Am Vormittag hatte ich es wirklich geschafft: ich war profimäßig kopfüber rückwärts mit Schnorchel aus der Panga gepurzelt und hatte nur sehr wenig Meerwasser geschluckt. Ich hatte die Brille gewechselt und nun drang kein Wasser mehr zu meinem Gesicht vor. Ich hatte viele Fische gesehen und über eine Stunde lang meinen Kopf nicht aus dem Wasser gezogen. Kurzum: Ich war auf dem besten Wege vom Dilettanten zum Schnorchelanfänger und allemal bereit für das große Schnorchelabenteuer.
Und nun war es da.
Fabrizio stand aufgeregt an der Reeling und rief immer wieder aufgeregt: „get ready, get ready!“. Wir fuhren mit unseren beiden Pangas wie die Wilden über die Wellenkämme. Es war die einzigartige Gelegenheit. Ein Schwarm Delphine kreuzte immer und immer wieder unsere Wege. Schnorcheln mit Delphinen, gigantisch! Der Wind peitschte und die Wellen waren riesig. Wie waren „ready“ und zwar so was von! Die Delphine waren schnell, aber wir rasten. Unser Plan: Uns in den Weg legen und erleben, wenn sie an uns vorüber zogen. Delphine – ich glaubte mein Glück gar nicht! Dann lagen die Boote wunderbar und es ging los. Innerhalb von 30 Sekunden waren wir alle über Bord. Ich auch. Ich machte die Rolle meines Lebens. Tauchte tief ein und blies das Salzwasser aus dem Schnorchel und fand mich in einem wunderbaren Schwarm Delphinen wieder.
So weit die Theorie. In Wahrheit verlor ich schon beim Überschlag meine Brille, atmete heftig und sog das obligatorische Salzwasser ein. Ich keuchte und hustete und als ich wieder bei Besinnung war und die Brille halbvoll auf meinem Gesicht saß, sah ich nichts. Also, ich meine: ich sah keine Delphine. Aber eben auch keine anderen Schnorchler und irgendwie auch keine der beiden Pangas. Ich war allein. Mit halbvoller Brille, Salzwasserschnorchel und meterhohen Wellen. Von weit her hörte ich Motorengeräusche auf der Jagd nach Delphinen. Ich trieb mitten im Ozean. Was heißt ich trieb? Ich kämpfte mit jedem Zug darum nicht unter Wasser gedrückt zu werden. Ich dachte an Flipper, wie er so oft Ertrinkenden geholfen hatte und sie an Land schleppte. Ich brauchte jetzt Flipper. Oder meinetwegen auch Lassie oder Fury. Ich bekam: Fabrizio. Irgendwie schaukelte die Panga wieder in Reichweite und mit letzter Kraft zog ich mich an Bord. Er empfing mich mit glänzenden Augen: „Und, hast du sie gesehen?“ Meine enttäuschende und einfache Antwort: „Ähh nein!“
Und schon düsten wir wieder in Richtung Delphin-Schwarm. Auch einige andere waren nun erschöpft an Bord geklettert, um an nächster Stelle sich wieder ins Wasser zu katapultieren. Einen ganzen Nachmittag jagten wir noch die Delphine, die offensichtlich großen Spaß an uns hatten. Viele meiner Mitreisenden bekamen diese wunderbaren Tiere Aug in Aug zu Gesicht. Ich auch!
Aus der Panga. Von dort konnte ich völlig entspannt und glücklich, sogar ein Foto von ihnen machen.
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