Man könnte viele Tage an den Iguazu-Fällen verbringen, „satt“ würde man vermutlich nie. Wir hatten nur einen vollen Tag an diesem Naturschauspiel und wir entschieden uns für die brasilianische Seite. Einfach, weil unser Hotel ebenfalls in Brasilien lag (und das wiederum, weil wir danach von Sao Paulo weiterfliegen wollten und der Flug von der brasilianischen Seite preiswerter war - jetzt habt ihrs). Ansonsten wären wir wohl nach Argentinien gefahren.
Und obwohl wir mit einer organisierten Tour geliebäugelt hatten, fuhren wir letztendlich schlicht mit dem Linienbus für einen Euro dort hin. Das war einfach und völlig ausreichend.
Zudem war kein Guide dabei, der einen ständig antreibt. Das war jedenfalls eine ziemlich gute Entscheidung.
Ich weiß nicht, was die argentinische Seite über unsere Erlebnisse hinaus bieten könnte. Wir fühlten uns beileibe nicht so, als hätten wir irgendetwas verpasst. Mehr geht eigentlich nicht.
Ebenso gelang uns eine weitere Entscheidung (oder nutzten wir allerdings die umfangreichen Auskünfte von meiner Sportjugend-Lehrausschuss-Kollegin Kirsten, die unbedingt Reiseführer schreiben sollte, denn ihre Infos halfen mehr als zwei dicke Reiseguides): Neben dem Blick auf die Fälle gibt es nämlich eine Reihe von Aktivitäten, die man „dazu“ buchen kann.
Wir entschieden uns gegen Rafting an den Rand der Fälle, Cliffhanging und Abenteuertour mit Allradjeep. Uns war die gewaltige Szenerie der Fälle Abenteuer genug und wir brauchten keinen "Kick" mehr obendrauf. Stattdessen wählten wir am freien Nachmittag einen „Regenwald-Spaziergang“.
Merkwürdiger Weise war diese Aktion, das einzige Angebot ohne eigenen Busstopp. Wir trafen in der Anmeldehütte auf einen schlafenden Studenten und waren uns plötzlich nicht sicher, ob wir uns wirklich richtig entschieden hatten. Dann aber ging alles ganz schnell.
Er telefonierte. Dann begann der Chef des Unternehmens selbst die Wanderung und wurde nach zwanzig Minuten von einem jungen und rundum engagierten neuen Guide abgelöst: Vitor!
Vitor schlossen wir in den darauffolgenden Stunden in unser Herz. Gemütlich plaudernd zogen wir durch den tiefen Sekundärregenwald, der vor hundert Jahren mit Pflanzen aus aller Welt angelegt wurde. Wir sahen eigentlich keine großen Tiere und nur wenige Vögel aber vielmehr genossen wir die Stille nach dem Trubel des Tages. So eine Privatführung hat auch was und auch Vitor genoss die Zeit.
Organisierte noch kurzerhand einen kurzen Streckenabschnitt per Kanu und kam mit uns zusammen so spät, dass sogar der Nationalpark schon geschlossen hatte.
Wir fuhren dann mit dem letzten Bus der Mitarbeiter aus dem Park. Dort erreichten wir den letzten Linienbus und haben nun einen neuen Freund in Brasilien. Hoffentlich nimmt Vitor – wie so viele andere, die ich auf meiner Reise kennenlernte, die Einladung an und besucht uns in Deutschland. Da sein Vater Portugiese ist, ist er sowieso hin- und wieder mal in Europa. Das fänd ich wirklich schön!
Trotz aller Naturhighlights ist das Kennenlernen neuer freundlicher Menschen überall auf der Welt der eigentliche Höhepunkt eines jeden Reisetages. Es gibt nämlich ganz schön viele netten Menschen auf der Welt.
Ist doch auch gut, das mal wieder festzustellen, oder?
(Nachdem ich diesen letzten Satz formulierte, habe ich mir fest vorgenommen einen Blogeintrag zum Thema "nette Menschen" zu schreiben. Denn ich finde wirklich, dass es mehr gibt, als man denkt und außerdem "nett" in meinen Augen etwas unterschätzt wird. Aber gut - davon später mehr. Ich muss allerdings nochmal genau nachschauen, ob ich darüber nicht vielleicht schon geschrieben habe. Man verliert ja langsam den Überblick)
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