Sonntag, 25. März 2012

Nein, ich spreche immer noch kein Portugiesisch!

Ich bin kein Fremdsprachengott. Eigentlich spreche ich alles nur Bröckchenweise. Und davon eigentlich nur Englisch. Doch ich kam durch die Länder. Durch Afrika, durch Dubai, durch Kanada und die USA sowieso und auch durch Peru und Ecuador. Wir konnten uns verständigen. Immer war da jemand, der ebenso ein bisschen Englisch sprach oder ich half mir mit ein paar Sätzen Spanisch durch die Not. Brasilien ist anders. Brasilien spricht Portugiesisch. Nur! Kein Hotel, keine Toruisteninfo, kein Mensch spricht etwas anderes als portugiesisch.
Was insgesamt gar nicht schlimm wäre, denn schon anderorts habe ich durch Zeichensprache oder kurzem Nachschlagen im Wörterbuch mich zum Ziel gerettet. Das eigentlich Schwierige ist, dass die Brasilianer nicht verstehen, dass man nicht portugiesisch spricht.
Und haben Sie eine Zeichnung, irgendeinen Wörterbuchsatz verstanden oder gedeutet. Dann antworten sie. In einem nie aufhörenden Schwall Portugiesisch. Und das Spiel beginnt von vorne. Arme Heben, Kopf schüttel, wild gestikulieren: „Haaaalllo ich spreche kein Portugiesisch!“ - „Ah sie sprechen kein Portugiesisch?“

So nutze ich meinen Zeichendolmetscher, den ich für meine Fahrt durch China mitgenommen habe nun tagtäglich in Brasilien. Dennoch schützt er nicht vor lustigen Situationen.
Ich erreiche spät abends das Hotel, das ich übers Internet gebucht habe. Ich begrüße freundlich den Herrn hinter dem Tresen und lege meinen Ausweis vor. Der Rezeptionist schaut den Ausweis an und spricht auf Portugiesisch. Ich verstehe irgendwas mit „Raum“. Ich schließe die Augen, lege die Hände an mein Gesicht und zeige ihm, dass ich schlafen möchte, ein Bett brauche. (Das ist doch wohl die anerkannte weltweite Pantomime für "schlafen")
Ich hebe einen Finger – für eine Nacht und sage: Internet! (dabei deute ich mit dem Zeigefinger die schwere Pantomime an: „ich habe gestern gebucht!“)

Er fragt mich ob ich Portugiesisch spreche. Ich verneine.Er fragt mich etwas auf Portugiesisch, was in meinen Ohren so klingt wie: „Haben Sie reserviert!“ Ich antworte“ Internet!“


Er schreibt auf einen Zettel den Wlan-Code des Hauses. Ich lächle und versuche mich noch einmal an der schweren Pantomime „ich habe gestern per Internet gebucht!“.

Dann male ich ihm ein Bild. Malen kann ich allerdings noch schlechter als Portugiesisch.

Er fragt mich ob ich Portugiesisch spreche. Ich verneine. Er hat eine Idee. Er ruft eine Freundin an und reicht mir den Hörer auf Portugiesisch. Ich verstehe „Sie spricht Englisch!“

Frau am Telefon (Aussagen geschätzt): Wie kann ich Ihnen helfen

Ich: Ich habe gestern ein Zimmer im Internet gebucht und möchte nun in dem Hotel schlafen.

Frau: Was haben sie kaputt gemacht?

Ich: ich habe nichts kaputt gemacht.

Frau: Aber die sagten, doch dass sie das Internet kaputt gemacht haben.

Ich: Nein, nicht broken – ich meine booking. booking.com

Frau. Wie kann ich helfen?

Ich: Äh, ich möchte in das Hotel.

Frau: Wie kann ich helfen?

Rezeptionist steht daneben, hält den Daumen nach oben im Sinne von „Siehste jetzt geht alles glatt!“

Ich: äh Danke.

Frau: Sorry ich bin nicht ganz bei mir. Karneval.

Jetzt merke ich erst, die Frau ist sturzbetrunken.

Ich reiche dem Rezeptionisten den Hörer, er lächelt und sagt Danke in den Hörer.

Ich frage mich, was dieses Aktion gebracht haben soll. Denn selbst wenn die Frau verstanden hätte, was ich wollte, hatte sie es ihm gar nicht mitteilen können

Wir stehen also am Anfang.

Ich hole mein Netbook aus der Tasche und öffne die Booking.com-Seite mit der Reservierung.

Jetzt hat er verstanden: ich will ins Internet! Er schreibt mir den Wlan-Code noch einmal säuberlicher auf.

Ich schüttel den Kopf. Er hat eine Idee. Ich deute sie so:

Er zeigt mir erstmal mein Zimmer, dann können wir uns um mein Internetproblem später weiter kümmern.

Ich lache. Eine gute Idee. Zumal ich ja gar kein Internetproblem habe. Also schweige ich zu diesem Thema, als ich in meinem Zimmer stehe und mache lieber ein neues Fass auf: Ich würde gerne etwas essen, ich suche ein Restaurant. Ich mache die typische „Hunger“-Pantomime. Er versteht. Ich will mir ne Pizza bestellen. Seinen Gesten nach zu deuten, kennt er gute Pizzadienste. Ich habe keine Kraft mehr und nicke. Er zieht mich zurück zur Rezeption und ruft den Pizzadienst an. Dann reicht er mir den Hörer. Am anderen Ende spricht im besten Englisch Brasiliens die Bedienung. Ich bestelle eine Pizza Hawai mit Ananas und Schinken. Welche Größe? Medium! Was kostet die? 25 BAE. Danke! Danke! 45 Minuten!

Wortlos lege ich den Hörer auf - man hat mich wirklich verstanden Ich bin glücklich. Der Rezeptionist ist glücklich. Am liebsten würden wir uns jetzt umarmen. Irgendwie geht es eben es eben doch immer. Wenn Menschen nur wollen!
Eineinhalb Stunden später bringt man mir meine große Pizza Salami für 37,50 BAE auf mein Zimmer.

Deutlicher gehts doch wohl nicht:
Björn (dicker Bauch, dicke Nase) hat am 20 Februar gebucht
 für den 21.Februar auf booking.com

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