Dienstag, 8. November 2011

Glutenfrei in Kanada

Wer schon einmal durch halb Hamburg gefahren ist, um in einem Reformhaus einigermaßen erträgliches glutenfreies Brot zu erhaschen, der weiß was der Verzicht darauf wirklich bedeutet. Mit glutenfreiem Brot kann man in der Regel alles machen, nur es nicht essen. Glutenfreie Nudeln kleben zumeist zu einem riesigen Teigball zusammen und eine glutenfreie Tiefkühlpizza würde man, wenn sie nicht glutenfrei wäre, sofort in den Supermakt als ungenießbar zurückbringen. In Restaurants ist es ähnlich. Man erahnt erst beim Blick in die Speisekarte wo überall Weizenmehl, Speisestärke, Dinkel, Roggen oder sonstwas beigemischt sein könnte. Bindemittel in Pommes zum Beispiel. Einige gute Restaurants in Hamburg kochen bei rechtzeitiger Voranmeldung ein glutenfreies Menue. Immerhin kann man in solchen Restaurants beim Spontanbesuch auch detailliert erfahren was alles in dem Essen zu finden ist – das ist auch schon gut..
Irgendwie kommt man sich mit einer Lebensmittelunverträglichkeit in Hamburg wie "krank" vor. Dabei gibt es viele Menschen, die ganz freiwillig auf Weizenmehl verzichten möchten. Das hat einen hohen Preis.
Kanada ist ein Glutenfrei-Paradies. Jeder Supermarkt hat ein riesiges Regal für alle möglichen Unverträglichkeiten: Ei, Milch, Mehl. Auf jeder Packung ist gekennzeichnet welche Allergiker welches Produkt nicht essen sollten. Diverse Firmen bieten Kuchen, Torten, Nudel-Spezialitäten und Pizzen in allen erdenklichen Formen an. Bäckereien haben wie selbstverständlich glutenfreie Produkte. Als ich Sandra meinen Lieblings-Glutenfrei-Markt zeigte, der exzellente Torten ausgestellt hatte und auch ansonsten eine unfassbare Auswahl bot, kannte ihre Freude kaum Grenzen. Volle zwei Stunden blieben wir in dem Markt. Immer wieder hörte ich aus einem anderen Regal-Gang ein „Daaaas gibt es doch gar nicht – guck mal hier...“
Die Krönung war der Besuch des Restaurants „Magic-Oven“ in Toronto. Die preisgekrönte Pizza konnte ebenso wie die Nudelspezialitäten „regular“ oder „glutenfree“ bestellt werden. Das große Wunder bei der gemeinsamen Pizza: Sie schmeckte fantastisch! Da kamen sogar mir die Tränen.


Im Laufe der Reise stellten wir fest, dass nahezu jedes Restaurant glutenfreie Produkte auf der Speisekarte hatte. Welch eine Entlastung der anstrengenden Fragerei: „Und was ist da drin?“
Endgültig fasziniert hat uns allerdings der Besuch der kleinen Ortschaft Huntsville. In der Bäckerei verneinte man die Frage nach glutenfreien Produkten: Es gebe doch die glutenfrei Bäckerei zwei Straßen weiter. Dort im Schaufenster fanden sich nicht nur alle erdenklichen Backwaren, sondern auch ein Bericht über die Geschäftsgründerin, die zwei betroffene Töchter hat. Ihr Ziel: Bislang brauchten Glutenfrei-Esser ihre Kuchen nicht verstecken, die wollte sowieso niemand essen. Das soll sich ändern!
Und ehrlich? Von Sandras Schokobrownie fehlte irgendwann die Hälfte und sie hatte die nicht gegessen...


Es bleibt die Feststellung, dass andere Länder bzgl. Lebensmittelunverträglichkeit viel "weiter" sind, als Deutschland (selbst in Namibia war die Auswahl größer als in Hamburg)
Wer nach einer Geschäftsidee sucht, möge alle Allergiker erlösen und solch einen Laden in Hamburg eröffnen.

Das wäre traumhaft.

Wichtige Schritte in diese Richtung machen in Hamburg bereits (u.a.):

Tolle glutenfreie Torten

Glutenfreie Menues

Große glutenfreie Auswahl (Hoheluft)

Huntsville liegt in der Einöde Ontarios und hat
ledilich 18 000 Einwohner
Aber es gibt eine Wheatfree-Konditorei



Glücksmomente


Reiche Auswahl an einem Wochentag


Angebot im Fast-Food-Laden

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