Sonntag, 6. November 2011

Into the wild!

Meine Liebe zum Norden habe ich im Kanu entdeckt. Mit meinem tollsten Lehrer Rainer Willrodt (er war es z.B., der in einer langen Klassenreisennacht mir klar machte, dass ich auf Lehramt studieren MUSS) ging es als Projektreisenbegleiter auf den Foxen an der norwegisch-schwedischen Grenze. Da habe ich mich in die Einsamkeit, in die Blätterfärbung und in die kalten Zeltnächte verliebt. Danach musste ich wieder und wieder in den Norden. Es ist wie eine Sucht. Insgesamt bin ich fast 20 Mal zum Foxen oder nach Lappland gefahren.
Ich wandere auch gerne, aber beim Kanufahren ist man irgendwie noch näher dran. Nur wenige Millimeter trennen einen vom Wasser eines Sees. Es ist eine magische Ruhe, in der das Paddel durchs Wasser gleitet. Kanufahren ist sanft und bedeutet Einsamkeit. Und die Nächte auf Inseln sind wie von einer anderen Welt. Die Sonnenuntergänge oft atemberaubend. Wer hat schon im Alltag eine eigene Insel ganz für sich alleine?
Aber die Tour über den Foxen war noch aus einem anderen Grund bedeutsam: Dort lernte ich Anett kennen, die mich auf den meisten Reisen über den Polarkreis begleitete. Und wer gemeinsam so viele Male die Einsamkeit, die Kälte und die Entbehrung von sonst so alltäglichen Dingen wie Dusche und Vierplattenherd durchsteht, der muss tiefe Freundschaft empfinden, die auch lange nach der letzten Kanutour noch Bestand hat.
Vor einigen Jahren durfte ich ihr Trauzeuge sein, was mich bis heute sehr stolz macht und in den letzten drei Jahren haben wir unsere gemeinsamen Reisen wieder begonnen. Jeweils ein Wochenende in eine europäische Hauptstadt. Zuletzt bereisten wir Wien. Nun ist Anett zum dritten Male Mama geworden. Sie ist eine fantastische Mama und deswegen wird es wieder etwas dauern, bis wir wieder mal zusammen reisen. Aber das ist egal, denn wer Lappland durchquert, der weiß was "Zeitlassen" bedeutet.

Mein liebstes Kanurevier war bislang der Inari-See in finnisch Lappland. Es ist der größte finnische See und er liegt ganz im Norden. Dort grenzt er im Osten an Russland. Es sind nur wenige Kilometer bis Murmansk. Tausende von Inseln schaffen ein schier endloses Kanurevier und dort bin ich auch das erste Mal in meinem Leben verschollen gewesen.
Zusammen mit meinem Freund PeTho geriet ich auf einem riesigen Seeabschnitt in einen Orkan. Wir paddelten wie die Teufel und als uns Wellen, Wind und Muskelkraft endlich Land unter den Füßen bescherten, wussten wir nicht mehr wo wir waren. In dem Sturm hatten wir nicht mehr navigiert. Drei volle Tage blieben wir in unserem Zelt. Der Regen war unnachgiebig und selbst das Kochen in der Apsis unseres Zeltes war unmöglich, so dass wir drei Tage lang nur Müsliriegel aßen. Wer auf Toilette musste oder Wasser holen wollte, zog sich komplett aus, da die Kleidung sonst sowieso völlig durchnässt wurde. Als dann in der zweiten Nacht durch den abermals starken Sturm auch noch unser Zeltgestänge brach und ich in dem Unwetter nackt im Wind stehend mit Hilfe von Pflasterrollen alles notdürftig flickte, kam die Panik.
Doch dann endete der Sturm und unser erster Blick aus dem Zelt auf den stillen See ist unvergessen. Ein Foto dieses Moments mit einem Fischerboot auf der Suche nach uns, hängt bis heute bei mir zuhause im Flur.

Skandinavien hatte also einiges vorgelegt und ich war sehr gespannt, ob Kanada folgen könnte. Um es kurz zu machen: Algonquin bot noch mehr Abenteuer, noch mehr Natur, noch mehr Herausforderungen und so viele Erlebnisse, dass ich in einzelnen Etappen darüber in diesem Blog berichten werde.

Als Vorgeschmack ein paar Fotos von acht Tagen Kanufahren in Kanada.

los gehts

Blauer Himmel pur - ununterbrochen - alle Tage
Oktoberglück in Kanada

Weite, Weite, Weite

Einsamkeit und Zeit

Morgennebel

Und die Sonne beginnt den Tag mit dem Vertreiben des Nebels


Ohne Worte

Kalte Nächte (bis 0 Grad) im Zelt

Wellengang

Sonnenuntergang auf eigener Insel
So sieht Glück aus

Bis zum Mond und zurück...

Steuermann und Seebär

Unsere Lieblingsinsel

Abendbrot (vermutlich Reis mit Soße)

Sonnenuntergänge wie gemalt

Lebenswichtig: Karte und abgekochtes Wasser


So weit weg von Zuhause - vorallem mit den Gedanken

Ein Traum in Rot

Ein Traum in Grau

Allein

Unvergessen

Algonquin

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