Wie klein man ist...

Eine Wand. Eiskalt. Riesig. Gewaltig. Und vor allem: Unbeschreiblich. Der Perito-Moreno Gletscher. Wieder einer dieser Momente in denen man klein ist. Auf der einen Seite steht man selbst und auf der anderen diese Naturgewalt. Einer der wenigen Erden-Gletscher der täglich wächst.

Mit gute zwei Metern pro Tag drückt das neue Eis das alte über die Abbruchkante in die Fluten. Spektakulär. Immerzu bricht irgendwo ein kleines Stückchen ins Wasser. Ohrenbetäubend. Wir starren stets verzaubert auf dieses Schauspiel. Und ein Traum dieses Spektakel filmen zu können. Nicht nur für andere. Selbst bewegte Bilder beschrieben es nur unzureichend. Für mich, für uns. Für den Moment. Doch zwei Kilometer Wand. Wo findet der nächste Abbruch statt?  Die berühmte Eisbrücke brach zusammen – am Vortag. Ein jährliches Weltereignis. Quer über die Erde bis in die Deutsche Tagesschau fanden die Bilder.

Die hatte es einen Tag vorher im Abendprogramm – so erzählte man uns. Und nun kommen wir.

Mit Mini-Foto-Kamera zufällig das Puzzlestück filmen, das sich auf knapp zwei Kilometern aus dem Eiskoloss löst.

Ein paarmal stehen wir in den Nähe. Filmen den ausgelösten Mini-Tsunami, den der Abbruch auslöst. Auch dies: Spektakulär. Wir machen uns auf den Rückweg. Schweren Herzens. Doch warte. Ein kurzer Stopp. Ich platziere meine Kamera auf einem Geländer. Wäre es nicht gelacht. Ein Sechser im Lotto, wenn gerade hier... Sandra lacht: „Dann musst Du deine Kamera aber auch schon mal anstellen, damit es losgehen kann!“ Gesagt, getan. Sie läuft. Ich trete einen Schritt zurück. Und schaue herausfordernd. Und nun? Plötzlich.

Es kracht. Kein Eisstück, ein Berg. Ein Eisberg bricht in die Fluten. Meine Kamera läuft. Vis a vis. Ich kann nicht mehr atmen. Erst als die Fluten abebben, der Donnerhall längst verklungen ist, schalte ich sie aus. Wir schauen uns an.

Was für ein Moment? Perfekt. Für die Ewigkeit. Und ich habe ihn.
Festgehalten. In meinem Kopf. Und auch im Film.