Für
die Tour heute habe ich meinen Wecker auf 6.30 Uhr gestellt. Dann
bleiben mir eineinhalb Stunden bis zum Start. Mehr als genug.
Um
6 Uhr klingelt das Telefon. Weckdienst. Ich verstehe das chinesisches
Englisch auf der anderen Seite des Hörers nicht richtig. Aber er
meint es ernst. Gut so. Also pelle ich mich schon jetzt aus dem Bett.
Kurzer Blick auf die Mails. Dann erst einmal ins Bad. Dusche an. Ich
liebe es genug Zeit zu haben. Mein Wecker klingelt mittlerweile.
6.30 Uhr. Hätte auch dicke gereicht, denn ich bin schon bald
abreisefertig. Überflüssiger Weckruf. Das Telefon klingelt wieder:
„Nun
warten wir schon 30 Minuten, wenn sie in fünf Minuten nicht unten
sind, fahren wir ohne Sie...“ aufgelegt. Das war nicht der
Rezeptionist, denn das Englisch war klar und deutlich.
Ich
schlucke und renne sofort in die Lobby. Dann weiß ich es. Es war der
Guide unserer heutigen Tour, der dort steht. „Äh, war nicht 8 Uhr
Start?“ - Der Rezeptionist schaut verstohlen weg, der Guide
schüttelt vehement den Kopf: „Zwischen 5.30 Uhr und 6 Uhr –
startklar!“
Nun
wird mir die Situation erst bewusst: Höflich hatte man nach dem
ersten Anruf bei mir auf mich gewartet. Über 30 Minuten lang. Während ich genüsslich duschte...
Dafür
ist der Guide wirklich außerordentlich freundlich zu mir. Er weiß ja, aber auch nicht welch Dinge ich in der letzten halben Stunde gemacht habe.
Die
Stimmung im Tourbus ist dafür eher angespannt. Er ist voll. 30 Leute.
Nur ein Platz noch frei. 60 Augen starren mich an. "Wie dreist!" denken sie. Ich
möchte im Erdboden versinken. Winde mich durch die Reihen zu meinem
Sitz. Gibts irgendwo ein Mikro? Ich möchte eine Erklärung abgeben. Gibts nicht. Ich frag allerdings nicht einmal danach. Trau mich nicht. Wie unangenehm.
Dann sagt der Guide, dass wir „nun ja endlich“ vollzählig sind.
Nochmal töten mich Blicke. So fühlt sich also „richtiges“
Zuspätkommen an.
Ich
schließe die Augen und stelle mich schlafend. Vielleicht auch sterbend. Tot. Was bleibt mir auch
sonst? Als wir ankommen, ist der Ärger verraucht. Man spricht sogar
wieder mit mir: „Wie war die halbe Stunde länger schlafen?“
Nächstes
Mal warte ich lieber wieder auf die anderen.
Als wir am Ziel ankommen, spricht man sogar wieder mit mir: „Wie war die halbe Stunde länger schlafen?“ |
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