Freitag, 11. Mai 2012

Letzter Abend.

Es ist mein letzter Abend in Xian. Dieses Mal. Das ich wiederkommen werde, ist beschlossene Sache. Die große Wildganspagode haben wir uns aufgespart, bis heute. Sie ist hell erleuchtet und wunderschön. Wir lachen viel und noch einmal erklären Sarah und Willi was es zu sehen gibt. Berühmte Persönlichkeiten, chinesische Alltagsszenen sind bildhauerisch abgebildet. Dann setzen wir uns auf eine Bank und genießen.
Die größten Wasser-Lichtspiele des Landes. Wie ein Abschluss-Feuerwerk beenden sie unsere gemeinsame Zeit. Morgen fliege ich nach Lijiang weiter. Ich muss versprechen mit dem Taxi zum Flughafen zu fahren. Die beiden wollen mir noch „Flughafen“ auf Chinesisch übersetzen. Für den Taxifahrer. Ich muss lachen. Seit sie mich orientierungslos auf dem Bahnhof aufgabelten, lassen sie mich nicht mehr aus den Augen. Ich versuche sie zu beruhigen. Ich sei um die halbe Welt gereist und werde es auch diesmal zum Flughafen schaffen. So Recht glauben sie noch nicht dran.

Die Wasserfontänen sind gewaltig. Zusammen mit der Pagode traumhaft. Aber mit Sarah und Willi auf dieser Bank. Am anderen der Welt, nach all diesen Tagen: Unvergessen.
Als der letzte Wasserstrahl zum Himmel geflogen ist und seine Spritzer sich im See wieder glätten. Als die Musik verstummt und der Applaus erloschen ist, kann ich nicht anders. Ich umarme sie einfach. Ich weiß, dass man das nicht macht. Nicht in China, wo es oft sehr distanziert zugeht. Aber ich habe in den letzten Tagen so viel über sie, über ihre Kultur lernen dürfen. Jetzt sind sie dran. So macht man es eben in Deutschland, wenn man „tschüss“ sagt. Wenn man geht und Freunde bleiben zurück.

Als ich sie im Arm habe, geht es mir gut. Und sie finden es auch gar nicht schlimm.

Natürlich bringen sie mich per Bus in mein Hotel. Ich würde mich sonst sicher verlaufen. Ich lasse es zu.

Im Hotel sagen wir endgültig auf Wiedersehen. Es ist mittlerweile halb Zwölf. Willi muss noch in die Uni. Er hat viel nachzuholen.
Ich schüttle den Kopf. Sagen kann ich dazu sowieso nichts.

Als die Tür schließt, ist es leise. Ich bin allein im Zimmer. Allein in Xian werde ich nie wieder sein.

Um ein Uhr nachts ist mein Rucksack gepackt, die E-Mails gecheckt und ich bettfertig. Es klopft leise an meiner Tür. Es ist Willi. Er war schon in der Uni, dann fiel ihm ein, dass er etwas Entscheidendes vergessen hat.

Seine Hand reicht mir einen Zettel.

Darauf steht: Flughafen. Auf Chinesisch.



Kunstwerk: der Lehrer


Dankbar in Xian

Sarah: Im Duell

Farbspektakel an der Wildganspagode

Abschied nehmen


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