Mittwoch, 23. Mai 2012

Hahnenkampf

„Nicht schon wieder deine Bedenken,“ stöhnt Zhiyuan. Und ich sag ja schon gar nichts mehr. Sie sind eben tief verwurzelt in der chinesischen Kultur: Hahnenkämpfe. "Auch nicht schlimmer als Stierkämpfe bei euch in Spanien." Zhiyuan scheint sich in der Diskussion auszukennen. Auch wenn er gerade ganz Europa in einen Topf rührt. Immerhin. Wer ein Argument anbringt, hat vorher nachgedacht.Ich brech seine Argumentationskette mit viel Fingerspitzengefühl: "Stierkämpfe find ich auch scheiße."
Wir gucken trotzdem. Käfige mit aufgebrachten Hähnen stehen rund um eine Arena. Alle warten auf ihren Moment. Zwei erleben diesen gerade. So glücklich sehen sie nicht aus,. Eher kräftig zerrupft. Eine wilde Meute Mensch steht lauthals drumrum. Nur Männer. Natürlich. Brüllen, Klatschen, Toben, Wetten. Die beiden Hähne krallen sich aneinander. Ihre Schnäbel sind mit Paketband hinter dem Kopf verzurrt. Sie können sich damit nicht angreifen. Die scharfen Krallen reichen auch. Und das dauert auch länger. Höhere Wetteinsätze. Einer blutet, dann der andere. Gong. Ich atme durch. Nur kurz. Pause. Die Besitzer schnappen sich ihren Kampfhahn. Waschen ihn ab. Betupfen die Wunden. Binden die Schnäbel neu. Dann geht’s schon weiter. Erbarmungslos. Immer häufiger muss ich wegsehen. Dann wieder zur brüllenden Zuschauermenge. Ob Stiere oder Hähne. „Sind nur Hähne,“ sagt Zhiyuan. Große Atlethen, Kämpfer, Helden. Nicht nur der Besitzer des Sieger-Hahnes wird bewundert. Der Hahn auch. Wird ihn sicher freuen, denke ich.

Wir schauen nicht bis zum Schluss. Wann denn überhaupt genau Schluss eines solchen Kampfes ist, will ich auch gar nicht wissen.

So richtig verstehen, tue ich Menschen irgendwie auch nicht immer.

Die Hähne vor dem Kampf
Manch Käfig wird leer bleiben

Großes Interesse



Pause


Die Schnäbel werden mit Band am Kopf so fest gebunden,
dass sie nicht mehr zu schließen sind






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