Der offizielle Höhepunkt des Karnevals findet bei der Parade im Sambodrom statt. Das Herz des Karnevals schlägt allerdings bei den „Blocos“.
Schon drei Wochen vorher gibt es „Blocos“ überall in der Stadt. Am Karnevalswochenende nonstop. Eine Band, ein Wagen, die Kostüme liefern die Besucher oder auch nicht.
Hunderttausende wippen auf den Straßen zu den Rhythmen, Samba, Caipirinha, Rausch.
Über der Stadt eine knisternde Wolke aus Atmosphäre.
Und immer wissen alle bescheid wo gerade der nächste „Bloco“ losgeht. Vielleicht orientieren sich auch alle an mir. Denn da wo ich bin, ist er nicht. Fahre ich raus nach Ipanema, kommen mir die verkleideten Scharen entgegen, geht’s zurück in die Stadt, ist der Bahnhof voller Menschen, die nach Ipanema wollen.
Zeit sich zu informieren.
Insgesamt soll es rund 400 „Blocos“ in Rio geben. So genau weiß das niemand.
Einer der berühmtesten in Santa Teresa, das als Künstlerviertel über der Stadt thront.
Freitag um 14 Uhr soll er beginnen und bis 16 Uhr dauern. Da will ich hin.
Nach Santa Teresa kam man einst mit der letzten Straßenbahn Rios. Wobei auch dort schon gewarnt wurde: Keine Wertsachen mitnehmen, die Fahrt geht durch Favela-Gebiet und immer wieder springen Banden auf und entreißen einem die Taschen. Verfolgung zwecklos.
Nun fährt die Straßenbahn nicht mehr und ich nehme den Bus. Da ist das "raufspringen" auch nicht ganz so einfach.
Ich mache mich schon am Morgen auf, weil Santa Teresa auch ohne Karneval durchaus sehenswert ist. Natürlich habe ich meinen Fotoapparat dabei. Wie immer in einer Plastiktüte.
Santa Teresa ist wunderschön und während am Wegesrand hunderte kleine Getränkestände aufgebaut werden, mache ich Sightseeing der üblichen Art. Die Stände sind einfach konzipiert: Es werden Wasser und Bier aus einer eisgefüllten Styropor-Verpackung verkauft. Zur Mittagszeit kehre ich in ein herrliches Gartenlokal ein. Mit Blick auf den Weg, den der Umzug nehmen müsste. In zwei Stunden. Es ist jetzt 12 Uhr – vielleicht könnte ich hier sitzen bleiben? Ein Traumplatz.
Um 13.30 Uhr werde ich langsam ungeduldig. Zwar kommen immer mehr Getränkeverkäufer aber es ist hier noch nichts von einem Umzug zu sehen. Also zahle ich und gehe dem Spektakel entgegen.
Um 14 Uhr sollte es losgehen, aber mir war längst klar, dass Uhrzeiten in Brasilien nur Orientierungswerte sind und lediglich den Tag festlegen und nicht den Zeitpunkt. Also ich bin sicher: heute wird der „Bloco“ starten.
Immer mehr, auch verkleidete Menschen strömen an mir vorbei. Ich sitze auf einer Mauer im Schatten und trinke aus einer Styropor-Kiste erworbenes Wasser. Hier treffe ich Minish und Christin, ein nettes älteres amerikanisches Pärchen, das neben mir sitzt und Andenkenfotos schießt (alles unnütz, denn später wird ihnen die Kamera geklaut – aber das wissen sie jetzt ja noch nicht). Wir lachen. Es ist 15 Uhr und nichts deutet auf irgendwas hin. Immerhin streben immer mehr verkleidete, unbekleidete und feierlustige Menschen an uns vorbei. Wir dachten eigentlich der „Bloco“ würde in die andere Richtung ziehen. Wir sind gespannt.
Ab 16 Uhr hört man Musik aus einer sehr entfernten Ecke. Jetzt geht’s los sagt Minish. Er hat Recht, wenn man „jetzt“ etwas dehnt. Mittlerweile ist die Straße voll. Hafengeburtstagsvoll. Oder noch voller. Niagarafällevoll. Und die Musik kommt dichter.
Es ist 19 Uhr. Um 19.30 Uhr zieht der erste Wagen an mir vorbei. Mein erster Bloco! Wir stellen uns auf die Mauer. Touristen und Einheimische tanzen drumrum. Ich schieße Fotos. Wovon eigentlich? Von einem LKW mit ein paar Jungs und Lautsprechern obendrauf. Ein paar Tänzerinnen folgen. Dann ein zweiter LKW mit einer Band. Ungeschmückt. Abertausende ziehen mit ihnen. Und dann? Nichts, das wars. Kein Wagen, keine Tänzerinnen. Keine Musik. Nur Menschen.
Ein unaufhaltsamer Strom von Menschen, der den beiden Wagen folgt. Minish und ich schauen uns an. Und nur unsere Blicke sprechen. Es ist 22.00 Uhr. Die beiden haben es gut. Ihr Hotel ist in Santa Tereasa. Aber wie komme ich zurück nach Lapa in die untere Stadt? Natürlich fahren noch keine Busse, und Taxis brauchen alle.
Um 0.30 Uhr erreiche ich mit einem großen Strom Feiernder zu Fuß Lapa. Natürlich ist mir auf dem Weg klar geworden, dass der Straßenkarneval nicht zum angucken gemacht ist, sondern zum mitfeiern. Das Problem: Ich bin nicht so richtig zum Mitfeiern gemacht. Darum liege ich froh und sicher nach einem langen Bloco-Tag um 1 Uhr in meinem Bett und freue mich auf morgen.
Den Touri-Karnveal im Sambodrom.
Guter Platz um den Umzug anzuschauen - aber da war es erst 13.00 Uhr |
Eigentlich sollte es jetzt los gehen - 14.00 Uhr |
Getränkestände ohne Ende - |
Aufmarsch |
Ein Hamburger im Karneval Absolut feierbereit und in bester Stimmung (im Hintergrund "meine Mauer") Verkleidung eher etwas zurückhaltend Man schaue auf das stimmungsvolle Party-Kettchen |
auch nicht schklecht verkleidet |
langsam kanns losgehen |
der erste Wagen rückt an |
da ist er |
gefällt nicht jedem |
riesen Stimmung |
... |
Gute Laune |
Was soll man auch machen, wenn zuhause niemand zum Gießen ist. |
Es wird dunkel in Santa Teresa |
Jeden Tag Bloco |
In der City |
Nur wenn ich komme, ist es meist zuende! |
Und in Ipanema |
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