Ich mache mich also auf. Der erste beginnt keine 300 Meter von meinem Hotel entfernt. Gegen eine kleine Gebühr darf man in den Park und an das Seeufer. Wunderschön. Blauer Himmel und mit mir wandern viele Einheimische hier entlang.
Nach gut einer Stunde ist vom Seeende allerdings nichts zu erblicken. Ich schaue auf meine Karte und als geübter Geograph dann auch endlich mal auf den Maßstab. Fast 5 Kilometer ist die Uferlinie in eine Richtung und der zweite See scheint ebenso ausladend.
Doch das Wetter ist gut und den Rückweg könnte ich ja mit dem Taxi machen. Ich gehe also weiter und schon nach einer knappen weiteren Stunde erreiche ich den Ausgang des Parks. „Nummer 1“.
Zeit habe ich genug und so gehe ich über die Straße zum nächsten See. Doch hier ist keiner. Wieder hilft ein Blick auf die Karte. Ah, zwei Ecken muss ich umkurven, dann geht’s wieder los. Wieder steht ein Kassenhäuschen am Eingang und ich entrichte meine kleine Gebühr: Der Wanderung zweiter Teil.
Auch dieser See ist schön, wieder sind es Tempel, und kleine Inseln, die den Weg säumen. Ich bin nun schon dreieinhalb Stunden unterwegs. Gerne würde ich nun allerdings irgendwann mal auf dem Platz des himmlischen Friedens ankommen. Für den ersten Tag reichts. Dann ist es geschafft.
Der Ausgang des zweiten Sees. Ich schreite raus und bin einigermaßen enttäuscht: Nichts – nur eine große Straße. Wieder blättere ich auf meiner Karte. Da steht ein Rikschafahrer vor mir: Ob er mir helfen könne. Ich möchte zum Platz des himmlischen Friedens. Er will mich fahren: 20 Euro.
Ich lächele. Nein, Danke! Dann 10! Ich schaue ihn an. Hör mal, ich bin vier Stunden gelaufen um zum Platz zu kommen, den Rest schaffe ich noch alleine. "Aber", höre ich ihn sagen "es sind noch eineinhalb Stunden – zu Fuß." Er sieht in mir einen ahnungslosen Touristen ohne jegliche Ahnung, den man bereitwillig schröpfen kann. Er zeigt auf einen beliebigen Punkt auf der Karte: "Du bist hier" – innerlich lächle ich wieder – "du brauchst also noch eineinhalb Stunden."
Nun packe ich
meine Karte aus. "Das", sage ich, "was du mir zeigst, ist zufälliger
Weise die Straße meines Hotels." Ich lache, er auch. Ich habe ihn
durchschaut. Er versucht es zu retten. Wie heißt dein Hotel denn?
Ich zeig ihm die Visitenkarte. Er zieht ab. Ich habe es einem kleinen
Schuft gezeigt. Nun muss ich allerdings den Weg zum himmlischen
Frieden trotzdem noch finden.
Ich drehe mich um,
um mich an den Himmelsrichtungen zu orientieren. Da sehe ich – knapp
300 Meter entfernt – das Schild meines Hotels. Mein Rikschafahrer
spricht mit seinen Kollegen. Vermutlich über mich. Ich kippe meinen
Plan und schleiche in mein Hotel. Wer statt zweier Seen, den einen
hin-und zurück läuft, hat nichts anderes als Spott verdient. Das sehe
ich ein.
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