Montag, 21. Mai 2012

Tanzbären


Das Publikum johlt. Ich stehe daneben. Schamvoll. Zhiyuan ist begeistert. Und mir wird klar, wie sehr Sozialisation Meinungen, Gefühle, Empfinden beeinflusst.

Ein Tanzbär wird vorgeführt. Mit Nasenring. Tanzend auf dem Fass. An einer Stahlkette seinem Dompteur ausgeliefert. Ein anderer hat ein Kleidchen an und tanzt. Wie ein Tanzbär eben. Applaus als er über ein Stühlchen steigt. Sich auf ein Tischchen setzt. Solche Darbietungen habe ich noch nie gesehen. Nur davon gehört. Aber das war in meinen Gedanken stets weit weg. Nun bin ich mittendrin und die Tanzbären fertig. Zwei Tiger kommen in den Käfig. Aus einem Mini-Verschlag werden sie freigelassen. Für Minuten. Sie schauen grimmig. Kann man ihnen nicht verdenken. Ihr Herrscher hat nun Eisenknüppel in der Hand. Benutzt sie. Es tut weh beim hingucken. Nur mir. Sozialisation. Ist ja nicht so, dass wir unsere Tier nicht auch quälen würden. Zum Beispiel die Legehennen oder die Mastferkel. Und Bären haben wir längst ausgerottet und wird doch einer entdeckt, machen wir ihn zum Problembär. Aber dies hier tut trotzdem weh.

Ich weiß gar nicht warum mich dies hier gerade so berührt. Was hatte ich denn gedacht wie die Menschen in einem Land mit Tieren umgehen, wenn nicht einmal annähernd die Menschenrechte eingehalten werden.

Ein Wolf kommt in die Manege. Er ist allein. Einsam. Kein Rudeltier mehr. Sein Fell zerrupft. Er springt über Hindernisse, durch Reifen. Es ist ein Wolf. Er sieht nicht so aus.

Dann endet die Vorstellung. Zum Glück. Obs mir gefallen hab?. Hats mir nicht. Zhiyuan versteht meine Bedenken nicht. Natürlich nicht. Ich solle mich nicht so anstellen. Ich finde er hat Unrecht. Ich stelle mich weiter an. Das nützt hier nun allerdings auch rein gar nichts. Nichtmal mir.


Kommen aus ca. 3 Quadratmeter-Käfigen in die Manage und werden
dort mit Stahlpeitschen geschlagen.

Kurz bevor der zweite im Kleidchen kam


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