andere Highlight ausgelassen, zu vielseitig und bunt ist unsere Erde! Ganz genauso erging es uns in Botswana.
Büffelherde
Völlig klar, dass man im Okawango-Delta wochenlange Urlaube verbringen kann, oder sogar Jahre benötigt um dieses unglaubliche Gebiet in Gedanken und Vorstellungen zu erschließen. Unser Ziel war aber der Chobe-Nationalpark. Das Delta haben wir (genau wie zuvor die Kalahari am Rande Namibias) lediglich mit dem Auto angekratzt.
Um wenigstens einen Eindruck zu erhalten, entschieden wir uns in Maun für eine einzigartige Stunde Flugsafari „Okawango aus der Luft“ - Die Eindrücke waren überwältigend und mögen den ein oder anderen dazu bewegen sich dieser fantastischen Gegend länger anzunehmen, als wir es getan haben.
Elefantenfamilie zieht durchs Delta
Hier erklärt sich die Mückenanzahl
Elefanten queren einen Flussarm






 

Dienstag, 30. August 2011

Tschüss Namibia, hallo Botswana, tschüss Botswana, hallo Namibia, tschüss Namibia, hallo Botswana

Der Wecker klingelt, die Sonne färbt der Horizont ohne bislang selbst auf der Bildfläche zu erscheinen. Kurzum: Es ist saufrüh! Besondere Tage erfordern besondere Maßnahmen, z.B. Aufstehen vor dem Sonnenaufgang.
Heute wagen wir ein Abenteuer und wollen die Grenze von Namibia nach Botswana überqueren und zwar an einer der unbequemsten Stellen: Von Tsumkwe, das selbst nicht gerade ein überbordendes Touristenzentrum ist (siehe den Eintrag über die San), 60 km östlich über eine Schotterstraße bis zu einem Grenzübergang, der zwar auf Karten eingezeichnet und gleichwohl völlig unklar ist, warum dort eine Übergang sein soll.
Nach dem Schotter warten mutmaßlich rund 160 km tiefe Sandpiste bis es wieder auf Asphalt (oder zumindestens gefestigten Schotter führt) und danach weitere 200 km rund um das Okavango-Delta bis zur nächsten echten Stadt Maun.
Also eine echte Herausforderung, da die Tage in Botswana eher kürzer denn länger werden, schließlich wird die Uhr auch noch einmal eine Stunde vor gestellt und der Sonnenuntergang wartet um 17.30 Uhr auf uns.

Um 9 Uhr sind wir tatsächlich am Grenzübergang oder was einer sein könnte. Ein Stoppschild und 50 Meter dahinter ein verschlossenes Tor in einem doppelten Maschendrahtzaun.

Der Winkemann und das Niemandsland

Wir rollen langsam auf den Zaun zu und ein freundlicher Mensch winkt uns zu. Als wir ihn erreichen, schickt er uns ins Grenzhäuschen. Dort ist die Stimmung gereizt. Wir hätten das Stoppschild missachtet. Illegaler Grenzübertritt im Prinzip. Unser Argument, dass der Mann am Zaun uns gewunken hätte, wird abgetan: Winken kann schließlich jeder. Frostige Stimmung.
Wir füllen geschätzte 30 Minuten Formulare aus, dann ist es soweit: Wir dürfen in den Bereich des Niemandlandes.

Desinfizierung der Schuhe ist wichtig! Im Wasserbett
 Dort wartet schon das winkende Männchen mit einem freundlichen Vertreter der botswanischen Seite, der wie Bill Cosby aussieht (nein, eigentlich sind wir sicher: es ist Bill Cosby.
Wir müssen aussteigen, Milch austrinken, durch ein Wasserbett laufen, unser Auto wird ordentlich desinfiziert, dann öffnet sich das Tor und wir sind am botswanischen Grenzstand.
Dort ist die Stimmung lustiger. Man ist sich sehr bewusst, dass hier nicht der Nabel der Welt ist.
Im Grenzbuch in dass wir uns eintragen, finden sich gestern zwei Grenzübergänge, vorgestern drei und auch sonst nie mehr als vier. Wir sind vier! Die Grenzer feiern (vielleicht errechnet sich ihr Gehalt nach Grenzübertritten) Heute wird ein Rekordtag! Wie rekordverdächtig, werden wir eine halbe Stunde später erfahren, nachdem auch aufs botswanischer Seite Formulare ausgefüllt, Eintragungen gemacht und unsere Bescheinigung der Autovermietung für einen Grenzübertritt gecheckt wurden.
Grenzhäuschen in Botswana
Nur noch kurz die Bescheinigung checken. Lächelnd klappe ich die Motorhaube auf und schaue auf eine runzelnde botswanische Grenzstirn. Dies ist nicht das bescheinigte Auto. Die Motornummer stimmt nicht. Ich sehe mich im Knast, aber es kommt schlimmer. So können wir nicht einreisen. Einzige Chance: Wir brauchen ein Fax der Autovermietung. Diese Grenzstation hat nicht einmal Handy-Empfang geschweige denn ein Faxgerät. Also. Ausreise aus Botswana.
Die komplette Prozedur rückwärts. Weitere 30 Minuten. Zurück ins Niemandland zu Bill Cosby und seinem winkenden Kumpel. Wenigstens die Milch ist schon ausgesoffen.

Durchs Wasserbett gewatet und dann ab zum namibischen Häuschen.
Die beiden sitzen immer noch völlig unverändert auf ihren Plätzen. Starren uns nun aber entgeistert an. Diese Art Grenztourismus ist ihnen unbekannt. Vorsichtig fragen wir nach einem Faxgerät. Mitleidiges Lächeln. Vielleicht in Tsumkwe, Polizeistation.
Vorher allerdings Einreise nach Namibia.
Mir kommt der Film in den Sinn, wo jemand im Transitbereich in London Heathrow gefangen ist. Meinetwegen. Aber im Niemandslandstreifen zwischen Namibia und Botswana, neben dem Chemikalienwasserbett und jeden Tag Bill Cosby?
Kein Handy hat Empang ehe meines ca. 8 Kilometer
vor Tsumkwe seinen Balken aufzeigt
Aber wir dürfen wieder einreisen, denn das Auto ist namibisch. 2 Stunden haben alle Grenzformalitäten gedauert. Es ist 11 Uhr und wir in einer Art Dauerdejavu. Zurück nach Tsumkwe – zwischendurch hat mein Handy Empfang und ich rufe bei der Autovermietung an: „Ohja, da ist ein copy-paste-Fehler passiert – die Nummer gehört einem anderem Auto“ und „gerne faxt man uns die neue Bescheinigung wohin auch immer!“ - wohin auch immer. Das ist die entscheidende Frage, die wir uns in Tsumkwe stellen.
Unser Anliegen in der örtlichen Polizeistation vorgetragen, fördert Achselzucken zu Tage – als wir hinreichend hilflos aussehen, bringt man uns zur Polizeichefin. Die isst gerade Mittag und ist gar nicht begeistert. „Seit drei Tagen haben sie keinen Empfang – weder Telefon noch Fax, aber wir können es ja mal probieren“
Sie schlurft zum Gerät. Daneben ein nagelneuer Laserdrucker. Ich werde hektisch, wenn das Fax nicht geht, könnte ich mit meinem W-Lan-Stick und meinem Netbook hier etwas ausdrucken „Kein Toner“ werden meine Gedanken schnell ins Fantasiereich verwiesen und das Fax – es geht wirklich nicht. „Wer könnte sonst noch...“ versucht Jana anzusetzen „niemand – wenn die Polizei keinen Empfang hat, dann hat rund um Tsumkwe niemand Empfang“. Es ist 12 Uhr und wir verzweifelt. Wir versuchen es im örtlichen Krankenhaus, wo man uns nicht einmal auf unsere Frage antwortet, so absurd scheint die Idee zu sein, dann fahren wir zum Campingplatz, der uns morgens um 8 Uhr verabschiedet hat. Wir erzählen unser Dilemma. Ein Königreich für ein Fax, für einen Drucker oder für eine Idee. Sie haben Fax, Internet, Telefon – Verbindungsprobleme? Nein! Wir sind drei Königreiche schuldig!
Uns kommt die Idee die örtliche Polizei zu überfallen. Hilfe können sie ja nicht rufen. Drei Minuten später halten wir das Dokument in den Händen und Sandra vergleicht es lieber noch einmal mit der Motornummer, ich finde es überflüssig, muss dafür Sandras Rechthaberlächeln ertragen und auch die Autovermietung anrufen um auf den winzigen kleinen Zahlendreher aufmerksam zu machen. „Ach, sie nehmen´s aber genau – wir schicken ein neues Fax“. Die Autovermietung rückt in der Überfall-Liste knapp vor die Polizeistation.
Um 13 Uhr sind wir wieder an der Grenzstation. Halten am Stoppschild. Lächeln die Beamten an,die es sich natürlich nicht nehmen lassen zu der üblichen Prozedur, nun auch ihrerseits den Motor zu prüfen. Vermutlich traf die Schmach, diesen Fauxpas übersehen zu haben von botswanischer Seite hart.

Dann werden wir vom Winkemann und Billi wie alte Freunde empfangen. Wir staken durchs Wasserbad und Jochen merkt an, dass wir wenigstens noch eine Milch in Tsumkwe hätten kaufen können. Dann öffnen sich alle Tore und wir kehren in die heimatliche botswanische Grenzhütte, wo man uns mit offenen Armen empfängt; Rekordstimmung: Alles zusammen, hin und zurück: zwölf!
Acht Grenzübertritte an diesem Tag auf die eine Seite, vier auf die andere und alle haben wir erledigt! Ein Rekord für die Ewigkeit.
Der Zollbeamte versucht mir noch Sandra abzukaufen - „I like she!“ Aber bevor ich in weitere Verhandlungen um Hühner und Esel einsteige, klappe ich die Motorhaube auf und zeige die richtige Motornummer. Botswana – das Abenteuer kann starten.

Wir brauchen drei Stunden für die Buckelpiste durch tiefe Sandpassagen, die wir gelassen ertragen, danach drei weitere Stunden bis Maun. Um 20 Uhr sind wir da. Die letzten zwei Stunden sind wir durch die Dämmerung und Dunkelheit gekurvt und einige Male Eseln und Ziegen ausgewichen, die in diesem Land suizidal auf die Straße laufen.
Ich weiß: Man soll im Dunkeln in Afrika nicht mit dem Auto fahren - für diesen Tipp gehts ganz nach oben auf der Überfallliste.

Vierbettzimmer in Maun - so kann Glück aussehen
In Maun nehmen wir uns ein Viererzimmer, auf Zelten haben wir keine Lust mehr und Jochen und ich haben den Tag schnell verarbeitet: Im Fernsehen läuft Fußball.

Ganz in der Nähe soll das einzige Vierländereck der Welt liegen. Wir haben ein ganz anderes heute gefunden. Namibia-Botswana-Namibia-Botswana – und bewacht wird es von zwei mürrischen namibischen und einem sehr exakten botswanischen Grenzer sowie einen schwer verliebten Zollbeamten. Wer mal in die Gegend kommt, möge bitte Bill Cosby von uns grüßen und ihm eine Milch mitbringen. Diesen Text schicke ich übrigens per Kopie als Fax an die Polizeistation in Tsumkwe.


Das Okawango-Delta gilt als mückenarm







Wer nachts fährt, hat viele Freunde...

Sonntag, 21. August 2011

Parallelblog - Fraenkelstraße in Sambia

Ein kleiner Werbehinweis für alle, die sich fragen warum im Moment wenige Einträge erfolgen. Unter http://www.fraenkelstrasse-sambia.blogspot.com/ berichten unsere Fraenkelmädels über die wunderbaren Erlebnisse, die wir zur Zeit zusammen in unserem Patentprojekt in Limulunga haben. Ich versuche nebenbei nach und nach meine Erlebnisse der Namibia, Botswana, Sambia-Tour abzuarbeiten ehe ich mit diesem Blog beim Sambia-Austausch angelangt bin. Doch vorerst berichtet http://www.fraenkelstrasse-sambia.blogspot.com/ sehr schön und täglich von einem Freundschaftsprojekt der besonderen Art. Noch eine ganze Woche sind unsere Mädels hier zu Gast. Es werden noch ereignisreiche und lesenwerte Tage. Wir lesen uns.

Björn

Sambesi-Taufe für alle Mädchen, Lehrerinnen und mich  (völlig durchnässt außerhalb des Bildes)


Donnerstag, 18. August 2011

Im Dorfe der San oder "Last chance to see"


In dem Film „Die Götter müssen verrückt sein“ wird eine Colaflasche aus einem Flugzeug geworfen und landet direkt vor den Füßen des San-Häuptlings Xixa. Diese Flasche verursacht nur Streit, weil es das einzige „Ding“ im San-Dorf ist, das es nur einmal gibt und Xixa beschließt es den Göttern zurück zu bringen. Dieser Film wurde 1980 gedreht und ist leider etwas zur platten Komödie verkommen. Dennoch gewann San-Schauspieler N!xau mit diesem Film (und den beiden Fortsetzungen) Weltruhm. Am Ende seiner Karriere ging er unglücklich und an Tuberkulose erkrankt in sein altes San Dorf am Rande von Tsumkwe, wo er endlich wieder zuhause war. Er lebte dort wieder in seinem alten Stamm und ging auf Jagd wie es alle San machen – mit Pfeil und Bogen. Auf solch einer Jagd verstarb er 2003.
Nun machten wir uns auf die San zu besuchen und steuerten auf Tsumkwe am Rande der namibischen/ botswanischen Grenze zu, wo die meisten heute noch existierenden San-Stämme leben.
Die San sind ein afrikanisches Urvolk (vielleicht sogar das Urvolk der Menschheit überhaupt), das bis heute in alten Stammestraditionen lebt (wo es denn überhaupt noch geht). Als Jäger und Sammler steht ihnen die moderne Welt wie eine Wand entgegen und oft wurden sie von Farmer vertrieben und konnten ihre Lebensform nicht weiter verfolgen. Es gibt Projekte in denen den San Jagdland zur Verfügung gestellt wird. San legen bei ihrer Jagd bis zu 4000 Kilometer jährlich zurück. Sie sind demokratisch organisiert und wählen kein Oberhaupt. Jagdentscheidungen werden gemeinsam gefällt und nach Wissen, Erfahrung und Überzeugungskraft entschieden. Auch ein Rechtssystem gibt es nicht. Es gibt keine Strafen.

Wie bei allen Urvölkern ist der Alkoholismus ein riesiges Problem. San arbeiten heute als Hilfsarbeiter auf Farmen oder werden durch Projekte dazu angeleitet selbst Farmer zu werden. Das ist schwierig, denn die jahrtausende alte Tradition der San ist das Jagen.

In Tsumkwe hat ein San Stamm damit begonnen sein leben den wenigen Touristen zu zeigen.

Für dieses Erlebnis folgten wir einem kleinen Wegweiser 15 Kilometer in den „Busch“ und waren dann plötzlich in einem San-Dorf. Die Stunden in dem San Dorf waren rührend, aufrüttelnd, voller Herzenswärme, unvergesslich und letztendlich tieftraurig, dass diese Menschen mit ihrer Kultur in unserer modernen Welt offenbar keinen Platz finden.

Im Dorfe der San

Wir rollen mit unserem schweren Toyoto Hilux durch den tiefen Sand und plötzlich und unscheinbar ist da ein kleines Dorf. Ein kleiner Junge springt vor Aufregung in die Höhe und ein schmächtiger San steht aufgeregt vor uns. Wir schämen uns fast mit unserem Auto die Einsamkeit zu stören. Das ganze Dorf ist in Aufregung, denn Besucher kommen nicht häufig und schließlich hatte man hier ja den verrückten Plan als lebendes Museumsdorf Gäste anzulocken. Ein freundlicher junger und aufgeweckter San kommt hinzu und begrüßt uns auf Englisch. Er bietet uns einen „Buschwalk“ an und wir freuen uns auf das Erlebnis in alter Tradition mit ihm durch den Busch zu laufen.
Aber es ist alles ganz anders. Wenige Minuten später sind alle Bewohner des Dorfes an ihrem Platz, in alten San-Trachten (wobei es das Wort Tracht nicht trifft, denn diese besteht aus einem Hauch von nichts) begrüßt man uns im alten Dorfkern, wo noch ursprüngliche Hütten errichtet sind.
Es folgen aufregende Stunden in denen sich die San-Mitglieder darin überschlagen ihre ganz persönlichen Fähigkeiten zu demonstrieren. Feuermachen mit dem Holzstab, Fallen bauen, Spuren lesen, Seile herstellen und Jagen zeigen uns die Männer, während uns die Frauen tief in der Erde versteckte Wurzeln zum Verzehr ausgraben und Medizin von Bäumen pflücken. All dies mit einer Umsichtigkeit und der Stammeserfahrung von vielen tausend Jahren. Wir wissen nicht was wir sagen sollen. Wir sind sprachlos und auch ein bisschen beschämt. Natürlich haben wir für diese Führung durch das „lebendige Museum“ bezahlt – dadurch fühlen wir uns allerdings eher noch ein bisschen schlechter. Wer sind wir denn, zu glauben wir könnten uns heute einmal ein bisschen Tradition kaufen?

Wir kommen uns angesichts dieser zierlichen, naturverbundenen und liebevollen Menschen schwach vor. So schwach wie damals auf dem Schulhof, wenn man als Viertklässler die Erstklässler nicht mitspielen ließ. Man kann das tun, man spielt dann alleine – aber richtig gut fühlt sich das nicht an.

Ich fürchte wir Viertklässler dieser Welt haben verpasst, die Erstklässler mitspielen zu lassen. Stattdessen hat man sie fast vom Schulhof verjagt. Es gibt keine Chance mehr sie zurück zu holen. Sie sind weg – fast alle.
So lange uns noch Zeit bleibt, sollten wir allerdings die wenigen verbliebenen Erstklässler ganz höflich um ihre Spiele bitten. Sie kennen so viele. Denn wenn irgendwann demnächst kein einziger Erstklässler mehr auf unserem Hof spielt, (oder vielleicht nur noch unsere Spiele) dann werden ihre Schätze für immer von unserer Welt verschwunden sein und die Erde ist dann wieder ein bisschen ärmer und leerer.

Besucht Tsumkwe, besucht die San und setzt euch für die Urvölker dieser Welt ein.








Montag, 15. August 2011

Etoscha!

Viele Höhepunkte und Erlebnisse durchziehen bislang unsere Reise. Die nächsten Tage finden so oder ähnlich auf jeder Namibia-Reise statt. Das Wunderwort ist: Etoscha! Und es ist atemberaubend. 800 km Zaun umgrenzen diesen Nationalpark, was die riesige Elefantenpopulation natürlich nicht davon abhält aus dem Nationalpark nach überall zu ziehen, dafür aber den Menschen klar macht, dass ein Nationalpark beginnt. Es gibt eine Reihe Wasserlöcher und in dieser trockenen Gegend bleibt den Tieren nichts anderes als irgendwann zu irgendeinem Wasserloch zu ziehen. Von daher stellt sich für den Tierbeobachter lediglich die Frage: wann zieht welches Tier zu welchem Wasserloch?

Wir sind fündig geworden:

Magische Momente in Etoscha

Keine 3 Kilometer liegen seit dem Eingang nach Etoscha am Andersson-Gate hinter uns. Zebras sind in der Ferne zu beobachten, da schauen riesige Hälse über das Buschdickicht hinweg. Giraffen. So nah, so unglaublich, dass der Atem stockt, wir fahren weiter an ein Wasserloch – einfach eines ausgewählt. Dort steht ein Elefant und badet sich im kühlen Nass. Keine 30 Minuten und wir sind schon voll gesogen mit Glücksgefühlen.

So werden die Tage und Nächte im Camp von Okaukuejo und Halali (nach dem deutschen Jagdsignal benannt) nicht nur unvergessen, sie brennen sich ins Hirn, aber auch ins Herz, in die Seele, in jede einzelne Faser des Körpers ein und machen Tier und Artenschutz zu etwas unfassbar Bedeutendem in der eigenen Weltenwahrnehmung.

Ob die träge Löwenfamilie, die wir am zweiten Tag am Wasserloch aufspürten und 2 Stunden beobachteten oder ganze Herden von Zebras und Gnus, die schnell und furchtsam an den Wasserlöchern tranken. Ob die Elefantenherde von Halali, mit ihren kleinen Mini-Elis im Schlepptau, ob Giraffenherden oder die Hyänen, die wirklich abgrundtief hässlich sind. Ob Nashörner oder der Leopard, der sich nachts an „unser“ Camp-Wasserloch schlich. Ob Kudus, Oryxe, Eland und Impala. Oder die gesamte Vogelwelt von Adler über Geier. Jedes einzelne Tier berührte uns und wir konnten viele Stunden reglos nebeneinander hocken und sprachlos all dies sehen und nur schwer begreifen.

Worte sind da ungeeignet zu beschreiben und auch Bilder tragen die Momente sicherlich nur unzureichend. Mögen sie als Vorstellungshilfe und Motivation gelten mindestens einmal im Leben selbst in einen afrikanischen Nationalpark zu reisen und sich einmal mehr von dieser Welt verzaubern zu lassen.

Viele Bilder zur Überzeugung


Sensationelles Wasserloch im Restcamp Okaukuejo


Der Eingan ins Tierparadies - Etoscha

Die ersten Giraffen nach wenigen Minuten



Der Wüstenschakal


Eine Herde Giraffen bei Okaukuejo


Tierflut ohne Wasser - die Etoscha-Salzpfanne in der Trockenzeit








zwei Stunden Löwenbeobachtung

unfassbare Tiermassen am Okaukujeo-Wasserloch



Elefantenherde am Halali-Wasserloch (im Hintergrund)






Duelle



Samstag, 13. August 2011

Die Welwitschia

Schön ist sie nicht, aber sie lebt. Mitten in der Wüste und die älteste sogar seit 1500 Jahren. Die Weltwitschia-Pflanze. Ihre Wurzeln sind nur wenige Zentimeter unter der Oberfläche und spannen ein großes Netz um die Pflanze. Sie ist ein Nebelfänger. Ihre riesigen Blätter fangen den Nebel, lassen diesen kondensieren und leiten das Tauwasser in ihr dichtes Wurzelwerk.

Pflanzen gibt’s!





Das lohnt sich nicht!

Die Holzstämme liegen kreuz und quer. Immer wieder bleiben wir stehen und fotografieren die Jahresringe der dicke Stämme oder kleine Holzbruchstücke. Vor einem besonders großen Stamm machen wir ein Gruppenfoto. Durchgeknallt? Kann man nicht ebensolche Bilder in jedem beliebigen Gehölz rund um Hamburg machen? „Das lohnt sich nicht“ hatten uns auch ein paar deutsche Touristen mitgegeben, die wir nach den Höhepunkten ihren Namibia-Reise fragten. Vielleicht muss man ein bisschen Geologe sein oder zumindest einen Hang zur Unfassbarkeit der Erdgeschichte haben, um sich im Petrified Forest ebenso zu begeistern wie wir es gerade tun. 300 Millionen Jahre alt sind diese „Holzstücke“ und durch Sedimentabdeckung und Kieselsäure schon ebenso lange kein Holz mehr, sondern Stein. Nun liegen sie hier also: Steinbaumstämme teuflisch echt und jeder Jahresring des ehemaligen Baumes kann noch gezählt werden.
Mehrmals überwinden wir das Verlangen so ein Holzstück einfach wegzukicken und immer wieder zeigen wir einander neue Stücke :“Das ist aber jetzt Holz, oder?“ ehe ein Griff zum kalten Stein uns eines Besseren belehrt. So lernen wir heute von dem 300 Millionen Jahre alten Steinbaumstämmen zwei Sachen: „Nichts ist immer so wie es aussieht“ und „Glaube keinen anderen Touristen“