Montag, 19. März 2012

City of God!

Die Internetplattform „Tripadvisor“ hat Rio de Janeiro zu den Top 5-Reisezielen 2011 weltweit gewählt. Tatsächlich hat es alles was das Herz begehrt. Mit dem Zuckerhut einen charismatischen Berg, riesige Strände am Meer, das richtige Wetter mit strahlendem Sonnenschein und mit dem brasilianischen Karneval das wohl größte Festival der Erde.
Bilder dieser Stadt verzaubern. Und können lügen. So richtig entspannen tue ich mich nämlich nicht. Mag an mir liegen und immer wieder beruhige ich mich selbst: Durch Hamburg-Mümmelmannsberg sollte man nachts lieber auch nicht alleine mit einem Fotoapparat um den Hals laufen. Also keine Fotos von Rio? In Windhuk und Lusaka hatte ich den Apparat in einer Plastiktüte. Hier auch. Trotzdem fühle ich mich unwohl.

Ich habe den unglaublichen Film „City of god“ gesehen. Mehrmals. Vielleicht ist es das. Vielleicht auch die Warnung meines Reiseführers auf fast jeder seiner Seiten, sich in Acht zu nehmen. Vor Kinderbanden, vor Raubüberfällen. Alles hergeben. Sich nicht wehren. Top Five?

Rio ist eine Sensation. Aber die Favelas wohl die härtesten Viertel weltweit. Und ich spüre die checkenden Blicke. Natürlich kann man sich frei bewegen, aber nicht falsch abbiegen. In eine dunkle Gasse zum Beispiel. Überall sitzen Menschen oder liegen auf Treppen. Gruppen ziehen umher. Nicht einzuschätzen. Angst haben. Keine Angst zeigen.

Mein Reiseführer gibt den Tipp sich nicht als Tourist erkennen zu geben. Achwas?

Wenn ich von Veranstaltungen komme entferne ich die Speicherkarte aus dem Fotoapparat und stopfe sie unter die Einlegesohle meines Schuhs. Wenigstens die Bilder will ich behalten. Ein Mädchen aus dem Hotel wurde ausgeraubt. Alles weg. Fotoapparat, Geld, Gepäck – alles. Die Polizei steht an fast jeder Ecke. Außer in den Favelas – da traut sich niemand rein. Letzte Woche streikten sie noch – für mehr Geld. Zu Recht. Das deutsche auswärtige Amt gab deshalb eine Reisewarnung für Rio aus. Auch zu Recht. Karneval ohne Polizei. Nicht möglich.

Alle trinken Caipirinha. Dabei hilft ein klarer Kopf sich durch Rio zu bewegen. So sind dieser Tage viele Geldbörsen und Fotoapparate verschwunden. Auch von dem netten amerikanischen Pärchen mit denen ich einen Straßenkarneval-Umzug verfolge. Er schreibts mir am Tag darauf per Mail. Fotoapparat weg. Ob ich ihm Fotos schicken kann?

Ich kann meine Schuhsohle wieder hochklappen. Mir ist nichts passiert. Nicht einmal eine brenzlige Situation habe ich erlebt. Und alle Fotos sicher.

Panikmache?

Vielleicht ist es der Ruf, vielleicht sieht man Gespenster, vielleicht werden bloß Schauergeschichten erzählt. Rio ist eine fantastische Stadt. Eine der Top Five weltweit. Und gleichsam Abbild des heutigen Brasiliens mit einer unfassbaren Schere zwischen Armut und Wohlstand - Gastfreundschaft und Gewalt.

Rio begeistert und tut weh.





Die berühmte Selaron-Treppe führt von Lapa nach Santa Teresa

Der Künstler Escadaria Selaron hat diese aus Kacheln der
ganzen Welt geschaffen. Seit 1960 sitzt er an seinem
Kunstwerk.
Und das ist er höchstpersönlich.
 Ich traf Escadaria Selaron wirklich und leibhaftig. Was für ein Glückstag!

Leben in Rio

City




Stromnetz

Fußball WM 2014 und Olympia 2016 in Rio

Die letzte Straßenbahn fährt nach einem dramatischen Unglück
nicht mehr. 2011 starben mindestens fünf Menschen als sie entgleiste.


Und Rio weint der Linie nach.


Fußball

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