Sonntag, 26. Februar 2012

Der Beginn eines neuen Kapitels - Der Inka-Trail

Höhenprofil des Trails - der härteste Anstieg am zweiten
Tag geht auf über 4300 Meter
Eben noch ganz mutig, doch nun kriecht die Angst langsam über mich. Sie packt sich den Stolz und das Glücksgefühl, die mich eben noch durchströmten und macht sich breit. Ich blicke zurück in das Büro wo mein Schicksal besiegelt wurde. Einfach hineingegangen. Einfach gefragt. Und obgleich man normalerweise drei Monate warten muss, hatte ich Glück. Oder Schicksal? Es gab noch einen Platz für den Camino Inka, den Inka-Trail einen der berühmtesten Wanderwege der Erde. Vier Tage über unzählige Treppen in ungeahnte Höhen. Drei Nächte im Zelt. Hatte der junge, durchtrainierte Kerl hinterm Tresen eigentlich gerade gesagt es sei nicht schlimm, er wäre nur am zweiten Tag über seine Grenzen gegangen? Wo sind meine Grenzen, die sich tagtäglich anfangen bemerkbar zu machen, wenn ich die steilen Treppen zum Hostel Alemanha hochsteige?
Habe ich wirklich genickt und sofort zugeschnappt, als der Platz auf dem Bildschirm erschien? Wieviel Coca muss ich getrunken haben um zu verdrängen wie die Kilometer auf dem Fahrrad in Kanada an mir nagten bis ich mit Krämpfen fast zusammenbrach, welch Schmerzen bis heute in Gedanken blieben bei der Erinnerung an das Umtragen des Kanus im Algonquin-Park? Selbst das Heimtrainer-Rad in Dubai erledigte mich in 20 Minuten. Das sind doch Grenzen. Die kenne ich schon. Was also soll noch drüber hinaus gehen? Ich muss wahnsinnig sein.
Natürlich habe ich in meinem Leben Wanderungen bezwungen. Den Mildford-Track in Neuseeland und auch den Kungsleden in Lappland. Aber was zählt gestern heute? Ab morgen werde ich mich einreihen. Mt 200 Auserwählten und einem Heer von Trägern durch die Berge ziehen. Und ich werde schimpfen, jammern, fluchen. Auf mich. Auf diesen Moment. Der Weg ist das Ziel? Aber was ist, wenn man den Weg nicht bewältigt? Was bleibt dann? Zweifel. Noch einmal blicke ich über die Schulter zurück zu dem Ort, wo ein neues Kapitel begann. Oder die Geschichte endet bevor sie begonnen hat.


Erste Szene des bislang noch nicht preisgekrönten Videofilms
"Björn auf dem Inka-Trail", den ich während der folgenden vier
Tage drehen konnte. Um das gute Ende schon einmal
rauszuposauen: Ich habe überlebt! (knapp) Der Film wird
im Sommer in die Heimkinos kommen.

12 Kilo Rucksackgewicht addieren sich zu den bisherigen
120 Kilo Gesamtgewicht


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