Mit
Geheimtipps ist es ja immer so eine Sache. Wenns im Reiseführer
steht, kann es ja schonmal gar kein Geheimtipp mehr sein. Trotzdem
bedienen sich die Nachschlagewerke kräftig dieser Vokabel. Wenn aber
ein Ort, eine Attraktion nicht im Reiseführer steht und auch beim
örtlichen Touristenbüro darüber keine Hochglanzbroschüre
ausliegt, dann könnte es entweder den Grund haben, dass auch
wirklich niemand davon etwas sehen will, weil es schlicht nicht sehenswert ist –
oder es ist wirklich „zwischengerutscht“ und wunderschön aber unbekannt. Dann sollte man
schnell handeln Weil lange bleibt ein Geheimtipp
nicht geheim. Und spätestens wenn dann die Reiseführer ihn zu ihrem
Geheimtipp machen, ist es keiner mehr.
So
bin ich gespannt, was mich in der Old Town Shoshe erwartet. Mein
Hotelier hat sie mir empfohlen. Sie sei wunderschön. In meinen Reiseführern: Kein Wort. Und auch bei der
Touriinfo in Lijiang keine Info in der Auslage.Ich also auf der Spur einer
ursprünglichen chinesischen Altstadt, die ähnlich schön wie
Lijiang oder Pingyao sein könnte, nur bei weitem nicht so
touristisch. Das wäre doch was! Mein Geheimtipp.
Ich
nehme für die zehn Kilometer das Rad. Gefällt mir. Fahrrad ist
angemessen für einen Geheimtipp. Die Vorfreude steigt, als ich das
Ortsschild sehe. Wie alle chinesischen Städte ist der Altstadtkern
von einem neueren Gebiet umschlossen. Wenn man sich die neueren
Stadtteile in China so anschaut, könnte man meinen, sie wollten ihre
wunderschönen Altstadtkerne gut tarnen. Hässliche Straßen,
Neonreklamen, Müll und wirklich keinerlei erkennbares
Stadtkonzept.Nicht eine Sehenswürdigkeit. So auch in Shoshe.
Dafür
wird mich die Altstadt mehr als entlohnen. Denke ich. Falsch. Das
erste was ich vom Geheimtipp Shoshe sehe, ist der Busparkplatz.
Genauer: Die Busse auf dem Busparkplatz. So viele, dass man den
Parkplatz nicht mehr richtig sieht. Dann leuchten die typischen
roten Cappies der chinesischen Reisegruppen.Hunderte. Ich bin
erschüttert.
Mein
Kopf schreit: Umdrehen. Aber so einfach trickst man mich nicht aus.
Ich werde schon irgendetwas Geheimes entdecken.
Also
trete ich durch das Eingangstor und wundere mich, dass ich nicht
einen Fünf-A-Sightseeing-Eintritt zahlen muss, bei dem Andrang.
Nein, der Aufenthalt in Shoshe ist kostenlos. Immerhin.
Schöne
Gasse, kleine Rinnsaale, schöne Plätze. Shoshe ist schön. Keine
Frage. Vielleicht auch ein Geheimtipp – für mich. Nur für die
anderen nicht. Keine Ahnung woher die das alle wussten. Ich
jedenfalls setze mich in ein gemütliches Gartencafe und trinke einen
Liter Milchtee. Hier im Garten gefällt es mir sehr gut. Dann
steige ich auf mein Rad und radle zurück nach Lijiang. Das kennt
jeder und dementsprechend voll ist dort auch.
Was
keinen Unterschied zu Shoshe macht. Die historische Altstadt, mein
neu entdeckter, ultimativer Geheimtipp. Was daran allerdings geheim ist, bleibt mein Geheimnis.
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Geheimparkplatz für Reisebusse |
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rote Mützenalarm |
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Wer hat das Geheimnis ausgeplaudert? |
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Shoshe |
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Stille Altstadtgassen |
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Aber schön ist es |
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geheime Fotomotive |
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Mein stiller Ort in Shoshe
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Wirklich sehr nettes Cafe -ein Geheimtipp! |
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