Es
gibt kaum eine Schlange, einen Moment wo ich annähernd ratlos stehen
könnte, ohne dass ein helfender Mensch sich meiner annimmt. Hoch
interessiert an ihren Gästen, aus Europa, werden mir Löcher in den
Bauch gefragt. Ganz gleich wie viele Brocken Englisch der Gegenüber
spricht. Kinder und Senioren grüßen einen lächelnd mit einem
stolzen „hello“ und freuen sich allesamt, wenn man sie begleitet.
Eine Tour gemeinsam macht, Bus fährt oder zusammen etwas isst.
Das
Interesse der Chinesen an mir Langnase war allerdings anfangs auch etwas
gewöhnungsbedürftig, wenn im Nachtzug einem das Buch aus der Hand
genommen wurde, um festzustellen wie die Schrift darin aussieht oder
der Inhalt des Rucksacks genau inspiziert indem man einfach
ungefragt alles rausholt und fragt: „Was ist das?“
Und
nur um Missverständnisse vorzubeugen, dass ich hier Stigmata aufstellen möchte
oder bediene: Völlig verständnislos reagierten alle, wenn sie
erfuhren, dass ich kein Bier trinken würde: Alle Deutschen Männer
trinken Bier.
Also
auch meine Beobachtungen sind natürlich keineswegs eine Beschreibung
„des Chinesen ansich“. das wäre ja auch Unfug. Stattdessen einfach mal ein paar lockere Erfahrungen, die ich mehrfach gemacht habe...
Mit
Chinesen Auto zu fahren ist zum Beispiel ein ganz besonderes Vergnügen. Die
Fahrer, die ich erleben durfe – von Busfahrer über Taxifahrer sind
offensichtlich in der Fahrradzeit stehen geblieben. Sie benutzen die
Hupe wie einst die Klingel zur Kommunikation der Vorfahrt. Das
chinesische Fahrradknäuel, das noch vor wenigen Jahren auf den
Kreuzungen der Städte zum Alltagsbild gehörte, ist gewichen. Das
Prinzip bleibt. Man fährt nach Echolot wie die Delphine.
Ich
fragte einen netten Kleinbusfahrer, warum er denn immer Hupen würde,
wenn er auf der Autobahn ein anderes Fahrzeug überholen würde?
„Damit er weiß, dass ich komme“ „Aber wozu ist das wichtig? Er
fährt doch auf einer anderen Spur?“ „Damit er die Spur nicht
wechselt.“ „Warum sollte er die Spur wechseln? Hunderte Meter vor
ihm kommt kein anderes Fahrzeug?“ „Warum sollte man nicht hupen?“
Das
frage ich mich auch. Aber eine schöne Vorstellung, wenn auf
deutschen Autobahnen nach ähnlichem Prinzip gefahren würde. Ein
wunderbares Konzert. Rückspiegel? Abschrauben!
Chinesische
Frauen sind großartig. Ich amüsiere mich köstlich. Ich habe das
Gefühl, dass eine chinesische Frau niemals ohne irgendeinen Pink-Ton
am Körper aus dem Haus tritt. Chinesinnen lieben grelle Farben. Ganz
besonders allerdings rosa. Und sie lieben es fotografiert zu werden.
Das Victory-Zeichen ist das mindeste was präsentiert wird. Die Damen
posen professionell. Auch Großmütter machen fürs Foto Faxen. Und
die Männer? Die Schweigen und Knipsen.
Lustig finde ich die enorm großen Gruppen mit denen Reisende immer unterwegs sind. Vorneweg immer irgendein Guide mit Megaphon. Der immerzu irgendwelche Erklärungen brüllt. Alle mit Fotoapparaten bewaffnet und mit gleichfarbigen Cappies oder T-Shirts uniformiert, wird jedes einzelnde Ausstellungsstück abgelichtet. Und während ich immer versuche es möglichst unberührt oder menschenleer abzufotografieren, werden Menschen sogar so platziert, dass es zum Bersten voll ist. Keine Ahnung warum ich "unberührt" schöner finde. Aber dieses geht vielen Deutschen so, während die Amerikaner da auch ganz anders ticken (Wo viele Menschen sind, muss es gut sein - also rauf aufs Foto!)
Das
alles ist schön. Liebenswert. Nur eines an das ich mich all die Zeit
nicht gewöhnen konnte:
Das
Rotzen! Ich weiß, dass große Bemühungen gemacht werden dieses
aussterben zu lassen , dass viele Jugendliche in China sich davon abwenden und es früher viel schlimmer gewesen sein soll.
Aber ehrlich? Dieses tiefe Einsaugen über die Nasenschleimhaut bis
in den Rachen. Mit anschließendem orkanartigen rausschießen des
Glibbers hört man im Sekundentakt. Und die Straßen sehen auch so
aus. In einem Buch habe ich gelesen: „Ich wunderte mich über die
glitschige Eisbahn vor meinem Hotel im Winter. Dann wurde mir klar
über was ich schlitterte...“
Eine
tief verwurzelte Rotzkultur. Gewöhnungsbedürftig.
Aber
ich liebe die Chinesen. Mit ihrer Freundlichkeit , dem Interesse und der
Unbedarftheit mir gegenüber, die ich vielleicht auch nur so interpretiere. Mit
ihrem Willen, Mut und Lust sich zu verändern, gar immer wieder neu
zu erfinden. All diese Gegensätzlichkeiten und Unterschiede in Kultur, Politik , Traditionen und Finanzen. Wunderbare Zeiten, tolle Freunde, fantastisches Land.
Da lass ich nichts drauf kommen.
Nicht
mal Spucke!
Dieser freundliche Herr, wollte unbedingt mit mir Taxi fahren, obwohl er weder Englisch sprechen konnte, noch in meine Richtung musste... (gut, dass mein neuer Freund Zhiyuan mit an Bord war und ein wenig dolmetschte)
Wir vergnügten uns königlich und er fuhr danach direkt zurück
Foto-Posing |
Rosa (Mütze, Schuhe, Jacke vlnr) |
Je mehr desto besser - und immer schön Cappie auf dem Kopf |
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