Mittwoch, 25. April 2012

Zeit ist subjektiv...

Und dann bin ich wieder alleine. Aber ich bin auch etwas in Hektik. Mein Flug soll um 15 Uhr losgehen. Zwei Stunden bis Montevideo. Nur Stopover. Denn um 18.30 Uhr geht’s gleich weiter nach Santiago, wo ich um 20.50 Uhr ankommen werde. Da bleibt reichlich Zeit für die Grenzformalitäten in Chile und für ein Taxi. Vielleicht fahre ich auch mit dem Bus. Um 0 Uhr schließt mein Hotel die Rezeption. Da mache ich mir keine Sorgen.

Um 15 Uhr steht ein Flug nach Montevideo auf der Anzeigetafel. Das ist aber nicht meiner. Und um das noch einmal genau zu erfahren, obgleich es mir eigentlich klar ist, weil die Flugnummer nicht stimmt, frage ich, wie rund 123 Fluggäste vor mir am Boardingschalter nach. Die Antwort ist für mein sinnloses Nachfragen sogar relativ freundlich: „Nein, es ist nicht ihr Flug!“ „Danke“

Ist aber auch egal. Er ist sowieso um 15 Uhr nicht da. Meiner allerdings auch nicht. Der steht noch nicht mal auf der Anzeigetafel - auf keiner. Also stelle ich mich als mittlerweile 189 Gast (inkl. Doppelzählungen) noch einmal am Boardingschalter an, um nachzufragen.

„Nach dem Flug um 15 Uhr, würde meiner kommen“ - Ich traue mich nicht darauf hinzuweisen, dass es mittlerweile 15.45 Uhr ist und setze mich wieder.

Um 16.30 Uhr würde ich mich gerne wieder anstellen und fragen, was insgesamt jetzt rund 232 Leute gemacht haben. Aber, ich weiß eigentlich gar nicht was ich fragen soll.

Niemand ist hier aufgeregt – warum auch? Da alle noch da sind, scheint niemand etwas zu verpassen. Dann doch Aufregung. Ein Boarding beginnt. Für den anderen Flug – nach Montivideo. „Das kann doch nicht sein“, denke ich. „Es muss mein Flug sein“. Ich stelle mich an. Mitleidig belächelt man mich: „Nein, dieses sei noch nicht mein Flug“

Dann sind die Hälfte der Menschen weg. Auf nach Montivideo. Und ich? Ich nicht.
Irgendwann um 18 Uhr bin ich dran. Meinen Anschlussflug kann ich wohl abhaken. Dementsprechend zerknirscht gehe ich an Bord. Muss ich jetzt doch in Uruguay einreisen? Raus aus dem Stopover-Bereich? Keine Ahnung. Mal schauen. Als ich um 20.30 Uhr das Rollfeld von Montivideo betrete, ist es dunkel. Ich wandere zum Informationsschalter. „Was soll ich tun?“. Die Dame schaut mich schräg an. Sie versteht mich nicht. Zum Nachdruck meiner Frage lege ich ihr die Tickets vor. Sie versteht mich immer noch nicht. Übernachten? Anderer Flug? ADAC-Notfallrettung? Ich gebe ihr viele Entscheidungshilfen.

Sie gibt mir eine weitere: Warten!

Jetzt verstehe ich: Mein Flug ist noch gar nicht losgeflogen. Ich wetze in Halle 1. Hier sitzen alle meine Freunde aus Sao Paulo ruhig auf ihren Wartestühlen und ich beginne das Spiel am Bordingschalter von Neuem. „Nein, der Flug sei noch nicht gestartet – stünde ja auch noch gar nicht an der Anzeigetafel“ -. „Deswegen“ entgegne ich. Man versteht meine Hektik nicht. Ich auch nicht. Ich bin in Südamerika – alles wir gut.

Nun macht mir mein Hotel doch Sorgen. Null Uhr ist nicht mehr weit. Die Strecke Montivideo nach Santiago schon. Doch um 21.30 Uhr beginnt das Boarding.

Als ich gegen 23.30 Uhr in Santiago lande, bin ich sicher, dass ich die Eincheckzeit meines Hotels nicht schaffen werde.

Doch dann geht alles ganz schnell. Fünf Minuten fürs Gepäck, sieben für die Grenzformalitäten, eine für ein Taxi und Dank des rasanten Fahrstils des Taxifahres 20 Minuten für 25 Kilometer. Es ist kurz nach Null Uhr. Ich renne zum Eingang.

Zu!
Geschlossen!
Ich klingel. Nichts!
Ich setze mich auf meinen Rucksack.
Das sind diese Momente.

Ich fühle mich leer. Und sitze einfach nur da. Die Luft ist warm. Gar nicht so schlecht auf meinem Rucksack. Vielleicht sitze ich die ganze Nacht hier rum. Habe ja auch sonst nichts zu tun.

Um 0.30 Uhr – zwanzig Minuten nach meinem Klingeln, geht die Tür auf.
„Haben Sie eben geklingelt?“
Ich starre ihn an.
Zeit ist subjektiv. Ich bin in Südamerika.
Und ich bekomme mein Zimmer.

Natürlich.
Willkommen in Chile.



Das Hotel Castillo ist direkt in Santiago Bellavista gelegen
und öffnet auch um 0.30 Uhr noch seine Türen

Und wenn man erst einmal drin ist, kann man auch
gleich nach Bellavista wieder raus und rund um die
Uhr tanzen, essen, trinken

Das Hotel Castillo am Tage

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