Warum ist das so?
Auch bei Berufen kennt man diese Einschätzungen. Wie glanzvoll und erhaben sind Hebammen und Schornsteinfeger, wie schlecht das Image von Finanzbeamten oder Lehrern?
Also besuchte ich natürlich bei meiner Fahrt ans Kap auch eine der besonders beliebten Spezies, die auch wirklich keinerlei Abscheu und Kritik hervorruft und immerzu ein „ohhhh süß!“ hervorbringen würde. Sozusagen die Schornsteinfeger-Hebamme unter den Tieren: Den Pinguin!
Gibt es irgendeinen Grund so ein Aufsehens um eine Pinguinkolonie zu machen?
Ehrlich? Das sind Vögel, die nicht einmal fliegen können, geschweige denn wunderschön singen. Sie stehen langweilig in Gruppen und bewegen sich nur watschelnd und auch nur sehr selten fort.
Aber Boulder Beach ist ein wahrer Wallfahrtsort (nicht zu verwechseln mit Hermanus, denn das ist ja ein Walfahrtsort s.o.) für Pinguinfreunde. Also war ich nicht alleine. Riesige Parkplätze, ein Mensch in Pinguinkostüm, der die Autos in die richtige Richtung lenkt und Pinguinstofftiere.
Über große Stege lief man zum Strand, links und rechts mit Blick auf die Pinguine, die in nummerierten Plastiktonnen ihr zuhause gefunden hatten.
Den Besichtigungs-Rekord hielt eine japanische Reisegruppe, die für die 100 Meter bis zur Aussichtsplattform und zurück (inkl. Foto) rund 6 Minuten brauchte und hinterher stolz verkünden konnte: Ich habe Pinguine gesehen!
Ich nahm mir alle Zeit der Welt und Dank des Windes hielt es kaum jemand länger als eine Minute an der Plattform aus, so dass ich die meiste Zeit alleine war. Über eine Stunde stand ich da und beobachtete die Frackträger in völliger Stille. Es sind diese Momente in denen einem klar wird, wie zerbrechlich unser System ist, wie schützenswert die Tiere auf dieser Erde sind.
Ohne die Hilfe von großen Stiftungen wäre der Pinguin in Südafrika schon lange ausgestorben. Das ist der Vorteil einer tierischen Schornsteinfeger-Hebamme. Wer hilft den anderen?
Rund 35% aller Säugetiere sind vom Aussterben bedroht. Insgesamt rund 15 000 verschiedene Tierarten stehen auf der roten Liste. Wer rettet die indonesische Libelle, den europäischen Aal, den Riesenrochen oder gar den Feldhasen? (ioch empfehle in diesen Zusammenhang das großartige Buch "Die letzten ihrer Art" von Douglas Adams, dem Science Fiction-Schreiber von "Per Anhalter durch die Galaxis", das nicht nur wunderbar lustig ist, sondern auch zutiefst nachdenklich macht)
Es gibt nur noch 5000 Tiger auf der Welt und sogar die norddeutsche Kegelrobbe ist vielleicht nicht mehr lange zu sehen.
Überall auf der Welt gibt es Menschen wie in Boulders Beach, die sich um Tiere sorgen und kümmern. Die Stege legen und Plastiktonne verbuddeln um die Bestände zu retten, um solchen Deppen wie mir zu erklären, dass es vielleicht nicht mehr lange dauert bis wir keinen Pinguin mehr sehen können.
Und zwar nie wieder.
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