Habe
ich etwas falsch gemacht? Ich fürchte: Nur anders als viele andere hier.
Ich
gehe in ein Cafe. Ich will nicht alleine sein. Und schaue ins
Internet. Massagen + China. Sofort bin ich auf diversen Reiseseiten
und lese Einträge, die ich nicht sehen will. Die Männerwelt
diskutiert: China oder Thailand – was ist besser? Meint: Wo ist
Ficken billiger?
Erstmals
wird mir das ganze Ausmaß dieses „Ficken in Thailand“-Klischees
klar. Zwischen den tönenden Blogeinträgen über „Happy
Ending-Massagen“ immer wieder Zwischenrufe von verzweifelten
Forumsnutzern: „Dies ist eine Reiseforum. Bitte ich will euren Kram
nicht lesen!“
Die
Antworten kommen sofort: „Weltfremd!“ „Spießer“ „Vielleicht
eine Frau mit Männer-Nickname“ „Ein Mann kann eben nicht
anders!“ und am schlimmsten und besonders oft lese ich „Es ist
doch eine win win-Situation. Die Frauen würden sonst nie so viel
verdienen. Und irgendwie genießen die Mäuse es doch auch.“
Mir
wird übel. Aber ich will das nicht mehr ausblenden, denn es gehört
dazu. Auch das ist Asien.
So
normal und so alltäglich, dass später mein Hotelchef über meine
Erzählungen lacht: „Wieso? Du kannst doch einfach sagen, dass du
das nicht willst. Dann massieren sie dich normal. Und vielleicht
entscheidest du dich dann ja doch noch um. Happy Ending-Massage
bieten dir sogar die Masseurinnen in den Top-Hotels an.“
Kein Wunder, dass meine „Masseurin“ völlig erschrocken war, als ich aufsprang,
Ich
selbst komme mir ein bisschen doof vor, wenn ich davon erzähle. In
manchen Männerrunden diese Geschichte und es gibt Gejohle.
Vermutlich würde ich mitjohlen.
Vielleicht ist das unsere Rolle?
Dabei kenne ich viele, die genauso wie ich reagiert hätten.
Lachen ist natürlich der erste Reflex. So verrückt. Stell dir vor du denkst an eine Massage und dann so was. Schon irgendwie lustig. Aber eigentlich auch überhaupt nicht.
Natürlich
habe ich mir lange überlegt, ob ich diese Geschichte in meinem
Reiseblog erzählen soll. Schließlich ist der öffentlich und alle
können es lesen.
Mir
wurde klar: ich muss! Weil ich auch hier ein Statement abgeben
möchte. Weil ich dazu eine Meinung habe, die ich nicht verstecken
möchte und die jeder lesen darf. Jeder lesen soll.
Weil
das Leben, selbst wenn man drüber lacht, eben nicht immer nur lustig ist.
Ich
lese in der Morgenpost von dem Mann, der von seiner Bettbekanntschaft
eingesperrt wird und zu mehr Sex „genötigt“ wird. Er ruft vom
Balkon die Polizei. Am nächsten Tag ist sich die MOPO nicht zu
schade ihre Leser zu fragen: Wie oft muss ein Mann können?
Nicht
vorzustellen, wenn dieses einer Frau passiert wäre und die MOPO eine
ähnliche Frage gestellt hätte.
Und
natürlich gibt es da Viele große Unterschiede. Nur einer davon: Eine Kräftefrage zum Beispiel. Wie man bei mir sah.
Körperlich stärker, sind wir in der Regel jederzeit in der Lage aus
solch Situation zu entkommen. Notfalls mit Gewalt.
Die
Situation bleibt trotzdem im Gedächtnis. Auch bei mir. Obwohl ich wirklich keinen Schaden davon getragen habe, ist
es etwas mehr als eine schnell erzählte Anekdote, wie sie sonst hier
beschrieben wird.
Sie
beschäftigt und macht mich vorallem immer noch wütend. Nicht auf die Dame in Lijiang. Sicher nicht. Auf all die Kerle, die das Bild von uns Männern
nicht nur in China und Thailand so prägen, dass Frauen erschrocken
sind, wenn man kein „Happy End“ gegen ein paar Kuai mehr möchte.
Auf all die Spinner, die in Foren feige und stolz ihre Potenz
herausposaunen und die besten und billigsten „Massageläden“
bewerten.
Und
sicher: Ich bin ein dummer Spießer. Ich habe diese Welt noch nicht
kapiert. Ich bin intolerant obendrein.
Meinetwegen
könnt ihr auch glauben, dass sich hinter meinem Nick-Name eine Frau
verbirgt.
Mir
egal ihr Scheiß Thailand-Sex-Touristen: Fickt Euch doch selbst ins
Knie. Ist nämlich noch viel billiger als China.
Aus der MOPO
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