In Peru kommt Coca Cola auf lächerlicher 20%, die vermutlich auf den ständig wachsenden Tourismus zu schließen sind, denn ein echter Peruaner trinkt, sofern er sich überhaupt Cola leisten kann: Inca Kola.
Welch ein heroischer Name und wie ein Protest vertauschen sich auch gleich die Anfangsbuchstaben, denn wer hätte nicht nach erstem Hören: Inka-Cola geschrieben?Aber Inca-Kola ist in Peru Kult (oder cult?)! Und so hat das Gesöff mit dem geschichtsträchtigen Namen doch glatt einen Marktanteil von 70%.
Grund genug für mich den Geschmackstest zu absolvieren und vielleicht die Cola-Skala in meinem Kopf (Coca, vor Fritz, vor Afri, vor Pepsi-Cola) neu zu ordnen. Und wo sollte man so einen Cola-Test besser durchführen können als in einer kleinen Bar auf dem Marktplatz der alten Inkastadt Cuzco.
Der Blick in die Speisekarte verrät Positives: Inca-Kola ist hier (und auch anderswo) einfach preiswerter. Rund Zweidrittel des hier sowieso schon sehr niedrigen Coca-Cola-Preises muss man auf den Tisch „blättern“. Viel zu blättern ist es nicht, denn üblicher Weise kostet das Glas Inca-Kola gut einen halben Dollar.
Aber Preiswertigkeit verspricht nun nicht immer Qualität – wie man auch an der alles andere als geschmacklich herausragenden River-Cola von ALDI erkennen kann. Dabei bin ich ALDI-Möger und viele Produkte sind sowohl preiswert konkurrenzlos als auch geschmacklich konkurrenzfähig. ALDI hat nämlich, so pflegt meine Mutter stets zu sagen. Ganz schön gute Sachen!“
River Cola gehört nicht dazu und ich kenne mit meinem lieben Schachfreund Maxi auch nur einen Menschen, der River-Cola liebt. Aber Maxi wartet auch jeden Donnerstag sehnsüchtig auf das eingeschweißte Werbeheftchen der Supermärkte mit dem seit Jahren mein Briefkasten verstopft wird und von dem ich mich stets fragte: Wer liest das überhaupt? Bis ich erfuhr, dass mein Schwager und mein Vater ebenso darauf warten. Maxi ist also nicht alleine. Mit der River-Cola allerdings schon. Obwohl? Ich weiß gar nicht welche Cola mein Vater bevorzugt?
Dann steht sie vor mir. Meine erste Inca-Kola. Die Kellnerin platziert sie mit einem süffisanten Lächeln und bleibt einen Moment länger als nötig am Tisch um meinen ersten Schluck zu beobachten.
Mein erster Blick auf die gelblich leuchtende Flüssigkeit in dem Glas vor mir, lässt mich an die Praxis meines Urologen denken, wo im Labor auf einem Bord die Tagesabgaben der Urinproben in kleinen Plastikbechern aufgereiht sind.
Das ist also Inca-Kola. Ein bisschen fühle ich mich auch im Dschungelcamp. Deine heutige Prüfung: Iss Meerschweinchen, trink Inca-Kola.
Ich nippe. Es ist süß. Nicht die Süße, den herkömmlicher Coca Cola -Geschmack im Mund verbreitet. Ich meine: echt süß! Mein Mund klebt. Es schmeckt so gar nicht wie all das was wir unter dem Begriff Cola zusammenfassen. Eher wie die rote Fassbrause, die ich kurz nach der Wende in Dessau getrunken habe. Kaum zu glauben, dass da Coca drin sein soll. Aber in einem Land in dem zum Frühstück getrocknete Coca-Blätter auf dem Tee-Tischchen stehen, in dem jeder mindestens in einer Wangentasche einen Coca-Strauch zermalmt und in dem jeder rund einen Hektar Coca-Sträucher in seinem Garten zum „persönlichen Gebrauch“ sein Eigen nennen darf, wird man sich nicht irren.
Es ist Coca. Aber eben keine Cola. Nur Kola. Aber es ist trinkbar. Ganz gut sogar. Ich leere das Glas. Die Kellnerin steht wieder vor mir: „Und?“
Was soll ich nun antworten? Meine Cola-Lebensgeschichte? Ich kenne natürlich alle Fakten, die Kalorien und die Koffein-Wirkungen. Ich habe Bilder von zersetzten Fleisch aus Cola-Bechern gesehen und ich selbst war es, der Cola aus unserer Schulkantine verband.
Aber als strikter Non-Alkoholiker, der niemals in seinem Leben einen Tropfen anrührte, ist und war dies stets „mein“ Getränk. Wenn das braune Nass, durch den Mund sprudelt und kitzelnd den Hals hinabfließt ehe es irgendwo tief in einem explodiert, dann ist das ein echtes Tagesglück.
Fünf Jahre habe ich bei einer Wette auf Cola verzichtet. Das war nicht schön. Und abgenommen habe ich auch nicht.
Der erste Schluck danach war eine Urgewalt. Und bis heute ist Coca-Cola-Trinken für mich Zeichen eines tiefen Zufriedenseins. Auch wenn ich versuche vernünftiger Weise weniger und weniger davon zu trinken. Was mir weniger und weniger gelingt.
Und all dieses geht mir durch den Kopf, wo nun gerade die Kellnerin um meine Meinung bittet. Wie sollte ein Glas Inca-Kola nun meine Softdrink-Weltanschauung verändern? Chancenlos!
Dann fällt mein Blick auf das Etikett der Flasche: Coca-Cola-Companie. Tatsächlich ergoogelte ich später, dass Inca-Kola zu 50% aufgekauft wurde und die Namensrechte für alle Länder außer Peru an Coca-Cola gingen.
Das finde ich nun auch schade. Ich antworte der Kellnerin mit einem leichten bedenklichen Kopfnicken. Sie lächelt verständnisvoll. Und ich bestelle mir eine eiskalte Coke.
Inca-Kola |
Historischer Inka-Marktplatz von Cuzco |
Frühstückstee in Deutschland verboten: Coca-Tee |
Aus der Hamburger Fußgängerzone in jede peruanische Bar El Condor Pasa |
zum Hausgebrauch - natürlich... Coca-Anbau im Garten |
Coca-Plantage |
You can´t beat the feeling 1 Liter Coca-Cola Glasflasche |
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen