Das Publikum johlt. Ich stehe
daneben. Schamvoll. Zhiyuan ist begeistert. Und mir wird klar, wie
sehr Sozialisation Meinungen, Gefühle, Empfinden beeinflusst.
Ein
Tanzbär wird vorgeführt. Mit Nasenring. Tanzend auf dem Fass. An
einer Stahlkette seinem Dompteur ausgeliefert. Ein anderer hat ein Kleidchen
an und tanzt. Wie ein Tanzbär eben. Applaus als er über ein
Stühlchen steigt. Sich auf ein Tischchen setzt. Solche Darbietungen
habe ich noch nie gesehen. Nur davon gehört. Aber das war in meinen
Gedanken stets weit weg. Nun bin ich mittendrin und die Tanzbären
fertig. Zwei Tiger kommen in den Käfig. Aus einem Mini-Verschlag
werden sie freigelassen. Für Minuten. Sie schauen grimmig. Kann man
ihnen nicht verdenken. Ihr Herrscher hat nun Eisenknüppel in der
Hand. Benutzt sie. Es tut weh beim hingucken. Nur mir. Sozialisation.
Ist ja nicht so, dass wir unsere Tier nicht auch quälen würden. Zum
Beispiel die Legehennen oder die Mastferkel. Und Bären haben wir
längst ausgerottet und wird doch einer entdeckt, machen wir ihn zum
Problembär. Aber dies hier tut trotzdem weh.
Ich
weiß gar nicht warum mich dies hier gerade so berührt. Was hatte
ich denn gedacht wie die Menschen in einem Land mit Tieren umgehen,
wenn nicht einmal annähernd die Menschenrechte eingehalten werden.
Ein
Wolf kommt in die Manege. Er ist allein. Einsam. Kein Rudeltier mehr.
Sein Fell zerrupft. Er springt über Hindernisse, durch Reifen. Es
ist ein Wolf. Er sieht nicht so aus.
Dann
endet die Vorstellung. Zum Glück. Obs mir gefallen hab?. Hats mir
nicht. Zhiyuan versteht meine Bedenken nicht. Natürlich nicht. Ich
solle mich nicht so anstellen. Ich finde er hat Unrecht. Ich stelle
mich weiter an. Das nützt hier nun allerdings auch rein gar nichts. Nichtmal mir.
Kommen aus ca. 3 Quadratmeter-Käfigen in die Manage und werden dort mit Stahlpeitschen geschlagen. |
Kurz bevor der zweite im Kleidchen kam |
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