Seit November habe ich Zahnschmerzen. Nicht doll, aber immer wieder. Deswegen bin ich Los Angeles zum Zahnarzt gegangen. Eine der besten Sachen, die man in Hollywood machen kann. In der „Smile-Klinik“ wurde ich herzlich betreut und beruhigt. Die Zahnklinik war wirklich professionell und Frau Dr. Sniter hatte in Oldenburg studiert und konnte wirklich exzellentes Deutsch sprechen. So hatte ich sie mir auch ausgesucht. Auf der Seite der deutschen Botschaften weltweit findet man eine gut gepflegte Ärzteliste. Also, nichts Schlimmes.
Vermutlich
eher eine Kieferverspannung als was wirklich Zahnschmerziges. Ich
bekam eine kurze Wärmetherapie, die sofort anschlug. Und dazu ein
paar Tabletten gegen den neu aufkommenden Schmerz. Das reichte mir
für die Beruhigung und der Schmerz ging weg.
Im
Dezember bin ich dann doch lieber zu meinem heimatlichen Dentisten
gegangen, der eine zweimonatige Behandlung begann. Vieles „was
schon immer mal gemacht“ werden musste, wurde angegangen. Das war
ganz schön schmerzhaft. Aber am Ende kommt es ja immer darauf an,
dass der Schmerz weg ist. Dann hat es sich gelohnt. Ging er aber
nicht. Am Tag vor meiner Abreise saß ich tragisch auf seinem Behandlungsstuhl. Nichts ging mehr.
So
schlug ich mich durch Brasilien und Argentinien. Es tat nie so weh,
dass man es nicht aushalten konnte, aber von „weg“ konnte keine
Rede sein. Nun in Chile stand ich vor der großen Frage: Willst du
mit den Zahnschmerzen nach Asien weiter ziehen? Oder sollte noch irgend etwas gerettet werden? Ich hatte keinen blassen Schimmer,
was denn überhaupt zu tun sein würde.
Die
Frage war also Chile oder China? Wen lasse ich an meine Zähne?
Dann
begann ich die Momente zu zählen in denen ich täglich an meinen
schmerzenden Zahn dachte und mir wurde klar: Es muss etwas geschehen.
Schnell. Also Chile.
Auf
der mir mittlerweile mir sehr gut bekannten Seite der deutschen Botschaft
fand ich eine Reihe deutschsprechender Zahnärzte. Und einer gab
sogar an, dass er nach deutschem Kassensystem abrechnen würde. Das
war mir grundsympathisch, zumal mir zu diesem Zeitpunkt nicht klar
war, ob ich überhaupt die Kosten für den Zahnarztbesuch in
Hollywood erstattet bekommen würde.
Ein
bisschen arrogant ist man als deutscher Ärztegänger bei der Arztsuche ja irgendwie. Warum
eigentlich? Zu glauben, dass nur deutsche Ärzte einen gut behandeln
könnten, ist wirklich absurd. Zumal mir schon in Hollywood
aufgefallen war, dass die Praxis ebenso modern wie die
Behandlungsmethoden der Ärztin waren. Nun gut USA, aber Chile? Die
Praxis von Dr. Hanke war ebenso schön und exzellent ausgestattet, die Mitarbeiter trotz der
Sprachprobleme liebevoll und der Doktor selbst setzte alles in
Bewegung, um mich in den verbleibenden zweieinhalb Tagen bis zu
meinem Abflug schmerzfrei zu bekommen. Er sagte andere Termine ab,
holte Spezialisten in den Abendstunden und widmete sich meinen Zähnen
mit allerneustem Gerätschaften. Vier Stunden vor dem Abflug war ich
„fertig“. Eine Wurzelbehandlung, eine neue Krone, schmerzfrei.
Blitzschnell. Endlich!
Beim
Blick auf die immer wieder neu eingesetzten modernsten Geräte und der
fortwährenden Erklärung ihrer Bedienung (Nun nimmt unser
Zahnscanner einen Abdruck. Der Computer erstellt dann ein Modell...)
kamen mir meine arroganten Bedenken ziemlich peinlich vor. Noch nie war
ich vermutlich derart professionell behandelt worden.
Wer
also einmal ebenfalls auf große Reise gehen möchte, bekommt zwei
Tipps von mir.
Erstens:
Man braucht nicht alles für eine Reise in den Rucksack quetschen bis
er untragbar geworden ist. Eigentlich gibt alles fast überall zu
kaufen! In ebensolcher Qualität und meist sogar zu einem besseren Preis.
Zweitens:
Es ist völlig absurd zu glauben, dass nicht überall auf der Welt
wunderbare Ärzte ihr Handwerk gelernt haben. Mit ein bisschen
Vorbereitung findet man die modernsten Ärzte der Welt in jedem hinterletzten Winkel dieser Erde. Dafür
braucht man nicht „kurz zurück“ nach Deutschland fliegen. Im
Gegenteil.
Angesichts der unfassbar langen Wartezeit bei meinem heimatlichen
Zahnarzt im Wartezimmer und auf dem Behandlungsstuhl erwäge ich
nun, meine jährlichen Kontrollbesuche in Chile zu machen. Das
ist inkl. Flug preiswerter, nahezu schneller und scheint mir auch
medizinisch kein Verlust zu sein.
Ich bin schmerzfrei. Bis heute. Dreimal auf Holz geklopft!
Falls ihr mal in Chile Zahnschmerzen bekommt, empfehle ich die Praxis von Dr. Hanke. |
P.P.S.
Vielen herzlichen Dank an die Hamburger Beihilfe, die die Kosten für
die Behandlung in Los Angeles bislang nicht übernahm und diverse
weitere Belege fordert (was insgesamt über die Entfernung ziemlich
leicht zu beschaffen ist). Es ist einfach schön zu wissen, dass man
als Beamter rundum gut krankenversichert ist. (Die DeBeKa hat
übrigens alles schnellstens und wie immer exzellent abgedeckt). Ich
bin gespannt wie es mit Diagnosen und Rechnungen aus Chile aussieht,
die schließlich nach „Deutschen Krankenkassensystem“ abgerechnet
wurden.
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