Da sind zum Einen
die besonderen Begegnungen mit Menschen all überall auf der Welt,
wie zum Beispiel im Dorf der San oder in unserem Projekt in
Limulunga/Sambia. In diesen Momenten wird einem klar wie groß unser
Planet ist, wie unterschiedlich Menschen leben und wie nah wir uns
dennoch sind.
Zum Zweiten
berührte es mich, wenn Tiere unvermittelt erschienen. Dabei ergriff
es mich natürlich, wenn ich manche Tiere zum ersten Mal im Leben sah
oder sie nur aus dem Zoo kannte. Wenn eine Giraffe die Straße querte, ein Elefant unser Camp besuchte oder ein Wal sich vor unserem
Schiff wendete. Aber auch schon der Moment ein Straußenei in der
Hand zu halten, bleibt unvergessen.
Galapagos bot
viele solcher Momente. Wobei „Opa und der Hammerhai“ einen
Lebenstraum erfüllte.
Der höchste Baum der Welt im Sequoia-Nationalpark ließ mich demütig werden. Und
einzigartige Naturschauspiele werden nie mehr aus meinem Kopf
verschwinden. Die sich lösenden Eismassen am Gletscher von El Calafate sind eines davon. Die sogenannten „Weltwunder“, die zu
Recht diesen Namen tragen. Der Grand Canyon und die atemberaubendenWasserfälle von Iguazu weitere.
Geografische
Punkte wie Death Valley als tiefster Punkt der USA
und das Kap der Guten Hoffnung im Süden Afrikas. Manchmal weht auch
der Geist der Geschichte so nah, wie beim Anblick der Zelle von
Nelson Mandela, dass es sofort ins eigene Hirn-Geschichtsbuch
übergeht und niemals mehr ausradiert werden kann.
Mir ist aufgefallen, dass bei all diesen ganz besonderen Momenten mit Menschen, Tieren, Landschaften kein einziges menschliches Bauwerk zu finden ist. Obgleich ich in Dubai das höchste Gebäude der Welt bestaunen durfte, Kathedralen, Monumente und Städte besuchte. Es waren gute Momente. Aber nachhaltig berührt? Fehlanzeige!
Mit einer einzigen Ausnahme: Machu Picchu
Der Moment, als ich nach vier harten Wandertagen durch die Wolken stieg. Episch! Vielleicht ist dieser Moment sogar „der“ Moment meiner Reise.
Aber warum schreibe ich dieses alles?
Es ist eine Einleitung. Eine lange – ich weiß! Um die Bedeutung zu erfühlen, versuche ich sie zu unterstreichen. Und es ist jedes einleitende Wort wert.
Machu Picchu bleibt Machu Picchu, aber das was vor mir liegt, macht Ähnliches mit mir.
Ein zweites Mal
auf dieser Reise wandert ein Bauwerk in mein Herz. Es rührt und
berührt, ich vibriere und kann mich nicht satt sehen. Ein
Weltereignis. Ebenso einzigartig auf unserem Planeten. Ein
Weltwunder.
Und damit endet die Einleitung.
Die chinesischen Mauer
Die anderen sind
schon längst zurückgeblieben. Aber ich kann nicht aufhören, den
nächsten Turm zu erklimmen. Und meine Schritte gehen unaufhörlich
weiter. Stufe für Stufe, Abschnitt für Abschnitt. Ich denke nicht,
ich staune, ich sauge auf, ich lebe.
Ich habe mich für
eine Tour entschieden, die nicht direkt in Peking die Mauer ersteigt.
Wo man sich durch fliegende Händler kämpfen muss. Wir sind drei
Stunden gefahren. Ins Hinterland. Mit der Seilbahn ging es die Hügel
hinauf. Der erste Blick überwältigte mich. Jeden von uns. Wie eine
Perlenkette legt sich die Mauer über die Landschaft. Hügel für
Hügel. Irgendwann am Horizont kommt das Auge nicht mehr mit, aber
sie endet noch lange nicht.
Wir stehen und
staunen. Aber ich will sie erwandern. Erfühlen. Durch die Fußsohlen
für immer in mein Gedächtnis erlaufen. Und so starten wir. Ein paar
freundliche Bauernfrauen begleiten uns. Wenig aufdringlich zeigen sie
uns beste Fotopunkte. Sie hoffen am Ende eines ihrer Souvenirs
verkaufen zu können. Nach und nach haben die anderen genug gesehen.
Bleiben stehen, machen Rast, drehen um. Ich nicht. Ich kaufe schnell
ein Souvenir bei meiner Begleitung und bedanke mich. Dann gehe ich
weiter. Erst nach zwei Stunden halte ich inne. Ich bin allein.
Ich setze mich auf
die Mauer und schaue. Die Gedanken schweifen fort. Etwas Tiefsinniges
, Schwermütiges macht sich in mir breit. Ich bin total ruhig. Alles
ist ruhig. Nur die Mauer windet sich. Über Hügel und Hügel und
Hügel. Wie sie es all die Jahre gemacht hat. Man sagt sie seit über
8000 Kilometer lang, wenn man natürliche Barrieren wie Flüsse und
Seen mitzählt. Der längste Abschnitt an einem Stück über 2000
Kilometer. Mag sein. Kann sein. Ich sehe nur wenige Kilometer. Wenn
ich meine Augen zusammenkneife vielleicht ein paar mehr.
Genug für diesen Moment. Für alle Zeiten.
Episch!
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