Montag, 26. September 2011

Mandela

 Ich weiß nicht ob sich die Fahrt auf die Gefängnisinsel Robben Island gelohnt hat. Es gab alles zu sehen, aber brauchte ich das?

Hier auf Robben Island hat Nelson Mandela 18 Jahre seines Lebens verbracht und damit knapp mehr als die Hälfte seiner Zeit in politischer Gefangenschaft. Man zeigt uns das Gelände und sogar seine Zelle. Ich bin nun keinen Wimpernschlag näher an der Vorstellung wie so etwas möglich ist: Nach 30 Jahren Gefängnis ungebrochen herauszukommen, Staatschef zu werden und zu dann das Verzeihen zu propagieren und – noch unfassbarer – selbst so umfassend zu verzeihen.

Ist nicht in uns allen der Wunsch nach Rache? Wie schwer es einem fällt, ganz kleine Dinge zu verzeihen? Ein unaufrichtiger Freund? Ein übles Wort?

Es dem anderen „mal so richtig zu zeigen“, also dann wenn man selbst „zu sagen“ hat? Man trifft sich immer zweimal im Leben?

Und dieser Mann sitzt 30 Jahre im Gefängnis und verzeiht. Kein böses Wort, ein Vorleber der Verzeihung.
 Nur Dank Mandela steht dieses Land da wo es steht.

Im letzten Jahr beim Finale der Fußball-WM in Johannesburg sah ich ihn live. Er rollte in einem kleinen Elektroauto auf den Rasen. 80 000 Menschen waren still, gefangen von seinem Charisma. Ich hatte Gänsehaut und war ergriffen.Der Moment war so besonders, dass ich ihn nie vergessen werde. Das anschließenden Fußballspiel war fast unwichtig geworden.

Und eines unserer liebsten Zitate ist seitdem das Genörgel eines Deutschen Fans nach dem Spiel für das ich mich immer noch und immerzu fremdschäme:

„Das war nix. Also ehrlich, wenn man dagegen die deutsche Abschlussfeier sah. Also ehrlich, muss Waka Waka von Shakira gesungen werden? Kann man da nicht einen Weltstar hinstellen? Bei uns war ja auch Herbert Grönemeyer. Und der Mandela - lässt sich mit einem Auto reinfahren. Hätte ja auch ruhig mal ein paar Sätze sagen können...“

Für diese Menschen wäre der Gang nach Robben Island sicherlich ein wichtiger, ein unschätzbarer Weg gewesen.

Aber ich weiß nicht, ob ich das brauchte. Für mich war der Blick durch die Stäbe auf seine Zelle kein Zugewinn an Wertschätzung. Fotos macht man, um sich zu erinnern. Die Fotos sind wertlos, denn wie sollte ich diesen Mann jemals vergessen. Egal wie die Zelle aussah, 30 Jahre politische Gefangenschaft bleiben unvorstellbar.

Der bloße Gedanke an ihn, an Nelson Mahiba Mandela macht mich demütig und die Wertschätzung ist unermesslich.

Vergeben und Verzeihen. Wie kann man nur so stark sein?

Ich empfehle den Film: Invictus und eine der existierenden Biografien.

Die Zelle 46664


Hundezwinger
Robben Island - Haftanstalt für politische Häftlinge
Ein Weinstock als Sysmbol des Kampfes

Südafrika - die neue Regenbogen-Nation

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen