Mittwoch, 2. Mai 2012

Pekingente mit Stäbchen

Das Hamburger Pekingentenhaus ist eine Sensation. Die frisch zubereitete Ente wird am Tisch von einem chinesischen Koch kunstfertig zerschnitten. Wenn man die kleinen Teigfladen mit der wunderbaren Honigmarinade einstreicht und die knusprigen Entenstückchen zusammen mit Gurkenecken einrollt, läuft mir schon bei der bloßen Erinnerung daran das Wasser im Munde zusammen. Nun bin ich in Peking und traue mich, den ultimativen Heimattest zu machen, der doch schon die ein oder andere Speise zur nationalen Ernüchterung werden ließ.

Ich erinnere mich an meinen ersten echten französischen Croque. In der Erwartung an dieses wunderbare Riesenbötchen mit saftigem Hinterschinken und Knobi-Remoulade, wie ich es immer in der Barmbeker Desenisstraße erhielt. Die beiden servierten, erwärmten Toastbrotscheiben mit spärlicher Tomateneinlage hielten meinem Wunschtraum kaum Stand. Solche Erlebnisse hat man doch viele.
Nun also bin ich gespannt wie pekingisch denn nun die hamburger Pekingente ist. Ich hoffe umfangreich. In großer Erwartung sitze ich in einem der vielen Pekinger Pekingentenhäuser und warte.
Dann kommt der Koch und in alter hamburger Manier zerlegt er das knusprige Stück. Die Marinade, die Fladen, die Ente. Alles scheint wirklich "eins zu eins" aus Hamburg importiert. Oder vielmehr –
das Pekingentenhaus in Hamburg scheint exzellent die Pekingente aus Peking zuzubereiten. Es ist wirklich alles derart identisch, dass ich gerade nicht ganz sicher bin, ob ich den Koch nicht auch irgendwoher kenne.

Auszuschließen ist das nicht, denn wie ich hörte, wird ein Hamburger Pekingentenkoch immer für sechs Monate in die Hansestadt eingeflogen und dann folgt der nächste.

Eines ist allerdings schon anders: Während wir in Hamburg stets unsere Hände benutzen, um die Fladen beliebig zusammen zu rollen, wird mir hier eine Lehrstunde erteilt.

Der erste Fladen wird kunstvoll von der Bedienung zusammengestellt. Mit zwei Stäbchen klappt sie kunstvoll erst die eine Ecke, dann die andere und dann zwölf weitere Ecken übereinander, bis im Origamistil ein kleines festes Paket auf meinem Teller liegt. Ich muss also korrigieren: Der Geschmack ist identisch, die Fladen-Klapp-Art weitaus kunstvoller.

Nun bin ich an der Reihe und werde umfänglich überwacht: Erst die eine Ecke, dann die zweite und dann habe ich auch schon den Eckenüberblick völlig verloren.

Aber ich gebe mir Mühe. Eigentlich einigermaßen mit Ess-Stäbchen bewandert, ist dies eine sehr besondere Herausforderung. Der ich mich stelle.

Es dauert nur. Endlos. Immer wieder schnellen die Ecke zurück und wollen partout nicht übergeklappt bleiben. Heimlich bediene ich mich manchesmal auch meines Daumens. Es ist köstlich und gleichzeitig feinmotorische Schwerstarbeit. Aber es gelingt. Entenfitzel für Etenfitzel landet neben der Gurke im Fladen und fast alle Fladen werden mit den Stäbchen kunstvoll origamiert verpackt und landen in meinem Magen.

Die Kellnerin ist zwar nicht ganz so begeistert, wie ich mir es erhofft hatte, aber ich bin stolz. Dann habe ich es geschafft und ordere die Rechnung.

Am Nachbartisch findet sich eine große chinesische Geschäftsessensrunde ein. Sie ordern acht ganze Pekingenten. Und ich freue mich, als die Bedienung auch diesen Einheimischen das Enten-Fladen-Päckchen machen, zeigt. Nachdem sie dieses gemacht hat, greift der erste chinesische Geschäftsmann zum Fladen. Per Hand. Ein anderer schaufelt sich Entenstücke mit dem Löffel zur Gurke. Alle rollen genüsslich die Fladen zusammen. Wie auch immer es passt. Ess-Stäbchen benutzt keiner. Ich bin erschüttert.

Und sicher. Das müssen chinesische Touristen aus Hamburg sein.



Pekingente. Der Koch kam mir irgendwie bekannt vor.
In Hamburg MUSS man das Pekingentenhaus besuchen
http://www.pekingentenhaus-hh.de/

Kunstvoll origamierte Pekingentenfladen








http://www.pekingentenhaus-hh.de/


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