Samstag, 28. April 2012

Zahnarztbesuche in der Fremde

Keine Erkältung, keine Kopfschmerzen, kein Virus. Nur sehr kurze Magen-Darm-Probleme - natürlich! Aber ansonsten bin ich rundum fit. Wenn da nicht das Eine wäre:

Seit November habe ich Zahnschmerzen. Nicht doll, aber immer wieder. Deswegen bin ich Los Angeles zum Zahnarzt gegangen. Eine der besten Sachen, die man in Hollywood machen kann. In der „Smile-Klinik“ wurde ich herzlich betreut und beruhigt. Die Zahnklinik war wirklich professionell und Frau Dr. Sniter hatte in Oldenburg studiert und konnte wirklich exzellentes Deutsch sprechen. So hatte ich sie mir auch ausgesucht. Auf der Seite der deutschen Botschaften weltweit findet man eine gut gepflegte Ärzteliste. Also, nichts Schlimmes.

Vermutlich eher eine Kieferverspannung als was wirklich Zahnschmerziges. Ich bekam eine kurze Wärmetherapie, die sofort anschlug. Und dazu ein paar Tabletten gegen den neu aufkommenden Schmerz. Das reichte mir für die Beruhigung und der Schmerz ging weg.

Im Dezember bin ich dann doch lieber zu meinem heimatlichen Dentisten gegangen, der eine zweimonatige Behandlung begann. Vieles „was schon immer mal gemacht“ werden musste, wurde angegangen. Das war ganz schön schmerzhaft. Aber am Ende kommt es ja immer darauf an, dass der Schmerz weg ist. Dann hat es sich gelohnt. Ging er aber nicht. Am Tag vor meiner Abreise saß ich tragisch auf seinem Behandlungsstuhl. Nichts ging mehr.

So schlug ich mich durch Brasilien und Argentinien. Es tat nie so weh, dass man es nicht aushalten konnte, aber von „weg“ konnte keine Rede sein. Nun in Chile stand ich vor der großen Frage: Willst du mit den Zahnschmerzen nach Asien weiter ziehen? Oder sollte noch irgend etwas gerettet werden? Ich hatte keinen blassen Schimmer, was denn überhaupt zu tun sein würde.

Die Frage war also Chile oder China? Wen lasse ich an meine Zähne?

Dann begann ich die Momente zu zählen in denen ich täglich an meinen schmerzenden Zahn dachte und mir wurde klar: Es muss etwas geschehen. Schnell. Also Chile.

Auf der mir mittlerweile mir sehr gut bekannten Seite der deutschen Botschaft fand ich eine Reihe deutschsprechender Zahnärzte. Und einer gab sogar an, dass er nach deutschem Kassensystem abrechnen würde. Das war mir grundsympathisch, zumal mir zu diesem Zeitpunkt nicht klar war, ob ich überhaupt die Kosten für den Zahnarztbesuch in Hollywood erstattet bekommen würde.

Ein bisschen arrogant ist man als deutscher Ärztegänger bei der Arztsuche ja irgendwie. Warum eigentlich? Zu glauben, dass nur deutsche Ärzte einen gut behandeln könnten, ist wirklich absurd. Zumal mir schon in Hollywood aufgefallen war, dass die Praxis ebenso modern wie die Behandlungsmethoden der Ärztin waren. Nun gut USA, aber Chile? Die Praxis von Dr. Hanke war ebenso schön und exzellent ausgestattet, die Mitarbeiter trotz der Sprachprobleme liebevoll und der Doktor selbst setzte alles in Bewegung, um mich in den verbleibenden zweieinhalb Tagen bis zu meinem Abflug schmerzfrei zu bekommen. Er sagte andere Termine ab, holte Spezialisten in den Abendstunden und widmete sich meinen Zähnen mit allerneustem Gerätschaften. Vier Stunden vor dem Abflug war ich „fertig“. Eine Wurzelbehandlung, eine neue Krone, schmerzfrei. Blitzschnell. Endlich!

Beim Blick auf die immer wieder neu eingesetzten  modernsten Geräte und der fortwährenden Erklärung ihrer Bedienung (Nun nimmt unser Zahnscanner einen Abdruck. Der Computer erstellt dann ein Modell...) kamen mir meine arroganten Bedenken ziemlich peinlich vor. Noch  nie war ich vermutlich derart professionell behandelt worden.

Wer also einmal ebenfalls auf große Reise gehen möchte, bekommt zwei Tipps von mir.

Erstens: Man braucht nicht alles für eine Reise in den Rucksack quetschen bis er untragbar geworden ist. Eigentlich gibt alles fast überall zu kaufen! In ebensolcher Qualität und meist sogar zu einem besseren Preis.

Zweitens: Es ist völlig absurd zu glauben, dass nicht überall auf der Welt wunderbare Ärzte ihr Handwerk gelernt haben. Mit ein bisschen Vorbereitung findet man die modernsten Ärzte der Welt in jedem hinterletzten Winkel dieser Erde. Dafür braucht man nicht „kurz zurück“ nach Deutschland fliegen. Im Gegenteil.

Angesichts der unfassbar langen Wartezeit bei meinem heimatlichen Zahnarzt im Wartezimmer und auf dem Behandlungsstuhl erwäge ich nun, meine jährlichen Kontrollbesuche in Chile zu machen. Das ist inkl. Flug preiswerter, nahezu schneller und scheint mir auch medizinisch kein Verlust zu sein.

Ich bin schmerzfrei. Bis heute. Dreimal auf Holz geklopft!


Falls ihr mal in Chile Zahnschmerzen bekommt, empfehle ich die
Praxis von Dr. Hanke.



P.P.S. Vielen herzlichen Dank an die Hamburger Beihilfe, die die Kosten für die Behandlung in Los Angeles bislang nicht übernahm und diverse weitere Belege fordert (was insgesamt über die Entfernung ziemlich leicht zu beschaffen ist). Es ist einfach schön zu wissen, dass man als Beamter rundum gut krankenversichert ist. (Die DeBeKa hat übrigens alles schnellstens und wie immer exzellent abgedeckt). Ich bin gespannt wie es mit Diagnosen und Rechnungen aus Chile aussieht, die schließlich nach „Deutschen Krankenkassensystem“ abgerechnet wurden.

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