Hamburg hat die Hafencity. Meins ist das nicht so... Ich finde es ist ein unendlich steriler Stadtteil geworden, der so ganz anders ist, als ich mir „mein Hamburg“ vorstelle. Was man aus einem Hafenbauprojekt machen kann, hat Kapstadt bewiesen und eine der meistbesuchten Sehenswürdigkeiten des afrikanischen Kontinents gebaut: Die Kapstadt Waterfront. Maritime Einkaufszentren, kulturelle Angebote, Restaurants und dazwischen echter Hafenbetrieb. Das ist gemütlich, das ist interessant, das ist liebevoll und für mich war dieses mein tägliches Zentrum und Ausgangspunkt.
Hier gibts den besten Eindruck davon:
http://www.waterfront.co.za/Pages/home.aspx
Clocktower - Mittelpunkt der Waterfront |
Hier gibts den besten Eindruck davon:
http://www.waterfront.co.za/Pages/home.aspx
Mein schönstes Erlebnis hatte ich allerdings im wunderbaren Fischrestaurant Baia. Ich möchte meinen Besuch in einem Kurzprotokoll wiedergeben.
Ich: Guten Tag, ich suche einen Tisch.
Kellner 1: Einen Tisch für sie alleine?
Ich (schaue mich um): Ja, ich bin alleine.
Kellner 1: hier haben wir einen Tisch (schöner Tisch mit Blick auf den Hafen)
Ich: Dankesehr
Kellner 1: Die Weinkarte oder nur die Menue-Karte?
Ich: Bitte nur die Karte.
Während ich wähle kommt Kellner 2 an meinen Tisch
Kellner 2: Alles recht?
Ich: Ja, ich wähle noch.
Kellner 2: Ich empfehle Ihnen... (schlägt verschiedene Dinge vor)
Ich: Danke. Ich schaue nochmal.
Nachdem ich gewählt habe, beginne ich mit dem Schreiben meines Tagebuchs, werde aber sofort unterbrochen
Kellner 1: Sie haben gewählt?
Ich: Ja, ich hätte gerne als Vorspeise die Muscheln und dann den Fischteller mit Krabben.
Kellner 1 notiert alles und ich widme mich wieder meinem Tagebuch.
Kellner 3 bringt Brot mit Krabbencreme
Kellner 3: Gruß der Küche
Ich. Danke (schmeckt lecker)
Ich versuche den ersten Absatz meines Tagesberichts fertig zu schreiben, da kommt Kellern 2.
Kellner 2: Alles in Ordnung?
Ich: Danke
Kellner 3 schenkt mein leeres Wasserglas nach.
Kellner 1: Alles in Ordnung?
Ich: Danke ganz wunderbar!
Kellner 2 bringt die Muscheln (am Nachbartisch schaut man zu mir herüber – jaja später kommen und früher das Essen vor sich haben – Glück muss man haben)
Kellner 1 (noch bevor ich den ersten Bissen im Mund habe): Alles zu ihrer Zufriedenheit?
Ich: Ja, Danke bestens!
Esse die Muscheln und nehme danach mein Tagebuch wieder an mich (für geschätzte 30 Sekunden)
Kellner 3 Mit einem Stück Hummer auf Brot: Ein Gruß des Hauses.
Ich (erstaunt): Danke! (am Nachbartisch wird eine Revolte geplant)
schmeckt vorzüglich
Kellner 1 (ich sehe es ihm am Gesicht an und will schon fast antworten bevor er fragt): Hats geschmeckt?
Ich: Ja, danke ganz wunderbar!
Kellner 2 bringt den Fischteller und in der Mitte liegt ein halber Hummer.
Ich: das habe ich nicht so bestellt mit dem Hummer (denke an meinen Geldbeutel)
Kellner 2 nicht wissend: das ist schon richtig so.
Ich: Danke!
Es schmeckt ganz außerordentlich köstlich (zwischendurch wird viele Male gefragt ob es mir gut geht und ob ich zufrieden bin und akribisch mein Wasserglas neu gefüllt)
Nachdem ich aufgegessen habe, lehne ich mich zurück, betrachte die wunderbare Aussicht und widme mich wieder meinem Tagebuch.
Kellner 4 (den hatte ich noch gar nicht gesehen): Die Dessertkarte der Herr?
Ich: Ja, bitte (wenn schon, denn schon)
Kellner 2 (bringt die Karte): Wenn ich Ihnen etwas empfehlen dürfte, dann das gebackene Schokomousse.
Ich: Ja, das klingt vielversprechend.
Ich atme durch und denke mir, dass so ein Backvorgang bestimmt etwas Zeit für mein Tagebuch lässt. Noch immer habe ich lediglich knapp eine Seite geschrieben.
Doch wenige Minuten später:
Kellner 1 bringt einen Schokotraum (Am Nachbartisch wurde gerade die Vorspeise serviert): Bitteschön (erklärt das Wunder auf meinem Teller)
Ich: Das sieht ja großartig aus.
Kellner 2 (kommt dazu): gibt’s ein Problem?
Ich: Nein, nein es sieht großartig aus!
Und es schmeckt auch großartig
Kellner 1: räumt ab und fragt ob er mir noch etwas gutes tun kann.
Ich winke ab und bestelle die Rechnung. Tagebuch werde ich wohl erst zuhause schreiben können.
Ich überlege was ich diesen netten Menschen sagen soll, so rührend hat sich bislang noch kein Restaurant um mich gekümmert. Ob sie Mitleid mit mir hatten, weil ich alleine aß?
Kellner 2 bringt die Rechnung und ich zahle.
Kellner 2 (räuspert sich): Sind sie Journalist?
Ich (verstehe die Frage nicht richtig und sage wie üblich wenn ichs nicht verstehe): Ja
Kellner 2: Für welches Magazin?
Ich (jetzt habe ich es doch verstanden und rudere zurück): Nein, nein ich bin kein Journalist.
Kellner 2: Kein Journalist?
Ich: Nein, auf keinen Fall.
Kellner 2 zwinkert mir zu
Und ich weiß gar nicht wie ich zurückgucken soll
Kellner 2: schreiben sie was Nettes!
Ich: ähh
Ich stehe auf, stecke mein Tagebuch schnell ein und gehe an Kellner 1,2,3 und 4 vorbei.
Alle schauen mich freundlich und kumpelig an
Hiermit möchte ich wenigstens das Minimalste tun, was ich als Nichtjournalist tun kann. Die Wahrheit schreiben:
Die ganze große Wahrheit liebes Baia-Team ist: Ich bin kein Gastro-Journalist (ebensowenig wie Fußball-Scout)! Aber ja, Euer Essen und der Service sind ganz vorzüglich.
Und an alle meine Freunde:
Bitte geht hin, wenn ihr mal in Kapstadt seid, sonst ist es mir peinlich (besonders für meinen Nachbartisch).
Und ich schreibe nie wieder Tagebuch, wenn ich alleine Essen gehe (oder vielleicht sollte ich es immer machen?)
Promenaden und Hafenanlagen Hand in Hand |
Fischrestaurant Baia besucht von Gastro-Papst Lengwenus |
Lohnende Hafenrundfahrten |
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