Um
15 Uhr steht ein Flug nach Montevideo auf der Anzeigetafel. Das ist
aber nicht meiner. Und um das noch einmal genau zu erfahren, obgleich
es mir eigentlich klar ist, weil die Flugnummer nicht stimmt, frage
ich, wie rund 123 Fluggäste vor mir am Boardingschalter nach. Die
Antwort ist für mein sinnloses Nachfragen sogar relativ freundlich:
„Nein, es ist nicht ihr Flug!“ „Danke“
Ist
aber auch egal. Er ist sowieso um 15 Uhr nicht da. Meiner allerdings
auch nicht. Der steht noch nicht mal auf der Anzeigetafel - auf
keiner. Also stelle ich mich als mittlerweile 189 Gast (inkl.
Doppelzählungen) noch einmal am Boardingschalter an, um
nachzufragen.
„Nach
dem Flug um 15 Uhr, würde meiner kommen“ - Ich traue mich nicht
darauf hinzuweisen, dass es mittlerweile 15.45 Uhr ist und setze mich
wieder.
Um
16.30 Uhr würde ich mich gerne wieder anstellen und fragen, was
insgesamt jetzt rund 232 Leute gemacht haben. Aber, ich weiß
eigentlich gar nicht was ich fragen soll.
Niemand ist hier aufgeregt – warum auch? Da alle noch da sind, scheint niemand etwas zu verpassen. Dann doch Aufregung. Ein Boarding beginnt. Für den anderen Flug – nach Montivideo. „Das kann doch nicht sein“, denke ich. „Es muss mein Flug sein“. Ich stelle mich an. Mitleidig belächelt man mich: „Nein, dieses sei noch nicht mein Flug“
Dann
sind die Hälfte der Menschen weg. Auf nach Montivideo. Und ich? Ich nicht.
Irgendwann um 18 Uhr bin ich dran. Meinen Anschlussflug kann ich wohl
abhaken. Dementsprechend zerknirscht gehe ich an Bord. Muss ich jetzt
doch in Uruguay einreisen? Raus aus dem Stopover-Bereich? Keine Ahnung.
Mal schauen. Als ich um 20.30 Uhr das Rollfeld von Montivideo
betrete, ist es dunkel. Ich wandere zum Informationsschalter. „Was
soll ich tun?“. Die Dame schaut mich schräg an. Sie versteht mich
nicht. Zum Nachdruck meiner Frage lege ich ihr die Tickets vor. Sie
versteht mich immer noch nicht. Übernachten? Anderer Flug?
ADAC-Notfallrettung? Ich gebe ihr viele Entscheidungshilfen.
Sie
gibt mir eine weitere: Warten!
Jetzt
verstehe ich: Mein Flug ist noch gar nicht losgeflogen. Ich wetze in
Halle 1. Hier sitzen alle meine Freunde aus Sao Paulo ruhig auf ihren
Wartestühlen und ich beginne das Spiel am Bordingschalter von Neuem.
„Nein, der Flug sei noch nicht gestartet – stünde ja auch noch
gar nicht an der Anzeigetafel“ -. „Deswegen“ entgegne ich. Man
versteht meine Hektik nicht. Ich auch nicht. Ich bin in Südamerika –
alles wir gut.
Nun
macht mir mein Hotel doch Sorgen. Null Uhr ist nicht mehr weit. Die
Strecke Montivideo nach Santiago schon. Doch um 21.30 Uhr beginnt das
Boarding.
Als
ich gegen 23.30 Uhr in Santiago lande, bin ich sicher, dass ich die
Eincheckzeit meines Hotels nicht schaffen werde.
Doch
dann geht alles ganz schnell. Fünf Minuten fürs Gepäck, sieben für
die Grenzformalitäten, eine für ein Taxi und Dank des rasanten
Fahrstils des Taxifahres 20 Minuten für 25 Kilometer. Es ist kurz
nach Null Uhr. Ich renne zum Eingang.
Zu!
Geschlossen!Ich klingel. Nichts!
Ich setze mich auf meinen Rucksack.
Das sind diese Momente.
Ich
fühle mich leer. Und sitze einfach nur da. Die Luft ist warm. Gar nicht
so schlecht auf meinem Rucksack. Vielleicht sitze ich die ganze Nacht
hier rum. Habe ja auch sonst nichts zu tun.
Um
0.30 Uhr – zwanzig Minuten nach meinem Klingeln, geht die Tür auf.
„Haben
Sie eben geklingelt?“ Ich starre ihn an.
Zeit ist subjektiv. Ich bin in Südamerika.
Und ich bekomme mein Zimmer.
Natürlich.
Willkommen
in Chile.
Das Hotel Castillo ist direkt in Santiago Bellavista gelegen und öffnet auch um 0.30 Uhr noch seine Türen |
Und wenn man erst einmal drin ist, kann man auch gleich nach Bellavista wieder raus und rund um die Uhr tanzen, essen, trinken |
Das Hotel Castillo am Tage |
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