Freitag, 9. September 2011

Allein in Afrika!

Und dann schloss ich die Wagentür und fuhr an. Dreieinhalb traumhafte, erlebnisreiche, gemeinsame Wochen waren vorbei. Jana und Jochen hatte ich schon im Flughafen verabschiedet. Mit Sandra stand ich eine Stunde am Auto bevor ich einstieg. Ich winkte ihr noch einmal durchs offene Fenster und hielt es kaum aus weiter zu fahren, dann bog ich um die erste Kurve und war weg. Ich war allein. Tränen rannen, diesmal nicht vor Glück. Verdammte Scheiße!
 Eigentlich hatte ich es mir irgendwann mal anders vorgestellt: Allein in Afrika, allein um die Welt...
"Ein Cowboy muss tun was ein Cowboy tun muss."
Aber das hier tat weh. Ich hielt beim nächsten Spar-Markt und kaufte viel Schokolade und Cola.
Das hilft doch immer. Dann gab ich Gas. 450 Kilometer wollte ich heute noch bewältigen.
Ich steuerte den dicken Hilux über die Straßen. Ich konnte stundenlang mit 100 km/h im dritten Gang fahren. Niemand machte einen Spruch von hinten.
Die Landschaft rauschte vorbei und ich war traurig.
Dann kam mir das Geschenk der Fraenkelstraße in den Sinn. Die komplette Schule hatte als Abschiedsgeschenk eines meiner Lieblingsbücher auf MP3 aufgelesen: „Die Kirschkernspuckerbande“. Ich stöpselte den MP3-Player in meine Ohren und lauschte. Bekannte Stimmen, voller Liebe und Mühe. Liebgewonnene Menschen lasen da die Absätze vor, VK-Schüler, die sich durch die Zeilen kämpften, Lehrer die die Stoptaste nicht sofort fanden. Ich musste Lachen! Ich versuchte die Stimmen zu erraten, hatte die Gesichter vor Augen. zwischendurch sogar mal der Klang des Pausengongs. Das war das Stück Heimat, das ich gerade jetzt brauchte. Was für ein Geschenk!
Plötzlich war alles irgendwie wieder gut! Ich war in Afrika. Alleine. Ich fuhr einen riesigen Hilux über die Schotterstraßen und wollte ihn fast 2000 Kilometer bis Windhoek bringen. Ich wollte insgesamt fast 10 Monate unterwegs sein.  Ein bisschen verrückt irgendwie schon. Aber auch cool. Der Urlaub war zuende. Die Reise hatte begonnen.

 
Stuhl, Igel, Tagebuch, Lampe, Feuer
Ich bin allein



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