Donnerstag, 11. August 2011

Wüstenmomente (2 unterschiedliche Artikel über den selben Tag)

Auf Düne 45 im Nationalpark ist der Sonnenaufgang wunderschön
Eins
Es ist bitterkalt, noch kann man die Sonne nur hinter den hohen Sandriesen erahnen, denn das glühende Rot streichelt sich erst langsam an den Tag heran. Wir stehen auf der Düne 45 und warten auf diesen einen Moment, den jeder Tag nur einmal bietet. Dann ist es soweit der erste Strahl erreicht die Dünenspitze, ein Raunen, das leise Klacken der Kameras. Diesen Moment kann man nicht bannen und dennoch versuche ich es, einmal, zweimal, hundert Male drücke ich auf den Auslöser – vergeblich. Dies ist ein Foto in meinem Kopf nicht übertragbar.
Später steigen wir noch auf die Düne am Sossusvlei und blicke auf dieses Salztal hinab, unwirklich, unglaublich. In 15 Sekunden rasen wir hinunter, am Tongario in Neuseeland nennt man das „Tongario-Express“. Hier ist es ein „Super-Express“ denn der weiche Sand transportiert jeden Schritt automatisch mehrere Meter in die Tiefe. Im Vlei stehen verdörrte Bäume, sie warten auf Wasser, auf Regenzeit auf den Fluss der in guten Jahren die Dünen durchbricht und hier einen See bildet.

Wenn man denn pünktlich oben ist...
Immerhin nicht der Letzte

Augenblicke


Zwei
Es ist 4.30 Uhr morgens und wir wachen von Bussen auf, die sich an unserem Camper vorbeidrängen. Wir fragen uns was das soll, denn schließlich öffnet der Nationalpark doch erst um 6 Uhr. Vielleicht macht er doch früher auf, denn schließlich ist 6 Uhr doch eigentlich relativ knapp, da doch um 6.30 Uhr ca. die Sonne aufgeht und wir noch genau 45 km (Düne 45 eben) zurücklegen müssen und außerdem ja noch die Düne besteigen. Wir machen uns also auch auf. 5.30 Uhr – wir fahren die 50 Meter zum Eingang. Das gibt’s doch nicht. Eine lange Schlage steht vor uns am Parktor. Ich steige aus und zähle: Nr. 12. Das ist Tor ist zu, dafür staut es sich hinter uns – dies ist der einzige Eingang in den Park. Die Schlange wird immer länger. 6 Uhr – es wird langsam hell (was für ein Mist – man weiß doch alle wegen des Sonnenaufgangs hier sind) und die ersten Autos rollen. Was heißt rollen? Einzeln werden sie vorgelassen und in der alt bekannten Prozedur werden Nummernschilder, Fahrernamen, Schwimmausweis und Wäschebons kontrolliert. Wir sind um 6.17 Uhr drin. Es sind noch 45 Kilometer in rund 20-30 Minuten (wenn wir Glück haben). Es ist wie in allen Nationalparks 60 erlaubt, alle fahren 100-150 km über die Nationalparkstraßen, mögliche Tierquerungen? Scheißegal. Wir sehen die Sonne langsam durch die Windschutzscheibe aufgehen, Jochen stellt währenddessen die Heizung höher, es ist unfassbar kalt und ich habe nur ne kurze Hose an ich Depp. 6.40 Uhr wir sind da und vor uns liegt Düne 45 riesiggroß und Hundertschaften erklimmen den Dünenkamm. Im Meterabstand kraxeln alle so schnell es geht nach oben. Noch ist die Sonne nur eine Handbreit zu sehen. Jetzt ist sich jeder selbst der nächste. Jana, Jochen, Sandra rennen um die Wette. Ich bin schon nach zehn Metern völlig fertig. „Dann bin ich eben mittags oben“, denke ich. „Dicke Leute gehören ins Wirtshaus, nicht auf die Düne“ Von hinten überholen schnaufend Schwaben „lasch misch vorbei, lasch misch vorbei“. Mir auch egal. Ich erkämpfe mir im Gleichschritt mit der Sonne den Gipfel. Um 7 Uhr bin ich oben. Jochen und Jana schon auf dem Rückweg: „Lohnt sich wirklich nicht!“ Sandra ist bitterkalt, aber sie wartet trotzdem tapfer auf mich. Ich kann sie mit der Hitze einer Dünenbesteigung wärmen. Das trägt ein paar Minuten, dann muss sie runter um den Erfrierungstod vorzubeugen. Ich sitze alleine im Sand, völlig erschöpft. Die Hundertschaften ziehen wieder an mir vorbei – andere Richtung. Ich gucke und irgendwie bin ich plötzlich alleine – fast jedenfalls. Alle anderen sind schon auf dem Weg zur nächsten Düne „Mittagsch musch man Schuschuvlää schein“ sagen die Schwaben ermunternd beim Vorbeigehen. Ich bin hier und jetzt. Mir ist gerade noch so warm, dass die nun am Himmel stehende Sonne mich vollständig wärmt. Das tut gut. Der Blick auch. Das ist mein Moment.

Düne am Sossusvlei
Bewältigt zur Mittagszeit
In 15 Sekunden runter

Freudensprünge im Dead Vlei - eine Stunde später hatte Sandra ne Monsterzecke am Kopf.
 (Oben im Bild sieht man, wie die Zecke übersprang - Freudensprung der Zecke oben links)

Dead Vlei
Dead Vlei - Bewohner







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