Dienstag, 18. Oktober 2011

Lust auf tsumbel? Libanesisch essen...

ein bisschen tsumbel oder grussma
 oder einfach nur eine Gemueseplatte
Libanesisch Essen – ein Weißkohl, 2 Tomaten, 2 Gurken und nun?

Das mit den Restaurants ist ja immer so eine Sache auf meiner Reise. Dieses Mal habe ich mein lederbezogenes Gourmetkritiker-Tagebuch daheim gelassen und probiere libanesische Küche in Dubai. Der freundliche Kellern kommt an meinen Tisch und spricht mit mir.
Also, eigentlich spricht er zu mir, denn ich verstehe kein Wort. Ich nicke, sehe aber vermutlich so planlos aus, dass er begreift, dass ich vermutlich kein Wort verstehe.
Er spricht langsamer und ich entdecke in einzelnen Satzfetzen, dass er vermutlich Englisch mit mir redet. Davon irgendein Wort zu verstehen bin ich allerdings noch immer meilenweit entfernt.
Ich höre nur „Kebab" und nicke, ich höre „grhhx" oder so ähnlich und nicke, ich höre „salad" und nicke, ich höre „grussma" und schüttel den Kopf, denn ich finde, dass drei Dinge nun wirklich genug zum Essen sind und so richtig Lust auf "grussma" habe ich eigentlich gerade nicht...
Er fragt mich, ob ich wirklich kein „grussma" möchte, nun hört sich das „grussma" allerdings ein bisschen wie „tsumbel" an... Ich schüttel den Kopf. Ich mag kein „tsumbel" zum Fleisch, zum Salat und auch nicht zum „grhhx".
Er schaut mich fragend an und versichert mir, dass „tssussa" aber wirklich großartig schmeckt. Ich frage mich was „tssussa" denn nun mit dem „tsumbel" zu tun hat und bestelle es. Er lächelt. Ich lächle. Wir sind beide glücklich. Das finde ich schoen.
Als erstes wird eine Deko-Schale auf meinem Tisch platziert. Eine Tomate, ein halber Kohl, ganze Paprikas, zwei Radieschen, Frühlingszwiebeln und eine komplette und und ungeschälte Zitrone. Ich mache mir noch keine Gedanken und schaue weiterhin in der Gegend rum. Irgendwann fällt mein Blick eher zufällig auf die Dekoschale. Könnte diese dekorative Ansammlung von Gemüsen irgendwie ein „tsumbel", „grussma" oder auch ein Salat sein? Ich fixiere das Schälchen: Sieht so etwas Unaussprechliches aus? Die Karotten sind geschnitten, der Rest nicht. Ich würde es essen. Aber was sagt der Kellner, wenn ich mich einfach über eine Deko-Schale hermache?
So schauen wir uns gegenseitig an. Ich die Deko-Schale, die Dekoschale mich (passiert hier noch was?) und der Kellner uns (also mich und die Dekoschale)... Dann überwinde ich mich und winke ihn heran. „Äh sorry, what have I to do with this?" - Die Antwort überzeugt mich nur halbwegs. Ich habe irgendwie verstanden, dass ich das „grumbel" zu schneiden und zu essen habe, so ganz sicher bin ich mir dabei allerdings nicht. Ich schneide vorsichtig an dem halben Kohl. Wie auf ein Signal bringt mir der Kellner Kichererbesenpüree und Salat. Das macht mich stutzig, denn wenn „Salad" „Salat" war, was ist dann das vor mir?

Ich schneide weitere kleine Stück von den Gemüsen ab und beginne sie ins köstliche Kichererbsenmus zu tunken. Immerhin kommt ja gleich noch Kebab. Dann wird eine Schale mit warmen Gemüse an meinen Platz gebracht. Ich zähle nach: Kebab+Salad+grhhx+tsumbel (oder grussma) = 4 Dinge. Vor mir stehen: Salat, Dekosalat oder Gemüse, Kichererbsenpüree und warmes Gemüse = 4 Dinge. Dazu noch Brot.
Ich frage mich kurz, ob meine Mutter mit im Spiel ist: „Junge, du musst auch Gemüse essen" und nehme mein Schicksal in die Hand. Ein Löffel warmes Gemüse, eine Gabel-Salat, ein Stück Rohkost in Kichererbsenpüree. Ich fühle mich verpflichtet einen guten Eindruck zu machen und esse alles auf – bis auf die Zitrone.
Ich fühle mich gut, ich fühle mich gesund – aber nächstes Mal nehme ich wieder mein Lederbuch mit.

Das komplette libanesische Werk

Und ich ohne Kebab


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