Sonntag, 27. Mai 2012

Der Weg ist das Ziel

Heute geht es ins Zentrum. Die Verbindung ist einfach. Hin. Am besten mit dem Taxi sagt man mir im Hotel. Bahnstationen sind weit weg vom historischen Kern. Also Taxi. Ist auch relativ preiswert. Meine Hotelwirtin erklärt es dem Fahrer auch gleich nochmal nachdrücklich: Taxameter anstellen.

Ich schaue auf Tempel, in Straßen und Paläste. Umkreise Straßenstände mit Essensangeboten, die ungeübten Westmägen schon beim Draufschauen einiges abverlangen. Ein rundum gelungener Ausflug - trotz der Hitze.

Nun will ich aber zurück. Es ist 17 Uhr und ich habe genug gesehen. Es ist natürlich immer noch heiß und eine Fahrt mit dem Taxi unter Vollklimaanalage ein Genuss. Dann ein bisschen im Hotel ruhen und in der Hotelumgebung etwas zum Abendessen suchen. Soweit die Idee. Gute Idee. Finden die Taxifahrer nicht. Als ich das erste anhielt, dachte ich an einen besonderen Grund als der Fahrer abwinkte. Auch beim zweiten und dritten machte ich mir keine Sorgen. Aber nun? Rund 20 Taxen. Angehalten, aufgesucht, aufgelauert. Niemand will mich zum Hotel bringen. Nicht zum gehobenen Festpreis. Zum Taxametertarif schon gar nicht. Offizielle Erklärung: Zur Rushhour-Zeit fährt man nur im Inner-Circle der Stadt – mein Hotel liegt davon entfernt. Meine Erklärung: Die Fahrer haben meinen Blog gelesen.
Ich bin genervt. Hilft aber auch nicht. Ich stehe auf der Straße und atme tief. Schnappatmung ob der Hitze. Jetzt würde ich sogar ne kriminelle Rikscha engagieren. Aber auch das organisierte Verbrechen scheint Pause zu haben.keine Rikscha. Kein TukTuk.

Ich schaue auf die Karte. Rund fünf Kilometer zur nächsten Bahnstation. Bei der Hitze. Wahnsinn. Ich mach mich trotzdem auf. Rumstehen ist ja auch keine Lösung. Ich suche mir einen möglichst langweiligen Weg. Denn nun ist klar: Jetzt will ich leiden. Und dann gehe ich los. Schritt für Schritt. Der Schweiß tropft. Das tut gut. Alle 500 Meter finde ich einen Seven-Eleven und lasse mich von der viel zu kalt eingestellten Aircondition dort schockgefrieren. Dann kaufe ich mir einen halben Liter Wasser und gehe frisch vereist weiter. Bis die Flasche leer ist, ich wieder tropfe oder ein neuer Seven-Eleven-Store auf mich wartet.

Es ist 19 Uhr als ich auf meiner Karte soetwas wie Nähe zu einer Bahnstation fühle. Nur noch rund einen Kilometer oder zwei Seven-Eleven. Die Hitze spüre ich schon lange nicht mehr. Dies ist meine Expedition. Meine Mission. "One day in Bangkok" würde das Lied wohl heißen. Da ist der nächste Boxenstop: Seven-Eleven die Zehnte. Ich finde es auch gar nicht mehr so kalt. Nix gefriert mehr. Was auch? Mein Körper beiinhaltet keinen Schweiß mehr.Alles draußen. Noch 500 Meter.
300 Meter vor dem Bahnhof hält ein Taxi neben mir. Öffnet die Tür und fragt wo ich hinwolle. Ich schaue ihn an. Er schließt schnell die Tür und braust davon. Oder bilde ich mir das nur ein und er liegt erschlagen am Straßenrand? Wahnvorstellungen. Dann die Bahnstation. Tatsächlich.

24 Stationen – einmal um die Stadt – gut, ich könnte umsteigen, dann ginge es schneller. Will ich aber nicht. Ich will heute nicht mehr schnell. Und vorallem nicht mehr steigen - auch nicht umsteigen. Ich will ankommen. Und komme tatsächlich am Zielbahnhof an. Es ist 20 Uhr – dunkel.Was bleibt? Viel zu weit zum Hotel zu Fuß.
Also versuche ich die Taxinummer noch einmal. Die Rushhour ist längst zuende. Der dritte Fahrer hat ein Einsehen. Fünf Kilometer hätte ich auch nicht mehr durchgehalten. Er fährt. Ich meine, in die falsche Richtung. Das Taxameter meint es auch. Es ist an, aber zählt zu schnell, zu hoch. Egal.

Irgendwann flucht er. Er weiß nicht wo mein Hotel ist. Ich auch nicht. Ich erkenne irgendetwas wieder. Einen Seven-Eleven. Er grient. Ich lache in mich hinein. "Hahaha einen Seven-Eleven!" Er bekommt es ein bisschen mit der Angst zu tun.

Mir erscheint etwas. Vermutlich eine Supervision oder wie heißt das Ding in der Wüste wenns flimmert und eine Oase auftaucht, man noch?
Er winkt ein Motorrad herbei. Redet mit dem Fahrer. Dann nickt er. Der Motoradfahrer auch. Ich werde nicht gefragt. Warum auch. Zahle trotzdem den Betrag als hätte er mich aus dem Stadttkern zum Hotel gebracht. Und stehe sonstwo an einer riesigen Straße.
Ich soll aufs Motorrad. Hinten drauf. Der Fahrer wiegt 50 Kilo. Ich nicht. Das macht Probleme. Bersonders als wir gegen den Strom auf der Schnellstraße fahren. Wenigstens gäbe es nach einem Unfalls kein Problem mir den Helm richtig abzunehmen: Ich habe nämlich keinen auf. Dann hält das Motorad. Wie ein Schleier liegt die dunkle Hitze auf mir. Ich steige nicht ab. Warum auch?

Ich warte auf das nächste Transportmittel. Redet der Fahrer da gerade mit einem Eselkarrenführerin? Nein, nun erkenne ich es. Es ist meine Hotelwirtin, die durch die Dunkelheit auf mich zuschreitet und mir runterhilft. Es ist 21.15 Uhr – vier Stunden und 15 Minuten nach dem Beginn meiner Mission bin ich am Ziel. Ich gebe dem Motorradfahrer all mein Geld. Umarme meine Wirtin und verzichte auf das Abendessen. Mir muss es wirklich schlecht gehen.



Schon beim Vroebigehen bekommen West-Mägen einen "Flotten Otto"




Während der Rushhour kein Transport


Thai-Boxen - Sport Nr 1 in Thailand






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