Mittwoch, 30. November 2011

Angriff der Saurier

Es ist Disneyland für Filmfreaks. Es kostet fast 100 Dollar-Eintritt, aber ehrlich: Wir waren völlig begeistert. Die Universal-Filmstudios sind ein „Muss“ für jeden Los Angeles-Touristen.

Mit den neusten 3D-Effekten ausgestattet führt die „Studio-Tour“ durch die Kulissen unzähliger Filmklassiker und Serien. Höhepunkt ist allerdings die von Steven Spielberg konzipierte Attacke auf den Studio-Tour-Bus durch einige Dinosaurier aus Jurassic-Parc. Dafür fährt der Bus in eine Röhre und mit Hilfe der 3D-Brillen wird die Röhre zum 180 Grad-Kino. Erst grasen die Dinos sehr friedlich ehe sie den Bus bemerken und immer näher kommen. Dann greifen sie an. Und nicht nur meine Mutter, die direkt am Fenster saß, schloss mit ihrem Leben ab (was jedenfalls ihr Schreianfall vermuten ließ). Der Dinosaurier attackierte den Bus mit seinem Schwanz und in dem Moment wo der 3D-Schwanz für alle sichtbar den Bus berührte, ruckelte der Bus derart echt, dass es keine Zweifel mehr gab: Wir sind verloren.
Auch in der späteren Achterbahnfahrt mit den Simsons und bei einer neuen Folge von Shrek in 3D waren wir mittendrin statt nur dabei. Als der Esel von Shrek nieste, schoss doch tatsächlich ein Wasserstrahl aus dem Vordersitz, so dass man sicher sein konnte: Das Tier hat mich angeniest!

In Filmflop-Klassiker "Waterworld" toben sich großartige Stuntman aus. Sie stürzen bei diesem Wasserspektakel aus 15 Meter Höhe in kleine Becken. Kämpfen und schießen ein wahres Feuerwerk ab. Höhepunkt die überraschende Not-Wasserlandung eines explodierenden Flugzeugs. Derart krass, derart laut, derart echt, derart Hollywood, dass man das Atmen vergisst, wenn es knapp zwei Meter vor einem um Leben und Tod geht.

Man kann sich natürlich über 10 Dollar für ein Eis am Stiel aufregen, über die horrenden Eintrittspreise oder auch die 20 Dollar Parkgebühr. Man kanns aber auch lassen,. Denn das war Hollywood:

Groß, mächtig, überwältigend!


Was ist besonders...

an diesem Brunnen am Eingang der Universalä-Filmstudios?

Schaut man die rechte Brunnenfigur an...
Sie ist echt und erschreckt gerne Menschen!

ebenso wie dieser

Neubesetzung

Imagination

Cool-Brothers

Auto-Stunts

Film-Sturmflut

Kulisse


Ein Flugzeugabsturz


15 Meter über dem Bassin




Hollywood

Ich mag Kinos, ich liebe Filme, also muss ich nach Hollywood im Herzen von Los Angeles. Obgleich es irgendwie heruntergekommen ist und man sich „alles ganz anders“ vorstellt. Aber die Menschen hier sind schräge Vögel und man muss sie bestaunen, man kann auch auf den eingelassenen Sternen entlangwandern oder seine Hände in die Abdrücke echter Stars stecken, dabei erinnert man sich ganz automatisch an seine Lieblingsschauspieler, die schönsten Filme laufen plötzlich im Kopfkino noch einmal ab und so entsinnt man sich ganz persönlicher Kinoerinnerungen.
Man kann sich auch einen Oscar kaufen oder Autogrammkarten von längst vergessenen Stars erwerben. Es gibt viele Dinge, die Hollywood greifbar machen. Auch die vielen Filmfiguren, die in Form von kostümierten Menschen an die ganz großen Filmmomente erinnern (Von Darth Vader bis Shrek)

Es ist eben wieder einer dieser Orte, die Erinnerungen wecken und deswegen berühren. Gibt es berühmtere Stadtteile auf der Welt als Hollywood? (St. Pauli und Schalke mal ausgenommen)

An diesem Tag waren wir jedenfalls sehr nah dran, an all den Filmstars und der glitzernden Welt. An diesem Tag waren wir ein Teil von Hollywood, heute waren wir auch mal ein bisschen Star!


Gibt es einen berühmteren Stadtteil?

Walk of Fame





Jedem, das (die) seine
Doris Day
Robin Williams
 
Tony Curtis











Shrek (links) und Björn (rechts)


Heute auf dem roten Teppich - immer ein Star

Freitag, 25. November 2011

Riesen aus einer anderen Welt.

Mein Freund Isi nahm mir vor meiner Abreise das Versprechen ab, dieses Mal bei den Sequoia-Bäumen vorbei zu fahren. Egal wie groß der Umweg dafür sein würde, es lohne sich auf jeden Fall.
Es war ein riesiger Umweg, der uns von Arizona über den Sequoia-Nationalpark nach Los Angeles führte. Und jeder einzelne Kilometer hat sich gelohnt!

Wenn man die Augen schließt und sich einen großen Baum vorstellt, was passiert dann? Dann stellt man sich einen großen Baum vor. Niemals aber einen Sequoia-Baum.
Als wir den ersten sahen, mussten wir anhalten, aussteigen. Inne halten. Sequoias sind nicht von dieser Welt. Im Sequoia Nationalpark finden sie außergewöhnliche Wachstumsbedingungen vor. Außerdem: Waldbrände! Diese sind für die Riesen-Sequoias derart lebenserhaltend, dass die Nationalparkverwaltung nun selbst Feuer legt. Die Konkurrenzpflanzen werden dadurch beseitigt, die Asche bietet gute Nährstoffe und Sequoias trotzem dem Feuer, brauchen dieses sogar zur Fortpflanzung.

Immer wieder ragten diese Riesen aus den anderen Bäumen heraus und wir waren noch gar nicht an den „sehenswerten Bäumen“ angekommen.

Wie Zwerge erlebten wir einen umgestürzten Sequoia, durch den die Straße als Tunnel führte. Und zwischen ganzen Gruppen von Sequoias kamen wir uns wie Pilze vor, die an den Wurzeln kratzen.

Wer einmal vor dem größten Lebewesen der Welt stand, der wird demütig. Der General Sherman-Tree ist 90 Meter hoch, hat einen Durchmesser von acht Metern und ein geschätztes Volumen von 1489 Kubikmeter. Er ist geschätzte 2000 Jahre alt. Wenn er einen seiner Äste verlieren würde, käme ein ganzer normaler Baumstamm runter.

Es waren bewegende Stunden und abschließend bleibt nur jedem Kalifornienbesucher zu sagen: Egal wie groß der Umweg sein sollte, jede Meile lohnt sich. Ihr werdet es nicht bereuen.



Wie Zwerge


Riesiges Wurzelwerk

Such den Menschen auf dem Baum

Eine Wurzel als Stehpodest



Wie Pilze an der Baumwurzel

Baumtunnel



Versteckspielen mit einem einzigen Baum

Junger umgestürzter Sequoia


Nicht von dieser Welt. das größte Lebewesen! Unfassbar.


Nicht vorstellbar. Fotos helfen nicht weiter...


Waldbrände - lebenswichtig für Sequoias


Der Mensch ist nur da ganz Mensch, wo er spielt...

Dieser vielzitierte und ehrlicher Weise, auch etwas aus dem Zusammenhang gerissene Satz von Friedrich Schiller prägt mein Leben seit ich "denken", pardon "spielen" kann...

Meine berufsbegleitende Ausbildung zum Spielpädagogen habe ich in diesem Jahr weitestgehend abgeschlossen. Es waren wunderschöne vier Jahre, in denen ich nicht nur viele tolle Menschen kennenlernen durfte, die überall in Deutschland wunderbare Arbeit mit Kindern und Jugendlichen machen, sondern vor allem viele neue Spielideen aus allen Bereichen der Spielpädagogik mitnehmen konnte. Im Gegensatz zu meinem Studium war dieser Ausbildung in der Spielakademie Remscheid eine Ode an die Praxis. Ich kann nur jedem raten, diese Akademie zu besuchen und an einem der tollen Workshops teilzunehmen, die ganz unterschiedliche Bereiche abdecken (Vom Buchdrucken, über Malen auf Großleinwand, Sprachförderung, Computerprojekte, Theaterworkshops, Geschichtenerzählen bis hin zur kompletten Spielpädagogen-Ausbildung).


„Spielen“ in der Schule ist ja nicht sonderlich angesagt, so dass die meisten Teilnehmer nicht aus den Schulen kommen. Es sind dort Sozialarbeiter, Erzieher, Museumspädagogen, Pastoren aber eben keine (kaum) Lehrer. Leider haben nur sehr wenige Kollegen die Wichtigkeit des Spielens erkannt und so ist man dort ein echter Exot.
Ich persönlich finde das verrückt, weil man ja schließlich bis zum Eintritt ins Grundschulalter eigentlich alle Fähigkeiten durchs Spielen erlernt (siehe auch der "spielende Mensch" http://de.wikipedia.org/wiki/Homo_ludens)  Warum sollte das dann plötzlich falsch sein. Spielen steht dem Arbeiten gegenüber und Schule ist Arbeiten. Eigentlich furchtbar!
Wer in Schulen spielen will, der muss ein starkes Kreuz haben: Eltern beschweren sich (ihr sollt doch was lernen), Kollegen necken (na, nichts vorbereitet heute?) und selbst die Kinder sind so auf Schule sozialisiert, dass sich nicht mehr dem Flow des Spielens im Setting Schule hingeben können (Und was soll das?).
Natürlich wird in der Grundschule gespielt, aber in Zeiten komprimierteren Lehrplänen wird oft genau dort gespart. Außerdem: Wo findet sich in der Lehrerausbildung die Spielpädagogik? Weder Bachelor noch Masterstudiengang sehen diesbezüglich etwas vor (falls das geändert werden soll, möchte ich mich hiermit schon einmal als Dozent ins "Spiel" bringen)
So wurde meine vierjährige Ausbildung auch behördenintern bei meinen Anträgen eher belächelt: Ach, geht’s wieder zum Spielen? Selbst auf mein Angebot: Ich stelle mein Wissen allen Schulen in Hamburg zur Verfügung und komme gerne zu unterschiedlichen Fortbildungen, gab es keine Rückmeldungen.
Theaterspielen ist ok, Schach natürlich auch (ist ja eisowieso eher Mathematik), ein Vokabel-Lernspiel meinetwegen und in den Pausen Spielen zur Erholung. Aber alles andere?

Die Folge: Die Spielfähigkeit der Kinder nimmt rapide ab. Sie kennen und können einfach keine Spiele mehr. Während in den fünfziger Jahren noch jedes Kind rund 150 Straßenspiele kannte, sind es heute durchschnittlich fünf. Eine Katatstrophe!

Da sind andere Bildungseinrichtungen schon weiter. Kaum vorstellbar, dass ein Ausbildungsgang der Hamburger Sportjugend ohne Spielen stattfinden könnte. Jeder Sportjugend-Teamer hat ein Spielrepertoire von rund 200 verschiedenen Kreisspielen, alle anderen Spielformen gar nicht mitgezählt und alle sind ständig auf der Suche nach neuen Ideen. Das Feedback der jugendlichen Teilnehmer dieser Kurse ist dabei eindeutig: „Bislang dachte ich, dass Lernen nervt. Spielen ist großartig und ich glaube, dass ich noch nie so intensiv gelernt habe.“

Diese Abneigung zum Spielen unterscheidet Schule von sämtlichen anderen Einrichtungen, die sich mit Kindern und Jugendlichen beschäftigen. So ist dann dort auch das Bild von Schule. Beim Spielmobilkongress im letzten Jahr in Essen, wo man mich als Referent eingeladen hatte, verbrachte ich die Zeit nach gelungenem Spiel damit, viele Abende die Vorurteile über Schule anzuhören: „Was für ein Wunder, dass sich ein Lehrer dafür interessiert...“ Und ehrlich: Eigentlich musste ich den Spielmobilern Recht geben.

Deswegen freut es mich so ungemein, dass das Spielen an der Fraenkelstraße einen großen Wert hat. Nicht nur die Spielkurse von Spielpädagoge Andreas Meyer, Spielen als Teil von LebensArt, unsere Pausenspielothek und natürlich auch das Schachprofil bieten schon viel mehr Spiel als üblich. Wenn wir Lehrer dann endlich unseren lang geplanten Brettspieleabend machen, dann können wir uns zu Recht als „spielende Schule“ bezeichnen.

Aber was hat das mit meinem Reise-Blog zu tun, außer dass das mal gesagt werden sollte?

Ganz einfach: Weil ich das Spielen natürlich von meinen Eltern gelernt habe und es mir hier in den USA wieder klar vor Augen geführt wurde. Mit Memorie und Ähnlichem gings los, dann Mau Mau, die Quartettspiele und Würfelspiele (Von Maxen bis Kniffeln) und später jedes Jahr zu Weihnachten gab es das „Spiel des Jahres“ geschenkt, das wir dann immer am ersten Weihnachtstag vormittags ausprobiert haben. Legendär sind unsere Canasta über Kreuz Familien-Duelle bei denen am Ende immer einer heulend unterm Tisch saß, weil der „dicke Kartenhaufen“ an die Gegner ging. Denn eines war bei uns immer klar: Absichtlich verlor keiner. Mein Vater nicht, als er drei Jahres meines Lebens im Schach gegen mich gewann und ich nicht, nachdem ich in Klasse 5 in meinen Schachverein eingetreten war, bis dieses Duell meinem Vater dann aber irgendwann zu dumm wurde und wir lieber Klabberjass spielten.
Alles wussten: Wenn man bei uns in der Familie gewonnen hatte, dann hatte man gewonnen – ohne wenn und aber!
Und an all das musste ich denken, als am ersten gemeinsamen Motel-Abend mein Vater plötzlich das Kartenspiel rauszog und „Schwimmst du mit?“ fragte. Ich weiß gar nicht wie viele Jahre ich dieses einfache und dennoch unterhaltsame Kartenspiel nicht mehr gespielt hatte. Schwimmen! Früher war es der Klassiker auf all unseren Familienfesten und sogar mein Uropa hat da immer noch mitgespielt. Also schwammen wir. Jeden Abend. Und ließen es uns natürlich auch nicht nehmen, dem ersten Verlierer ein :“Ist doch nur ein Spiel“ zuzusprechen. Einen Satz, den wir allesamt hassen. Aber das gehört bei uns zum Spiel. Sich tierisch freuen, wenn man gewinnt und sich ebenso ärgern wenn man verliert.

Das waren fast nostalgische Spielabende eines von mir fast vergessenen Spieles. Vielleicht nehme ich zur Lehrer-Weihnachtsfeier einfach ein Kartenspiel mit. Kann man ja mal versuchen...


P.S. Nach meiner Rückkehr biete ich, wie jedes Jahr am ersten Septemberwochenende von Freitag bis Samstag in Schönhagen an der Ostsee eine spielpädagogische Fortbildung für die Hamburger Sportjugend an (Darf aber jeder mitmachen). Diesmal: Spielen rund um den Globus. Auf meiner Reise habe ich mir von den Kindern jedes Landes ihre Lieblingsspiele zeigen lassen. Diese und vieles mehr würde ich gerne gemeinsam ausprobieren. Mehr Infos demnächst auf: http://www.hamburger-sportjugend.de/ 


Aus Mangel an Schwimmen-Bildern (beim Spielen ist man nun auch wirklich zu konzentriert, ein paar spielende Archivbilder)


"Spiel-Lehrprobe" bestanden beim Spielfest in der alten Feuerwache Köln
zusammen mit 160 Kindern und meinen
Mitstreitern Ingrid, Gerd, Stefan, Friedemann und MT


Martin Legge (Stadtfinder - Spielim öffentlichen Raum)
 einer meiner ganz
persönlichen Spielhelden unserer Stadt!



Bausteine-Festival in der Aula Fraenkelstraße
zusammen mit der Mobilen Spielaktion


riesige Türme


Vertrauensspiele bei Kursen den Hamburger
Sportjugend. Hier: Sportassistentenausbildung


Teilnehmer meines Workshops "Spi-El das besondere Spielduell"
beim Spielmobilkongress 2010 im Ruhrgebiet
Murmelspiele in der Stadt

Wann immer ihr einen von diesen Menschen trefft,
spielt mit ihnen. Mein Spielpädagogikkurs Remscheid 2011: Abschlussfoto.


Spielender letzter Abend. Krimidinner mit den Spielpädagogen


Legendäres Schachreisenspiel: In einem fernen Land.
Hier auf meiner Geburtstagsjugendreise 2011


Spielen in Sambia


Ich liebe Fallschirmspiele