Donnerstag, 1. September 2011

Übernachtung mit Löwen


Geschwindigkeitsbegrenzung für Giraffen
Campingplätze sehen sehr unterschiedlich aus. Manche haben sehr luxuriöse Waschräume, einige haben pro Stellplatz eigene Grills, andere wiederum bieten nur eine Freilichtdusche und ein Plumpsklo. Manche Campingplätze sind eben einfach nur Plätze zum Campen – nichts mehr!

  
"Campingplatz" im Chobe (sprich: Schobe) Nationalpark
 - mit Blick aufs Löwenfeld

Das muss man nur wissen. Wussten wir aber nicht, als wir rund 80 Kilometer vor dem Chobe-Park in Maun einen Campingplatz für 80$ buchten.
Nach zweistündiger Sandpistenfahrt sind wir am Parkeingang. Weg zum Nordtor steht auf einem Wegweiser – der Weg allerdings sieht nicht wie ein Weg zu irgendetwas aus. Wir fahren trotzdem rein und schon nach wenigen Metern wissen wir, dass wir keine Wahl haben – Umkehren ist nicht. Zu schmal die "Straße" zu Bewachsen und versumpft der Wegesrand. Es queren Giraffen, Elefanten streichen ums Auto.
 

Als alles noch gut war ;-)

Wo bitte soll hier ein Campingsplatz sein. Da ein Schild. Aber kein Platz. Kein Häuschen, keine Rezeption oder irgendetwas was nach Camping aussieht. 
Es wird dunkel und langsam schleicht Panik in uns hoch: Hier im Dunkeln? Gute Nacht!
 
An einer Brücke steht ein Naturfotograf, mit Bart und allen Wildniswassern gewaschen. Er fotografiert Hippos im Sonnenuntergang. Auch wir nehmen uns eine Minute, können aber gar nicht richtig genießen. Dann frage ich ihn. 500 Meter nicht mehr weit. Ich bin erleichtert.
 
Nach einem  Kilometer: Nichts!
 
Wir schaffen es zu wenden. Und fahren zu dem barttragenden Outdoor-Mann. Er schaut in unsere blassen Gesichter: „Soll ich euch hinbringen?“ Und ich wäre ihm am liebsten auf den Arm gesprungen. „Jaaa“, hallt es aus unseren Kehlen unisono und wir nennen ihn fortan „Papi“. Er schwingt sich in seinen Jeep und fährt vor.
 
Keine 5 Meter vom Zelt entfernt
Mitten im Wald zwischen Warzenschweinen und Elefanten hält er. „Hier ist es!“. Kein Klo, keine Dusche, kein Schutz. Das beruhigt uns nicht. Insbesondere weil „Papi“ sich wieder auf und davon macht. Wir stellen unser Auto mehrfach um, so dass es schützend gegen den Wald steht und uns die Sicht auf die Elefanten versperrt (und den Elefanten hoffentlich auch auf uns).
 
Dann sammeln wir Feuerholz um zu Grillen. Ein Safari-Jeep hält. Ein Guide mit Funkgerät steigt aus: „Ich wollte euch nur sagen, dass eine Löwenfamilie auf den Weg in dieses Camp ist. Geht nicht zu weit ins Feld. Und nicht zu weit vom Feuer weg!“
Das tollste am Hippo-Pool? Papi!!
Ein riesiges Feuer und wir fast "drüber"
Foto ins Dunkle. Blitzen irgendwo Löwenaugen?
Wirklich super Idee das Auto in Richtung Feld zu stellen! Wir beschließen aufs Grillen zu verzichten – Fleisch lockt Tiere! Machen das größte Feuer des Waldes (fast ein Osterfeuer) und gehen keinen Meter mehr vom Feuer weg. Meine Oberschenkel brennen fast, so dicht hocke ich an den Flammen. Immer wieder durchleuchten wir mit unseren Taschenlampen das Feld und immer wieder fotografiere ich ins Dunkle in der Hoffnung (oder besser Nichthoffnung) Tieraugen zu erwischen. Wir trinken nichts mehr – niemand will nachts aus dem Zelt müssen, um zur Toilette (wo auch immer dieser Ort sein soll) zu gehen. Wer jetzt ein Bedürfnis verspürt, tritt einen Meter weg vom Feuer und entleert sich. Angst verbindet eben und überwindet alle Schamgrenzen.
Entspannte Stimmung am Feuer!
Ich könnte jetzt von einer wildromantischen Nacht in echter Wildnis erzählen. Mit den Rufen der Tiere und ihrem Geraschel in unmittelbarer Nähe. Von intensiven Eindrücken und zauberhaften Momenten. Ehrlich? Ich hatte Schiss wie noch nie! Ziemlich schnell klettern wir in unsere Dachzelte und schließen sie so fest und dicht wie noch nie. Immer wieder durchzucken mich Gedanken, ob so ein Zelt wo irgendwie einen angreifenden Löwen abhalten würde. Dann schlafen alle anderen und ich höre das lauteste Löwenbrüllen aller Zeiten. Ich schlafe diese Nacht nicht. Ich horche nur und schließe mit dem Leben ab.
Wildromantischer Lagerplatz -
 am Morgen danach (natürlich mit Feuer!)
Als es endlich hell ist, machen wir vorsichtshalber trotzdem ein Feuer. Nur knapp 200 Meter entfernt sehen wir ein Zelt aus dem „Papi“ kriecht. Wenn wir das gestern gewusst hätten, hätten wir bestimmt direkt neben ihm campiert oder sogar mit in seinem Zelt.
Dann geht es uns wieder gut. Der warme Tee und die Pfannkuchen am großen Feuer lassen uns den fantastischen Naturblick genießen.
Wir lachen und sagen, dass alles gar nicht so schlimm war und wir könnten noch eine Nacht hierbleiben.
Und das ist nun wirklich voll gelogen!

















Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen