Dienstag, 13. September 2011

Flugzeugessen - das Ü-Ei für Vielflieger

Auch wenn ich mich nun als Barbar oute: Flugzeugessen, das mag ich.
Für mich ist das Speisen im Flugzeug der entscheidende Unterschied zwischen Zugfahren und Fliegen. Ich weiß, auch im ICE kann man im Bordbistro sitzen und die Landschaft an sich vorbeirauschen sehen. Das mache ich eigentlich auch ganz gerne. Eigentlich nehme ich überall gerne etwas zum Essen zu mir.
Aber im Flugzeug hat das Ganze doch etwas Besonderes. Zum einen bezahlt man nichts, also nicht in dem Moment – mir ist schon klar, dass ich bei jedem Flug horrende Summen für den Snack abdrücke, was die preiswerteren Billigairlines ohne Snack ja auch tagtäglich beweisen.
Doch dort beraubt man sich auch einem sehr entscheidenden Ritual. Es ist ein bisschen wie früher auf Jugendreisen, wenn die Klappe zur Herbergsküche aufging. Auch dort war nicht das kulinarische Weltkulturerbe zu erwarten: „So Kinder, packt mal eure Spielsachen weg“.
Auch im Flieger ist es so: Bücher, I-Pads, Kopfhörer alles verschwindet in den vorderen Sitztaschen wie auf Knopfdruck, wenn der Servierwagen erstmals zu erblicken ist. Dann freut man sich, wenn er näher heranrollt, samt seiner lächelnden Stewardessen-Bedienung.
Das Essen markiert doch einen ganz besonderen Punkt einer solchen Reise. Und dann auch das ist wie früher in der Herberge, essen alle zusammen. Die ganze große Flugzeugfamilie sitzt an einem gemeinsamen imaginären Tisch und isst. Also irgendwie jedenfalls. Keiner darf aufstehen – bis alle fertig sind! Bis die freundliche Stewardess alles wieder eingesammelt hat.
Auch das eigentliche Essen schafft doch einen kleinen besonderen, fast mystischen Moment. Das Öffnen dieser kleinen Alu-Schalen erinnert die Überraschungseier und Wundertüten von früher. Ist da ein Happy-Hippo drin? (Mit wem man im Nachhinein auch über Ü-Eier-Gimmicks spricht – der ultimative Gimmik bleibt das Happy Hippo – das steht für Gimmicks in Ü-Eier wie Tempo für Taschentücher und Pampers für Windeln).

„Chicken or Pasta?“ Was für eine weitreichende, flugbestimmende Entscheidung (wenn man Pech hat und es nur einen Monitor für alle gibt, die einzige Entscheidung des gesamten Fluges, die man selbst treffen darf) Dann öffnet man und man hat Glück gehabt oder eben nicht.
Irgendwann sind wir mit den Ü-Eiern zur Gemüsewaage gegangen. Ein Hippo-Hippo-Ei wog immer über 32 Gramm – alles unter 31 war Krams...
Das geht im Flugzeug natürlich nicht so richtig. Obwohl ich die Vorgaben der Experimentierabteilung der Fluggesellschaften gerne kennen würde: Ein Essen 10cmx20cmx5cm 374Gramm? Und dann kochen die Jungs drauflos bis alles drin ist? Ich denke, die haben auch ihre Kochehre und versuchen ihr Bestes, auch wenn es manchmal nicht so aussieht.
Auch das ist anders als in der Bahn wo man aus einer Speisekarte auswählen kann. Dort empfehlen ja immer prominente Köche Gerichte: Alfons Schubeck-Woche in der Bahn kann man dann lesen.
Aber mal ehrlich, wenn ich gutes Essen möchte gehe ich doch direkt zu Schubeck und fahre nicht ICE. Da ist mir Flugessen ehrlicher: Alle das selbe!
"Chicken!", "Sorry chicken is out!“ "So pasta." Basta!


Die drei Phasen der Flugzeugspeisung
1.Spannung

2.Ernüchterung
3.Resignation

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