Mittwoch, 9. Mai 2012

Die besten Momente der Reise - und ein neuer Kandidat

Es gibt viele besondere Momente auf meiner Reise. Sie sind schön, sie sind lustig, bewegend, atemberaubend, vielleicht auch nachdenklich stimmend. Und dennoch gibt es diese ganz Besonderen, die Außerordenlichen, die die einen nachhaltig berühren, vielleicht sogar das eigene Leben auf der Stelle ein kleines bisschen verändern. Die absoluten Höhepunkte der Reise. Vielleicht ein gutes Dutzend aus allen Bereichen der Erlebnisse.

Da sind zum Einen die besonderen Begegnungen mit Menschen all überall auf der Welt, wie zum Beispiel im Dorf der San oder in unserem Projekt in Limulunga/Sambia. In diesen Momenten wird einem klar wie groß unser Planet ist, wie unterschiedlich Menschen leben und wie nah wir uns dennoch sind.

Zum Zweiten berührte es mich, wenn Tiere unvermittelt erschienen. Dabei ergriff es mich natürlich, wenn ich manche Tiere zum ersten Mal im Leben sah oder sie nur aus dem Zoo kannte. Wenn eine Giraffe die Straße querteein Elefant unser Camp besuchte oder ein Wal sich vor unserem Schiff wendete. Aber auch schon der Moment ein Straußenei in der Hand zu halten, bleibt unvergessen.

Galapagos bot viele solcher Momente. Wobei „Opa und der Hammerhai“ einen Lebenstraum erfüllte.

Der höchste Baum der Welt im Sequoia-Nationalpark ließ mich demütig werden. Und einzigartige Naturschauspiele werden nie mehr aus meinem Kopf verschwinden. Die sich lösenden Eismassen am Gletscher von El Calafate sind eines davon. Die sogenannten „Weltwunder“, die zu Recht diesen Namen tragen. Der Grand Canyon und die atemberaubendenWasserfälle von Iguazu weitere.

Rios Karneval ebenso wie der Zuckerhut und auch der Tafelberg in Kapstadt.

Geografische Punkte wie Death Valley als tiefster Punkt der USA und das Kap der Guten Hoffnung im Süden Afrikas. Manchmal weht auch der Geist der Geschichte so nah, wie beim Anblick der Zelle von Nelson Mandela, dass es sofort ins eigene Hirn-Geschichtsbuch übergeht und niemals mehr ausradiert werden kann.

Mir ist aufgefallen, dass bei all diesen ganz besonderen Momenten mit Menschen, Tieren, Landschaften kein einziges menschliches Bauwerk zu finden ist. Obgleich ich in Dubai das höchste Gebäude der Welt bestaunen durfte, Kathedralen, Monumente und Städte besuchte. Es waren gute Momente. Aber nachhaltig berührt? Fehlanzeige!

Mit einer einzigen Ausnahme: Machu Picchu

Der Moment, als ich nach vier harten Wandertagen durch die Wolken stieg. Episch! Vielleicht ist dieser Moment sogar „der“ Moment meiner Reise.

Aber warum schreibe ich dieses alles?

Es ist eine Einleitung. Eine lange – ich weiß! Um die Bedeutung zu erfühlen, versuche ich sie zu unterstreichen. Und es ist jedes einleitende Wort wert.

Machu Picchu bleibt Machu Picchu, aber das was vor mir liegt, macht Ähnliches mit mir.

Ein zweites Mal auf dieser Reise wandert ein Bauwerk in mein Herz. Es rührt und berührt, ich vibriere und kann mich nicht satt sehen. Ein Weltereignis. Ebenso einzigartig auf unserem Planeten. Ein Weltwunder.

Und damit endet die Einleitung.


Die chinesischen Mauer

Die anderen sind schon längst zurückgeblieben. Aber ich kann nicht aufhören, den nächsten Turm zu erklimmen. Und meine Schritte gehen unaufhörlich weiter. Stufe für Stufe, Abschnitt für Abschnitt. Ich denke nicht, ich staune, ich sauge auf, ich lebe.

Ich habe mich für eine Tour entschieden, die nicht direkt in Peking die Mauer ersteigt. Wo man sich durch fliegende Händler kämpfen muss. Wir sind drei Stunden gefahren. Ins Hinterland. Mit der Seilbahn ging es die Hügel hinauf. Der erste Blick überwältigte mich. Jeden von uns. Wie eine Perlenkette legt sich die Mauer über die Landschaft. Hügel für Hügel. Irgendwann am Horizont kommt das Auge nicht mehr mit, aber sie endet noch lange nicht.

Wir stehen und staunen. Aber ich will sie erwandern. Erfühlen. Durch die Fußsohlen für immer in mein Gedächtnis erlaufen. Und so starten wir. Ein paar freundliche Bauernfrauen begleiten uns. Wenig aufdringlich zeigen sie uns beste Fotopunkte. Sie hoffen am Ende eines ihrer Souvenirs verkaufen zu können. Nach und nach haben die anderen genug gesehen. Bleiben stehen, machen Rast, drehen um. Ich nicht. Ich kaufe schnell ein Souvenir bei meiner Begleitung und bedanke mich. Dann gehe ich weiter. Erst nach zwei Stunden halte ich inne. Ich bin allein.

Ich setze mich auf die Mauer und schaue. Die Gedanken schweifen fort. Etwas Tiefsinniges , Schwermütiges macht sich in mir breit. Ich bin total ruhig. Alles ist ruhig. Nur die Mauer windet sich. Über Hügel und Hügel und Hügel. Wie sie es all die Jahre gemacht hat. Man sagt sie seit über 8000 Kilometer lang, wenn man natürliche Barrieren wie Flüsse und Seen mitzählt. Der längste Abschnitt an einem Stück über 2000 Kilometer. Mag sein. Kann sein. Ich sehe nur wenige Kilometer. Wenn ich meine Augen zusammenkneife vielleicht ein paar mehr.

Genug für diesen Moment. Für alle Zeiten.

Episch!


















Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen