Samstag, 19. November 2011

Süßes oder Saures?

Eigentlich finde ich Halloween behämmert. Aber ich komme auch aus Hamburg und frage mich ebenso Jahr für Jahr welche Erbgutdeformation zum Karneval in Köln bei den Menschen ausbricht. Verkleiden finde ich ok. Mottopartys zwar meistens anstrengend aber ich habe auch schon an welchen teilgenommen und das war lustig. Das Geheimnis ist irgendwie, dass das alles von Außen merkwürdig aussieht, wenn man aber mittendrin steckt, man das gar nicht mehr merkt.
Und nun steckte ich im Halloween – und zwar so richtig tief drin. Was reist man auch Im November in die USA, den Mutterland des Horrors?
Was blieb? Ich machte mit und nahm so viel Halloween mit, wie es nur irgendwie ging. In Deutschland ist Halloween irgendwie ja ne Mischung aus organisierter Kinderkriminalität und Fasching. Zum Halloweentag laufen Kinderbanden durch die Städte und Brandschatzen für möglichst Tonnen von Süßigkeiten. Da viele Menschen, besonders die Älteren den Halloweenbrauch nicht kennen, ereignen sich echte Dramen an den Haustüren, die später bei "Aktenzeichen XY - ungelöst" aufgearbeitet werden müssen.
Vielleicht sollte man einfach mal an alle Rentner ein Schreiben versenden, dass Halloween nichts anderes ist als die schöne alte nordisch-deutsche Tradition des „Rummelpott-Laufens“, was früher ganze Generationen am Silvesterabend gemacht haben. Dann gäbs vielleicht auch ein paar Süßigkeiten. Warum Halloween dem Rummelpott den Rang abgelaufen hat? Keine Ahnung.


Hier in den USA hat Halloween natürlich Tradition und nicht nur Rentner können sich mit riesigen Süßigkeitentüten aus dem Supermarkt extra für Halloween verpackt, freikaufen.
Aber Halloween ist noch mehr. Sämtliche Häuser sind mir Grusel-Accessoires verkleidet und damit meine ich nicht: ein Skelett irgendwo, sondern ganze Tonnen von Skeletten, Spinnweben, Spinnen, Hexen, Augen und vieles mehr, die in Vorgärten liegen und Fenster und Türen zieren, als gäbe es einen Geisterbahncontest in der Nachbarschaft.

Überall finden sich zu dieser Zeit Märkte rund um das wichtigste Gemüse dieser Tage: den Kürbis. Riesige Kürbisfelder liegen zum Abtransport bereit. Nebenbei sind diese Kürbismärkte aber auch gesellschaftliches Treffen und Volksfest. Maislabyrinthe, gegrillter Mais und Kürbisattraktionen flankieren die Herbstfeierlichkeiten. Und am Abend leuchtet aus jedem Haus die Halloween-Kürbis-Fratze. Dabei war ich erstaunt, dass die Kürbisinnereien nicht verzehrt werden, sondern direkt in die Tonne wandern. So viele sind es ehrlicher Weise auch nicht, weil es sich ganz offensichtlich um riesige Halloween-Zierkürbisse handelt.

So ungewohnt alles daherkommt, so heimisch fühlt man sich hier vor Ort damit. Es ist ein sehr spezielles Fest, das ganz besonders für die Kinder einen echten Jahreshöhepunkt darstellt.

Im Gegensatz zu den einheimischen Hunden, die ebenfalls am Halloweentag in Kostüme gesteckt werden und den Tag sicher nicht als Jahreshöhepunkt bezeichnen würden. Welcher Hund mag schon gerne als Ninja-Turtle rumlaufen?

Mir gefällt Halloween jetzt viel besser. Und nächstes Jahr im Herbst bin ich bereit. Dann habe ich auch eine große Tüte Süßigkeiten bei mir zuhause, die die klingelnden Gören aber erst dann bekommen, wenn sie sich einen langen Vortrag über Rummelpott von mir angehört haben.

So ist das Leben eben: Süßes gibt’s meist nur nachdem man Saures überstanden hat.


Vorgärtenverzierung




Innenverzierung - das Bild beginnt in Intervallen zu leuchten
und aus dem freudlichen Familienbild wird ein Horrorportrait.


weitere Vorgärten


ein wunderschöner Kürbismarkt


Familienfoto mit Hund (noch ohne Kostüm)





Neu Halloween-Fan


Und abends leuchtete ein wunderschöner
Halloweenkürbis, den ich leider vergaß, zu fotografieren

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