Es sind diese vielen kleinen Momente in denen die Hotelrezeptionistin einen zu einer Wäscherei schickt, die es nicht mehr gibt und einen Tag später darauf aufmerksam gemacht, nur mit den Schultern zuckt– so ist es eben.
Oder, wenn man freundlich fragt, ob man eine halbe Stunde länger bis 12.30 Uhr im Zimmer bleiben könne, weil der Bus doch erst um 13.30 Uhr fahre und dann trotz freundlichem Nicken auf der Rechnung einen zusätzlichen halben Tag findet- Dies sei doch abgesprochen.
Oder wenn man so lange ein Zimmer mit Blick gegen die Felswand bekommt obgleich doch alle anderen frei sind, bis man 20 Dollar „rüberschiebt“, um doch noch den guten Ausblick über die Stadt genießen zu können.
Das erwärmt eben nicht.
All das kenne ich von meiner Reise bislang auch nicht. Ich sage ja immer, dass die beste Sprache das Lächeln ist und überall lächelte man im übertragenen Sinne zurück. Man half wie man konnte und ich versuchte ein guter Gast zu sein - wie ich es konnte.
Brasilien ist anders. Noch.
Vielleicht muss ich erst wieder in den Reisealltag "reinkommen", vielleicht bin ich es oder meine Art, vielleicht die brasilianische Lebensart – vielleicht alles zusammen.
Die Barockstädte sind wundervoll und Ouro Preto, das ich mir drei Tage als Heimat aussuchte jede Reise wert. Unzählige zauberhafte Kirchen geben dieser kleinen Stadt zwischen den Hügeln einen atemberaubenden Charakter.
Aber auch Ouro Preto nervt. Jetzt gerade. Ich suchte den Busbahnhof. Die Rezeptionistin (vielleicht hat sie auch schlicht einen schlechten Erdkundelehrer) hat das Kreuz in der Karte falsch gemacht. Obwohl? Das Kreuz mag richtig sein, aber die Stelle wo es auf der Karte zu finden ist, ist definitiv falsch.
Also versuchte ich zu fragen. Da natürlich niemand mich verstand, sagte ich schlicht nach vielen gescheiterten Versuchen „Eu rodoviaria“ (ich Busbahnhof). Kopfschütteln. Also zeigte ich mein chinesisches Zeichenbuch. Und zeigte auf Busse. Ganz viele Busse (also tippte ich viele Male auf verschiedene Busse) Jetzt verstand man. Und hielt für mich einen Bus an. Das war nett. Nach einem kurzen Gespräch der „Helferin“ mit der Busfahrerin durfte ich einsteigen. Alles war klar. Dachte ich.
Ich hätte es besser wissen müssen.
Eben bin ich zur Bezahlfrau gegangen und habe nochmal lieber gefragt. Diese Fahrtrichtung stimmt nämlich ganz und gar nicht mit irgendeiner Vorstellung von Busbahnhof überein. Wir verlassen Ouro Preto nämlich gerade über die Hügel der anderen Seite. Ich frage ganz langsam „rodoviaria?“. Sie schüttelt heftig den Kopf. Ich bin genervt. So richtig genervt. Über was verdammt haben die beiden sich denn auf portugiesisch unterhalten? Wie man mich am besten verarscht?
Aber sie lächelt und zeigt mir, dass ich bei der nächsten Station aussteien könnte und dann zurück der richtige Bus käme. Endlich mal ein Lächeln. Wenigstens das.
Ich steige aus. Hitze. Kein Baum. Über eine Stunde kaspere ich mit dem Weg zum Busbahnhof rum. Ich will doch nur kurz ein Ticket dort kaufen. Kein Bus in die andere Richtung kommt.
Dann doch. Ich dreh durch. Es ist der gleiche Bus von eben. Nur in die andere Richtung.
Ich steige ein. Die Ticketverkäuferin lächelt mir zu und ich finde, dass hätte sie mir auch mal sagen können, dass ich statt in der Sonne zu stehen, einfach hätte sitzen bleiben können.
Ich setze mich hin. Wenigstens geht’s jetzt in die richtige Richtung. Aber der Bus fährt nicht. Er fährt nämlich erst los, wenn alle bezahlt haben.
Ich habe nicht bezahlt. Sagt meine neue Freundin. Ich zeige ihr mein Ticket. Und sie zeigt mir, dass dies in die falsche Richtung führt und ich nun neu zahlen muss.
Ich schau sie entgeistert an. Ich komme doch aus diesem Bus in den sie mich erst gelockt und dann rausgeschickt hat.
Sie lächelt immer noch. Ich diskutiere. Aber mit wem?
Der Bus fährt nicht los. Ich zahle. Aber nicht einfach so. Ich werf ihr den Schein aufs Bezahlbrett - so wütend ich kann. Und ich lege in den Wurf gleich meine gesamte Brasilienkritik nonverbal mit rein: So geht man nicht mit Gästen um! Genau das sagt mein Wurf. Und jeder muss es jetzt kapieren, so wütend bin ich.
Sie lächelt.
Und ich schmolle den Rest der Strecke lautlos auf meinem Sitz.
Mir wird klar: Brasilien hat mich nicht lieb.
Und ich es dafür auch nicht! Bätsch!
P.S. zurück im Hotel gebe ich der Rezeptionistin die Karte ihrer Stadt zurück. Ich hab das Kreuz an der richtigen Stelle gemacht. Sie zuckt mit den Schultern - so ist es eben.
Blick über Ouro Preto |
Eine Reihe wirklich sehenswerter Kirchen ziert die vielen Hügel der Stadt |
Blick aus meinem "er-koruptierten-Zimmer" |
Nette Restaurants. Hauptgericht: Fleisch! Immer ganz durch. |
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